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Falsche Antworten auf falsche Fragen


By Geier - Posted on 21 September 2010

21. September 2010

 

 

Zum Wochenende vermeldeten verschiedene Zeitungen, daß unser derzeitiger Außenminister seinen Lebensgefährten geheiratet habe. Nun ist dies schon aus dem Grunde falsch, als unsere Regierenden sich bisher noch gescheut haben, das letzte Feigenblatt fallenzulassen und die sogenannte »eingetragene Partnerschaft« tatsächlich auch »Ehe« zu nennen, wie das von Interessenverbänden immer wieder gefordert wird. Schon formaljuristisch ist es also nicht richtig, von einer Ehe zu sprechen, was verschiedene sogenannte Qualitätsmedien aber nicht davon abgehalten hat, dies trotzdem zu tun. Kann man Berufsjournalisten soviel Unkenntnis des Rechtssystems, in dem sie leben, unterstellen, oder muß man doch eher annehmen, daß hier durch Veränderung des Sprachgebrauchs der Leser sturmreif geschossen werden soll für die finale Veränderung der Rechtswirklichkeit? Der Mühe bedarf es eigentlich kaum noch, denn schon heute stolpern nur die wenigsten Leser überhaupt noch darüber, daß da behauptet wird, zwei Menschen würden heiraten, gerade so, wie man sagt, daß zwei Menschen Pilze sammeln oder spazierengehen würden. Denn gerade im vorliegenden Casus müßte sich doch sofort die Frage stellen: Wer von den beiden hat denn geheiratet? Und wer wurde geheiratet? 

Heute stößt wahrscheinlich schon diese Fragestellung auf Unverständnis. Aber nach biblischem Verständnis wird eine Ehe gestiftet, wenn ein Mann eine Frau heiratet, diese aber sich von ihm heiraten läßt. Er begründet ein Haus (οἶκος)[G], sie aber wird in dieses Haus aufgenommen. Aber selbst Christen haben diesen wesentlichen Unterschied aus ihrem Sprachgebrauch verbannt, sprechen davon, daß da zwei geheiratet haben oder annoncieren fröhlich: »Wir haben geheiratet«. Der wesentliche Charakter des Ehebundes, der ja die Aufgabe hat, den Bund Gottes mit uns abzubilden, wird hier schon im Ansatz verschliffen. Man hat sich den Gebräuchen der Welt angepaßt, welche die Ehe als Partnerschaft zwischen Gleichen, sozusagen »auf Augenhöhe«, begreift.

Übersetzen wir das Wort »Homosexualität« ins Deutsche, dann stoßen wir auf den Kern dieser Ideologie. Dieser besteht nicht in den bizarren Paarungspraktiken, die an der Oberfläche sichtbar werden, sondern in der Gleich-Bewertung der Geschlechter, in ihrer totalen Indifferenz, Austauschbarkeit und Beliebigkeit. Deshalb gibt es ja auch solch deutliche Überschneidungen zwischen Homo- und Transsexualität: Der ideologische Kern ist identisch. Eben dieser ideologische Kern steckt aber auch in jeder scheinbar heterosexuellen Beziehung, welche die biblisch verordneten Unterschiede der Geschlechter nivelliert. Dort, wo Menschen einander heiraten, statt zu heiraten und geheiratet zu werden, wird schon das biblische Menschenbild zurückgelassen und mit der sprachlichen Gleich-Bewertung der Geschlechter der Weg zu ihrer vollständigen Austauschbarkeit bereitet. Natürlich ist der Sprachgebrauch hier nur ein Indiz an der Oberfläche; die Ursachen liegen tiefer: Wo innerhalb einer heterosexuellen Beziehung die Rollen frei verhandelbar sind, ist der Weg auch nicht mehr weit, die Geschlechter selbst auszutauschen. Hier wird dann nur noch auf der biologischen Ebene nachvollzogen, was zuvor schon auf der geistlichen Ebene stattgefunden hat. Auf den Punkt gebracht: Wenn zum Beispiel eine Frau innerhalb einer Ehe meint, sich wie ein Mann verhalten zu müssen und Ihr Mann ihr hier keinen Widerstand entgegensetzt, dann ist diese Beziehung im geistlichen Bereich schon einer Beziehung zwischen zwei Männern, also einer homosexuellen Beziehung ähnlich — und dies ist häufig auch dort anzutreffen, wo andere Formen der Homosexualität sonst strikt abgelehnt werden.

Wie bitter diese einfachen Aussagen vielen aufstoßen müssen, wie provokant sie erscheinen, zeigt nur, wie weit der Weg ist, der hier schon in eine falsche Richtung zurückgelegt wurde, gerade auch von Christen. Um auf den Ausgangspunkt dieses Artikels zurückzukommen: Man kann die Verpartnerung eines Außenministers mit einem Manne schon deshalb nicht als Ehe bezeichnen, weil ja gar nicht definiert werden könnte, wer denn hier wen geheiratet hätte — ob er ihn oder doch eher er ihn? Es ist einfach absurd. Indem aber Nominalchristen die letzten Jahrzehnte genutzt haben, die Geschlechterunterschiede zu planieren, leisten sie ihren täglichen Beitrag zur Öffnung der Ehe für Homosexuelle — dadurch, daß sie die Institution Ehe selbst auf die Ebene einer gleich-geschlechtlichen Partnerschaft — also einer Beziehung mit austauschbaren Geschlechterrollen — herunterbringen.

Einen weiteren Pflock in Hinsicht auf Beliebigkeit und Austauschbarkeit der Geschlechter haben gerade die »Freien Evangelischen Gemeinden« (FEG) eingeschlagen. Just an dem Freitag der außenministeriellen Verpartnerung haben sie mit satter Mehrheit beschlossen, das Pfarramt für Frauen zu öffnen. Gemäß den oben dargelegten geistlichen Gesetzmäßigkeiten werden die FEG sich nun auch schrittweise für Homosexualität öffnen, auch wenn ihnen das vielleicht selbst noch nicht bewußt ist und sie sicher eine gewisse Schamfrist einhalten werden. Die Weichen sind gestellt. Bemerkenswert ist aber auch, daß wahrscheinlich keinem der Delegierten aufgefallen ist, daß sie ohnehin nur darüber abstimmen durften, ob zwei mal zwei nun sieben sei oder neun. Denn sicher ist es aus biblischer Sicht absurd, Frauen einen solchen Dienst tun zu lassen; aber die Frage, ob überhaupt das Vorhandensein einer Einrichtung wie der des professionellen kirchlichen Pfarramtes bzw. des freikirchlichen Pastorenamtes einer biblischen Prüfung standhalten könne — unabhängig davon also, ob nun ein Mann oder eine Frau dieses Amt besetzt — ist nicht einmal gestellt worden. Das gleiche gilt natürlich für die Frage, wo man denn in der Bibel Freie Evangelische Gemeinden finden könne. Und wer schon die Fragen falsch stellt, darf nicht erwarten, richtige Antworten zu bekommen.
So ist nun zu befürchten, daß diejenigen, die durch die neuerliche Entwicklung aus den FEG herausgetrieben werden, wiederum nicht zur Verfügung stehen werden, am Reich Gottes zu bauen, sondern weiterhin irgendwelche Denominationen basteln, wo es zwar keine »Pastorinnen« gibt, aber immer noch Klerikalismus und Denominationalismus.

Was den Lehrdienst von Frauen angeht, so ist immer wieder die Ansicht anzutreffen, daß dieser ja schon deshalb legitim sein müsse, weil es nun einmal Frauen gäbe, die dazu befähigt seien. Schließlich könne niemand die Ausübung einer Begabung untersagen, die doch Gott geschenkt habe. Schließlich habe Jesus ja auch die Anweisung, die Nationen zu Jüngern zu machen, zu taufen und zu lehren (Mt. 28, 19f) ganz allgemein an alle gerichtet — oder doch nicht? Zunächst ist hier festzuhalten, daß Jesus diese Anweisung den elf Jüngern gegeben hat (Vers 16ff). Aber davon abgesehen, kann man mit der Frage, warum Gott eine Befähigung schenken sollte, um deren Ausübung hernach einzuschränken, ganz fürchterlich irregehen. Denn wenn wir uns einmal von der Ebene geistlicher Fruchtbarkeit auf die Ebene der physischen begeben, sehen wir erstens, daß Gott auch hier eine sehr allgemeine Anweisung zu Fruchtbarkeit und Mehrung ausgesprochen hat. Auch hätte grundsätzlich jeder gesunde Mann die Begabung, jederzeit alles zu beschlafen, was da weiblich ist. Im Sinne eines quantitativen Verständnisses des Mehrungsbefehles wäre das sogar effektiver als alles, was wir praktizieren. Hier aber stellt natürlich niemand — zumindest niemand, der in geistlichen Fragen ernstgenommen werden möchte — die Frage, ob man denn eine Begabung unterdrücken dürfe, die Gott doch offensichtlich in einen Menschen hineingelegt habe. Hier gibt es einen Konsens darüber, daß Fruchtbarkeit nicht nur dem allgemeinen Befehl, sondern auch den konkreten Regeln Gottes unterstehen soll — und dazu gehören nun einmal auch Beschränkungen. Das Abweichen von diesen Beschränkungen bezeichnen wir als Hurerei. Wenn es aber um geistliche Frucht geht, wird auf einmal der allgemeine Missionsauftrag dazu instrumentalisiert, die konkreten Anweisungen Gottes auszuhebeln und es wird das Argument der Befähigung und Begabung hervorgekramt, auch dann, wenn diese in offensichtlicher Rebellion gegen Gottes Ordnungen ausgelebt werden. Es wird auf Frauen verwiesen, deren Dienst ja so »gesegnet« und »fruchtbar« sei, womit dessen Legitimität bewiesen werden soll. Ins Physische zurückübertragen wäre das, als wenn ein Ehebrecher sein Tun mit den wunderbaren Kindern legitimieren wollte, die er gezeugt hat. Mit etwas rhetorischem Geschick vermag er gar noch moralischen Druck aufzubauen: Stellt nicht jeder, der sein Verhalten mißbilligt, auch die daraus erwachsenen Kinder in Frage? Ist das nicht inhuman? Das geistliche Paradoxon besteht nun aber gerade darin, daß die Kinder durchaus bei Gott Gnade finden können, dadurch aber das Verhalten, das zu ihrer Zeugung geführt hat, eben doch nicht gerechtfertigt ist. Das gleiche gilt aber im geistlichen Bereich: Wer Frucht bringen will, muß dies den Regeln Gottes entsprechend tun. Erfolg ist noch lange kein Zeichen geistlicher Legitimität:

»Viele werden mir an jenem Tag erwidern: Herr! Herr! Haben wir nicht in Deinem Namen prophezeit, in Deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in Deinem Namen viele Machttaten getan? Dann werde Ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weichet von mir, die ihr Gesetzlosigkeit wirkt!« (Mt. 7, 22f)

Wer eine Begabung für eine geistliche Legitimation hält, vergißt, daß seit dem Fall des Menschen der faktische Istzustand (also z. B. die wunderbare Begabung) nicht mehr automatisch Rückschlüsse auf den geistlichen Sollzustand erlaubt. Wer meint, er könne Frucht bringen gemäß seinen menschlichen Befähigungen und nicht gemäß den Gesetzen Gottes, landet zwangsläufig in (geistlicher) Hurerei.

 

Nachtrag: In einem brillanten Cartoon nimmt der »Web Shepherd« diejenigen aufs Korn, die es zwar für eine unzulässige Einschränkung halten, daß Frauen nicht lehren dürfen, aber kein Problem damit haben, Woche für Woche in eine Versammlung zu gehen, wo alle — ob männlich oder weiblich — außer den professionellen Theologen vom Lehrdienst ausgeschlossen sind.

 

Fortsetzung der FEG-Affaire: »Baden gegangen«, Geiernotiz vom 26. 2. 11

 

 Zum Thema Klerikalismus siehe auch die Geiernotiz »…bereits gefallen.«.

 

 

 

 

 

 

 

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