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Abtreibung
Schöner neuer Mensch
15. Juli 2015
Gerade findet sich in der ARD-Mediathek — wie immer nur für wenige Tage — die Dokumentation »Schöner neuer Mensch«, die sich mit dem Thema Eugenik befaßt und weitgehend als Illustration meines Artikels »… für die Rasse des Menschen im höchsten Grade schädlich …« aus dem Jahr 2009 taugt.
Inzwischen ist auch eine Kopie auf Youtube aufgetaucht; möglicherweise bleibt diese länger im Netz:
Abtreibungsarzt Kermit Gosnell wegen Mordes verurteilt
14. Mai 2013
Kermit Gosnell, Abtreibungsarzt aus Philadelphia, wurde gestern des Mordes in drei Fällen sowie der fahrlässigen Tötung einer Patientin schuldig gesprochen. Das Strafmaß wurde noch nicht festgelegt, die Staatsanwaltschaft hat die Todesstrafe beantragt. Blutverschmierte Flure und Uringestank: Gosnell hatte jahrzehntelang ungehindert eine Abtreibungsklinik betrieben, in der unbeschreibliche Zustände geherrscht hatten. Aufgeflogen ist er im Februar 2010 mehr oder weniger zufällig nach einer Kontrolle wegen des Verdachtes unzulässiger Medikamentenabgabe, nachdem seine Klinik 17 Jahre lang überhaupt nicht behördlich kontrolliert worden war, obwohl es schon sein 1989 Beschwerden gab.
Gosnell hatte regelmäßig Spätabtreibungen durchgeführt, auch weit nach der 24-Wochen-Frist, die in Pennsylvania zulässig ist. Lebend zur Welt gekommene Kinder hat er getötet, indem er ihnen mit einer Schere die Wirbelsäule im Nacken durchschnitten hat. Dies war regelmäßige Praxis, so selbstverständlich, daß sie schon von Angestellten der Klinik ohne ärztliche Ausbildung durchgeführt wurde. Die Kinder haben nach Aussagen von Angestellten häufig eindeutige Lebenszeichen von sich gegeben, sich bewegt, geschrien oder geseufzt. Gerichtsfest nachgewiesen wurden aber nur drei der Fälle, die jetzt zu seiner Verurteilung geführt haben, auch, da Gosnell systematisch Akten gelöscht hat.
Die fünfzehnjährige Tochter einer Angestellten, eine Schülerin, die auch von Gosnell beschäftigt worden war, wurde nach kurzer Zeit im Telephondienst in die Abtreibungen einbezogen. Auch psychisch kranke Mitarbeiterinnen (bipolare Störung, Depressionen, Alkoholmißbrauch) waren an der Tötung Lebendgeborener beteiligt.
Monika Hey · Mein gläserner Bauch
27. April 2013
Monika Hey
Mein gläserner Bauch
Wie die Pränataldiagnostik unser Verhältnis zum Leben verändert
gebunden, 224 Seiten
Deutsche Verlags-Anstalt
ISBN-10: 3421045380
ISBN-13: 978-3421045386
€ 19,99
Da schreibt eine Abtreibungsbefürworterin mehr als ein Jahrzehnt nach der Abtreibung ihres behinderten Kindes ein Buch. Das Trauma hat sie trotz des großen zeitlichen Abstandes offensichtlich nicht bewältigen können. Trotzdem will sie das, was sie als »das mühsam erkämpfte Recht auf Abtreibung« bezeichnet, nach wie vor nicht in Frage stellen. Schreibt sie wirklich für den Leser? Schreibt sie nicht eher zur Selbsttherapie, zur Selbstentschuldigung? Kann unter solchen Voraussetzungen ein brauchbares Buch entstehen?
Tatsächlich ist der Informationswert von Monika Heys Buch zur vorgeburtlichen Diagnostik gerade wegen ihres persönlichen Zugangs nicht zu unterschätzen. Wie eine Schwangere vom Räderwerk der Medizin erfaßt, durch die Mühlen des Gesundheitswesens gedreht und schließlich von der Maschinerie, die ihr Kind das Leben kostet, als Versehrte wieder ausgeworfen wird, konnte wohl nur eine Betroffene beschreiben. Und obwohl sie selbst daran nicht soweit reift, daß sie Abtreibungen prinzipiell hinterfragt, lehnt sie doch den gesellschaftlichen Druck zur vorgeburtlichen Selektion behinderter Kinder ab — immerhin.
Zahl des Tages IV
3. April 2013
57
Nur noch ca. 57 Mädchen werden in der chinesischen Stadt Tianmen auf 100 Jungen geboren. Für dieses Mißverhältnis gibt es keine natürliche Ursache; die fehlenden Mädchen werden abgetrieben. Die Bestimmung des Geschlechts eines Kindes ist heute schon sehr früh zu Beginn der Schwangerschaft möglich.
Zahl(en) des Tages III
21. März 2013
72
13
72 % der Deutschen halten es für absolut inakzeptabel, Müll im Wald abzuladen. 13 % der Deutschen halten Abtreibung für absolut inakzeptabel.
Nur mal angenommen, das stimmte …
6. März 2013
Die offizielle Statistik für 2012 weist einen Rückgang der Abtreibungen in Deutschland um 1,9 Prozent auf 106.800 aus. Nur mal kurz angenommen — wofür nicht allzuviel spricht — daß diese Statistik stimmte, dann entspräche diese Zahl immer noch der vollständigen Ausrottung von Erlangen. Und von Jena im nächsten Jahr. Und von Fürstenfeldbruck im Jahr darauf. Und dann Trier. Moers. Cottbus. Koblenz. Siegen. Hildesheim. Salzgitter … Jedes Jahr eine Stadt ausgelöscht. Ich hoffe, das macht die drögen Zahlen der Statistik etwas anschaulicher.
Abb.: Cottbus. Na gut, sonderlich schön ist es nicht wirklich. Aber deshalb gleich ausrotten? Das wäre doch nun wirklich übertrieben.
Kolumne mit Paukenschlag
2. März 2013
Kennen Sie die »Symphonie mit dem Paukenschlag«? Hartnäckig hält sich die Legende, Haydn hätte die Komposition bewußt so angelegt, daß die Zuhörer, die im ersten Satz eingeschlafen sind, im zweiten von einem unerwarteten Fortissimo des Orchesters unsanft wieder aufgeweckt würden. Er selbst hat diese Absicht freilich bestritten. Wenn man aber will, kann man einen vergleichbaren Effekt auch ganz ohne Orchester erreichen, zum Beispiel, indem man ihn in einen Text hineinbastelt. Aber ich will der Reihe nach erzählen:
Schade, eigentlich …
30. September 2012
Sehr geehrte Edeka-Kundendienstler,
ich habe eigentlich immer gern bei Edeka eingekauft, und das seit über zwanzig Jahren und mitunter palettenweise für meinen Betrieb. Schade eigentlich, daß das nun nicht mehr möglich zu sein scheint.
Kinder-Geburts-Tag
4. März 2012
Nachdem ich im Juni 2009 den gewaltsamen Tod des Abtreibungsarztes Tiller als »postnatale Spätabtreibung« bezeichnet hatte, gab es doch tatsächlich (wenn auch nur sehr vereinzelt) Leser, die das cynisch fanden. Dabei ist es zwar gesellschaftlich üblich, ein pränatales Umbringen als Abtreibung, ein postnatales hingegen als Mord zu bezeichnen, tatsächlich aber ist der Unterschied ein rein quantitativer, kein qualitativer: Tot ist tot, und der Zeitpunkt der Geburt als Stichtag für ein erlaubtes oder unerlaubtes Umbringen ist reine Willkür. Die wachstümliche Entwicklung des Menschen beginnt lange vor der Geburt und ist lange nach der Geburt noch nicht abgeschlossen.
Ausgerechnet radikale Abtreibungsbefürworter haben diese schlichte Tatsache nun ausdrücklich anerkannt, wenn auch unter umgekehrtem Vorzeichen:
In einem Artikel für das »Journal für Medizinethik« stellen die Autoren Alberto Giubilini (Universität Mailand) und Francesca Minerva (Universität Melbourne) die Frage: »Nachgeburtliche Abtreibung: Warum sollte das Baby leben?«*. Darauf aufbauend, daß vorgeburtliche Abtreibung ja bereits weitgehend akzeptiert sei, leiten sie aus der Tatsache, daß es kein moralischer Unterschied ist, ein Kind vorgeburtlich oder nachgeburtlich zu töten, die Folgerung ab, daß es demnach in allen Fällen, wo Abtreibung akzeptiert sei, auch gestattet werden solle, Kleinkinder zu töten. Die Gründe, die für eine Abtreibung angeführt werden — Behinderungen des Kindes oder die persönlichen Gründe der Mutter — hätten sich mit der Geburt des Kindes schließlich nicht geändert. Die Autoren benennen eine Reihe von Gründen, die es einer Mutter unerträglich erscheinen lassen könnten, ihr Kind aufzuziehen — zum Beispiel, wenn sie ihren Partner verliert, nachdem sie von ihrer Schwangerschaft erfährt — und erklären:
»lebensunwertes Leben«
1. Februar 2012
Kulaken!
Untermenschen!
Zellklumpen!
Eine seltsame Zusammenstellung ist das. Und trotzdem verbindet diese Begriffe eine Gemeinsamkeit, eine ideologische Kontinuität — von Lenin bis Schwarzer sozusagen: Immer wenn einer Bevölkerungsgruppe ein Krieg erklärt wird, der ihre weitgehende Vernichtung zum Ziel hat, wird diese zuvor mit Begriffen belegt, die sie außerhalb der menschlichen Gesellschaft stellen sollen. Es gibt legitime Begriffe, mit denen sich Gruppen von Menschen voneinander abgrenzen — nach religiöser, sozialer, oder ethnischer Zugehörigkeit oder anderen typischen Merkmalen. Aber mit Begriffen wie den obengenannten wird signalisiert: Hier liegt eine Feindschaft vor, die man nicht mehr überwinden will. Hier gibt es nichts zu verhandeln, nichts zu diskutieren, hier wird nur noch nach der »Endlösung« gestrebt.
Will man ungestraft morden, muß man entweder den Mord umdefinieren oder das Opfer. Ernesto »Che« Guevara zum Beispiel hat den Mordbegriff umgedeutet, indem er ihn der Nützlichkeit unterworfen hat. Als Kommandeur der Erschießungskommandos in Havanna hat er betont, daß er keinen Nachweis der persönlichen Schuld der Hinzurichtenden benötige: Es genüge ihm, daß die Hinrichtung für die Revolution nützlich sei. So ließ er auch Kinder erschießen, deren Familien sich gegen die Enteignung ihres Landes gesträubt hatten oder geistig Behinderte.