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Leser fragen den Geier
Die Versammlung verlassen?
7. Dezember 2011
Schwierige Bibelstellen VII: Hebr. 10, 25
Wer in seiner geistlichen Biographie schon einmal eine Denomination[G] hinter sich zu lassen hatte, wird in diesem Zusammenhang mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Vertretern derselben mit dem Standardvorwurf konfrontiert worden sein: »Du sollst die Versammlung nicht verlassen!«. Dabei wird ungeniert der Begriff »Versammlung« auf die jeweilige Denomination bezogen, ganz so, als wäre diese die einzig legitime Darstellung des Leibes des Christos. Dieser Vorwurf kann, weil er scheinbar biblisch legitimiert daherkommt, große Gewissensnot verursachen, ja, er entfaltet außerdem eine sehr effektive vorbeugende Wirkung: Bis heute hält er ungezählte Christen in Denominationen fest, die eigentlich wissen oder ahnen, daß sie sich dort auf einem geistlichen Abstellgleis befinden, wo sie zwar betreut werden wie die Insassen eines Pflegeheims, aber niemals in ihre Berufung hineinfinden werden. Die Angst, durch das »Verlassen der Versammlung« schuldig zu werden, hindert sie an einem Ausstieg aus Strukturen, die sie — z. B. gemäß 2. Tim. 3, 5 oder 2. Kor. 6, 17, mitunter aber auch aus anderen Gründen — eigentlich hinter sich lassen sollten.
Die Verunsicherung, die sich daraus ergibt, spiegelt sich beispielhaft in einer Leserfrage, die ich gestern im Postfach hatte:
Nachlegt: Causa Hüls
25. Juni / 27. Juni 2011
Seit meinem Kommentar zum Falle Hüls sind etliche Fragen, Einwände und sonstige Wortmeldungen aufgekommen, auf die ich hier noch einmal gesammelt eingehen möchte:
Für den Vater gäbe es auch andere Wege, wieder mit Frau und Kindern zu leben, z.B. Gespräche, Gebet und Geduld.
In den meisten Fällen ist dies nicht möglich. Der typische Fall sieht doch so aus:
Gewogen und zu schwer befunden — Leserbeiträge
29. Mai 2011
Die Geiernotiz »Gewogen und zu schwer befunden« vom 15. Mai hat ein überdurchschnittliches Leserecho hervorgerufen.* Und es war durchaus nicht so, daß nun hier übergewichtige Leser die Türen zugeknallt und in Scharen davongelaufen wären, vielmehr war der Mai bis heute mit durchschnittlich 532 Besuchern am Tag, die sich mit 1.403 Seiten täglich im Schnitt also jeweils zwei bis drei Artikel angesehen haben, sogar der bisher besucherstärkste Monat.
Auf die Lesermeldungen, die übrigens allesamt constructiv waren, gehe ich gern ein.
Ein Ernährungsberater hat aufgrund des Artikels angerufen und erwähnt, daß gerade viele Christen jegliche Vernunft in Ernährungsfragen ablehnen mit dem Hinweis darauf, »daß Gott sie ja so gemacht habe«. Wie absurd und gefährlich dieses Scheinargument ist, hatte ich ja schon hier erklärt. Da wirken sich wohl auch einmal mehr diese vielen psychologiebasierenden Selbstliebe- und Selbstannahme-Predigten aus, die trefflich geeignet sind, Menschen in Verfehlung verharren zu lassen. Dieselben Christen, wenn sie dann aufgrund ihrer Überernährung krank werden, lassen dann aber das Argument, daß Gott sie eben so gemacht habe, auf einmal nicht mehr gelten, sondern erwarten selbstverständlich Beistand von Ärzten und Krankenkassen.
Ein anderer Leser merkt an:
Gewogen und zu schwer befunden …
15. Mai 2011
Schon vor längerer Zeit hatte ein Schweizer Leser angefragt, ob es denn christusgemäß sei, Übergewicht zu unterhalten. Inzwischen hatte ich auch eine Materialsammlung zum Thema angelegt, diese Woche bin ich dann wieder auf das Thema gestoßen worden, da sich nun »idea Spektrum« der Sache angenommen hat; leider erschöpft sich der idea-Artikel »Gefährliches Schlaraffenland« zum größten Teil im körperlichen Aspekt des Themas, widmet dem seelischen Teil einen Absatz und dem geistlichen gerade noch kurze Erwähnung. Schade. Denn gerade die biblische Sicht auf den »Selbstmord mit Messer und Gabel« birgt beachtlichen Sprengstoff. Ein commerzielles Produkt wie »idea Spektrum« muß hier aber wohl Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Abonnenten nehmen und wird deswegen nicht zu deutlich über persönlich zurechenbare Schuld schreiben. Schließlich gibt es unter Christen nicht weniger Dicke als unter Nichtchristen.
Nechustan — Kreuz oder Pfahl?
3. März 2010
Mein ikonoklastischer Artikel »Bild des Unsichtbaren« zu Kol. 1, 15 hat einen Leser zu der Frage veranlaßt:
»Wie stehst du dazu, daß das Kreuz als Zeichen für das Christentum in allen Denominationen gilt? Ist ein Aufhängen eine Kreuzes oder ein Kreuz auf dem Gipfel eines Berges auch Götzendienst? … Die Frage ist doch vielmehr, ob ich ein Kreuz … als Amulett oder Glücksbringer trage oder lediglich als Symbol. Falls ein Kreuz auch in seinem symbolischen Aspekt nicht tolerierbar ist müsste dieses eigentlich überall verschwinden.«
Zur Antwort nachfolgend ein älterer Artikel, der bisher nicht hier erschienen war:
Bild des Unsichtbaren
23. Februar 2010
Schwierige Bibelstellen IV: Kol. 1, 15
Dies ist die erste Notiz in der neuen Rubrik »Leser fragen den Geier«. Über das Kontaktformular treffen ja gelegentlich interessante Fragen ein, und sofern ich diese beantworten kann und auch meine, daß dies für weitere Leser von Interesse sein könnte, werde ich diese in loser Folge zu Geiernotizen verarbeiten — die Identität des Fragestellers bleibt selbstverständlich geschützt.
Die Reihe »›Schwierige‹ Bibelstellen« hat einen Leser veranlaßt, nach Kol. 1, 15 zu fragen, und hier ist die versprochene Antwort:
Kolosser 1, 15 spricht von Christus als dem »Bild des unsichtbaren Gottes«, und das scheint ja tatsächlich erst einmal ein Paradoxon zu sein: Etwas, das unsichtbar ist, kann man nicht abbilden. Tatsächlich? Zumindest aus der Naturwissenschaft kennen wir ja visuelle Beschreibungen unsichtbarer Dinge — die Modelle. So kann ich Sauerstoff zwar nicht sehen, aber in einem Modell abbilden, das die molekularen Eigenschaften des Sauerstoffs abbildet. Wer das Modell sieht, sieht zwar immer noch keinen Sauerstoff, aber er kann etwas über die Eigenschaften des Sauerstoffs lernen.
Dies ist zwar nur ein Gleichnis, aber es bringt uns schon einmal auf die richtige Fährte. Tatsächlich aber besteht zwischen dem Christos und dem Vater eine viel höhere Übereinstimmung als zwischen einem Sauerstoffmolekül und dem Modell eines solchen. So sagt Jesus in Johannes 14, 7: