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Bemerkungen zum »Tag der Organspende«
5. Juni 2011
David Noll beschreibt anläßlich des gestrigen »Tages der Organspende« in der F.A.Z. den aktuellen Stand der Diskussion zu Hirntod und Organspende, die hier schon in dem Artikel »Volkseigene Ersatzteilspender« angerissen wurde.
Daraus einige bemerkenswerte Citate:
Im schlimmsten Fall hat Manzei hirntote Patienten für die Organspende vorbereitet – eine für sie unerträgliche Erfahrung. »Der Patient geht als Mensch in den OP und kommt als Leiche wieder heraus. Das ist nur ganz schwer zu verarbeiten.«
»Für den Patienten und das medizinische und pflegende Personal verändert sich durch die Diagnose Hirntod eigentlich nichts.« Der nunmehr Hirntote wird weiterhin beatmet, der Brustkorb hebt und senkt sich, der Körper bleibt warm. Das Personal wäscht den Patienten, entsorgt die Exkremente, die nach wie vor ausgeschieden werden. Die Wissenschaft hat sogar Fälle dokumentiert, in denen hirntote Schwangere gesunde Babys ausgetragen haben. Manzei bezeichnet den Hirntod deshalb lediglich als »rechtlichen Switch«: Der Patient werde nicht mehr für sich, sondern für den Organempfänger gepflegt und behandelt.
Pflegewissenschaftliche Studien zeigten, dass die Bereitschaft zur Organspende bei medizinischem und pflegendem Personal deutlich sinke, je näher die Ärzte und Pfleger an der Organspende arbeiteten. Erklärt werde dies durch das Phänomen des »lebenden« Hirntoten. Während der Organentnahme komme es vor, dass sich der Mensch auf dem OP-Tisch bewege. Der Blutdruck und die Herzfrequenz stiegen deutlich an. Anästhesisten aus Großbritannien forderten daher schon vor Jahren, man solle Spender während der Organspende narkotisieren. Auch Transplantationsmediziner in Deutschland kennen den »lebenden« Hirntoten. Bei 75 Prozent aller Patienten komme es zu Bewegungen der Arme und Beine, … . »Wenn sie da danebenstehen und der Arm hebt sich und streicht an ihrem Bein entlang, ist das kognitiv nicht zu bewältigen.«
Der Artikel kann hier gelesen werden.