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David W. Bercot · Zurück zum Start — Was die frühen Christen uns zu sagen hätten
1. Dezember 2015
David W. Bercot
Zurück zum Start
Was die frühen Christen uns zu sagen hätten
256 Seiten
Books on Demand; 2. Auflage 2015
€ 11,95
ISBN 978-3734748837
Andrew Miller schreibt in seiner »Geschichte der christlichen Kirche«:
»Als Konstantin einst das Bekenntnis des Christentums zu dem Wege machte, auf dem man zu weltlichen Vorteilen gelangen konnte, drängten sich die heidnischen Soldaten und Beamten in die Kirche. Aber ach, mit ihnen hielt der Götzendienst seinen Einzug. Um diese Zeit wurden die Bilder, Gemälde, Prachtgewänder und Festtage samt den Halbgöttern des Heidentums in die bekennende Kirche eingeführt. Vom 4. bis 16. Jahrhundert hatte der Götzendienst in der herrschenden Kirche die Oberhand, und das Wort Gottes wurde von ihr mehr und mehr verworfen.«
Ist es nun aber nötig oder wenigstens hilfreich, über eine solide Bibelkenntnis hinaus auch mit den Grundzügen der Kirchengeschichte vertraut zu sein?
Bercot widmet sich in seinem Buch der Zeit der ersten Jahrhunderte, als Lehre und Praxis der Apostel das Leben der Gemeinden noch deutlich bestimmten, der Zeit vor dem ersten Konzil von Nicäa, vor der Zerstörung der Fundamente durch Konstantin und Augustinus, und geht der Frage nach, ob sich heutige Evangelikale zurecht als Erben der frühen Christen ansehen dürfen. Anhand von exemplarischen Aussagen früher christlicher Lehrer rekonstruiert er das damalige Schriftverständnis und untersucht anhand von Beispielen, ob man heutige Theologie und Lebensweise eher frühchristlicher oder nachkonstantinischer Praxis zurechnen muß. Bercot erklärt, durch welche Mechanismen das frühe Christentum schließlich korrumpiert wurde und geht der Frage nach, ob Reformation und spätere Erweckungsbewegungen wirklich ihr Versprechen einlösen konnten, die christliche Gemeinschaft zu ihren Ursprüngen zurückzuführen. Daß er dabei die amerikanisch-evangelikale Perspektive als Vergleichsbasis heranzieht, ist unproblematisch; die Fragen, die er aufwirft, sind diesseits des Atlantiks nicht grundsätzlich verschieden.
Viele theologische Streitfragen unserer Zeit, wie zum Beispiel der von Augustinus und Luther postulierte Gegensatz von Glauben und Werken, hätte bei den frühen Christen vermutlich nur ungläubiges Staunen ausgelöst. Ihre Kräfte waren auf eine untadelige Lebensführung in Zeiten grausamer Verfolgung ausgerichtet. Während sie radikal waren, aber verblüffend undogmatisch, neigen Christen heute eher dazu, dogmatisch, aber in ihrer Lebensführung nicht wirklich radikal zu sein. Das herausgearbeitet zu haben, ist das zentrale Verdienst dieses Buches.
Photo: © Geier