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Gewogen und zu schwer befunden — Leserbeiträge


By Geier - Posted on 29 Mai 2011

29. Mai 2011

 

Die Geiernotiz »Gewogen und zu schwer befunden« vom 15. Mai hat ein überdurchschnittliches Leserecho hervorgerufen.* Und es war durchaus nicht so, daß nun hier übergewichtige Leser die Türen zugeknallt und in Scharen davongelaufen wären, vielmehr war der Mai bis heute mit durchschnittlich 532 Besuchern am Tag, die sich mit 1.403 Seiten täglich im Schnitt also jeweils zwei bis drei Artikel angesehen haben, sogar der bisher besucherstärkste Monat.

Auf die Lesermeldungen, die übrigens allesamt constructiv waren, gehe ich gern ein.

Ein Ernährungsberater hat aufgrund des Artikels angerufen und erwähnt, daß gerade viele Christen jegliche Vernunft in Ernährungsfragen ablehnen mit dem Hinweis darauf, »daß Gott sie ja so gemacht habe«. Wie absurd und gefährlich dieses Scheinargument ist, hatte ich ja schon hier erklärt. Da wirken sich wohl auch einmal mehr diese vielen psychologiebasierenden Selbstliebe- und Selbstannahme-Predigten aus, die trefflich geeignet sind, Menschen in Verfehlung verharren zu lassen. Dieselben Christen, wenn sie dann aufgrund ihrer Überernährung krank werden, lassen dann aber das Argument, daß Gott sie eben so gemacht habe, auf einmal nicht mehr gelten, sondern erwarten selbstverständlich Beistand von Ärzten und Krankenkassen.

Ein anderer Leser merkt an:

Ein unbedarfter Leser könnte, nach meinem Verständnis begünstigt durch den Artikel (»aktive Selbstbeschränkung«), zu dem Schluß gelangen, nun endlich mit dem großen, »biblisch wohlbegründeten« Fasten durchstarten zu wollen, vor dem er sich jahrelang gedrückt hatte. Möglicherweise erhofft er sich sogar eine bessere Stellung vor Gott durch seinen nun geänderten Lebenswandel. Aber auch dies ist freilich nicht mehr als eine weitere religiöse Übung, Tendenz zwar richtig aber dennoch am Ziel vorbei, weil falsch verstandener Glaube und nur zu wenig nutze. Die richtige Ernährung dagegen ist »die mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre« (1. Tim 4, 6 — 8, KNT):

6 Wenn du dieses den Brüdern vorhältst, wirst du ein trefflicher Diener Christi Jesu sein, der sich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre ernährt, denen du vollends gefolgt bist.
7 Die unheiligen und altweibischen Sagen aber verbitte dir, doch übe dich selbst in der Frömmigkeit;
8 denn die körperliche Übung ist zu wenigem nützlich, die Frömmigkeit aber ist zu allem nützlich, da sie die Verheißung des nunmehrigen und des künftigen Lebens hat.

Diese Ernährung rechnet auch richtig mit dem »der Sünde gestorben sein« (in diesem Fall das übermäßige Essen) und führt auf den richtigen Weg (Römer 6, 8 — 11 KNT):

8 Wenn wir aber zusammen mit Christus starben, glauben wir, daß wir auch zusammen mit Ihm leben werden,
9 wissend, daß Christus, auferweckt aus den Toten, nicht mehr stirbt. Der Tod ist nicht mehr Herr über Ihn;
10 denn was Er starb, das starb Er der Sünde ein für allemal, was Er aber lebt, das lebt Er für Gott.
11 Also auch ihr! Rechnet damit, daß ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!

Ich denke, daß Sie durchaus die geistlichen Aspekte (die mangelnde Frömmigkeit, Hochmut, Selbstsucht) in dem Artikel angesprochen haben, aber ein wenig mehr Ratschläge, wie denn dem abzuhelfen ist, wäre noch besser gewesen.

Das ist richtig. Ich hatte zunächst nur eine Diagnose gestellt, ohne Therapievorschläge anzubieten. Zwar hatte ich mit den Hinweisen auf Selbstbelohnung, Selbstentschädigung und Hochmut schon in eine Richtung gedeutet, es muß aber klar sein, daß niemand im Fleisch das Fleisch besiegen kann, daß also die Schlußfolgerung, »ich muß nur weniger essen« zu kurz greift. Denn wenn die Ursache geistlich ist, muß auch die Heilung im geistlichen Bereich ansetzen. Paulos schreibt: »Wandelt im Geist, dann werdet Ihr die Begierde des Fleisches nicht vollendigen« (Gal. 5, 16), und dies ist der Schlüssel zum Sieg. Es gibt ein »Denken des Fleisches« (Kol. 2, 18), und solange dieses nicht durch das »Denken des Christos« (1. Kor. 2, 16) ersetzt wird, kann es keine Besserung geben. Auch in diesem Lebensbereich gilt es also, »verwandelt zu werden durch das Neumachen des Denkens« (Röm. 12, 2). Dies wird möglich, indem Fehlverhalten zunächst als solches benannt wird und hernach die Ursachen dafür anhand der Schrift erforscht und erkannt werden — wozu ich mit meinem Artikel Anregungen liefern wollte. Wenn also jemand zum Beispiel eine Haltung hat, daß er lieber sich selbst dient als anderen, wird ihm keine Diät helfen, solange er nicht diese Haltung ändert. Wenn jemand seine geistliche Leere dadurch übertüncht, daß er sich Tag für Tag nach Gelegenheiten umsieht, sich selbst zu verwöhnen, wird ihm keine Nahrungsumstellung eine Änderung bringen. Es sei hier noch einmal an die Lektion über Selbstliebe erinnert, die Basiswahrheiten enthält, deren Kenntnis für den siegreichen Umgang mit verschiedenen Süchten Voraussetzung ist und auch im Falle suchthaften Ernährungsverhaltens hilfreich sein kann.

Alle Süchte haben eine Gemeinsamkeit: Sie versprechen einen abgekürzten Weg zur Befriedigung der Seele. Während die Wege Gottes schmal und steinig sind und das anpfahlen[G] des herrschsüchtigen Selbsts beinhalten, verspricht die Sucht eine glatte, breite, schnell befahrbare Straße zur sofortigen Zufriedenheit. Die Mechanismen, die hier wirken, sind in dieser Hinsicht die selben bei Drogen oder seichter Unterhaltung wie eben auch beim Nahrungsmittelmißbrauch.

Jeder geistliche Hilfsansatz muß also die falschen Gedankengebäude sichtbar machen, die hinter dem Fehlverhalten stehen und diese ausräumen. Zum »Sichtbarmachen« kann ich hier Anregungen geben, das Verabschieden falschen Denkens ist dann Sache des jeweils betroffenen. Damit dies nicht ins Leere läuft, ist es wichtig, sich nicht an den Symptomen abzuarbeiten (»Ich esse zu viel …«), sondern die Ursachen zu bekämpfen (»Ich esse zu viel, weil ich mich damit selbst belohne, weil ich mich damit selbst entschädige, oder vielleicht, weil ich mich für so wunderbar halte, daß ich denke, deswegen mit meiner überragenden Präsenz möglichst viel Raum einnehmen zu dürfen …«).

Wenn wir uns also, wie von citiertem Leser in Erinnerung gebracht, zuerst vom Wort Gottes ernähren, wird dieses uns über solche Zusammenhänge nicht im Unklaren lassen, sondern vielmehr überführen und zurechtbringen.

 

 

 

 

 

* Da sich der vorliegende Artikel auf den oben angeführten bezieht, ist es ratsam, diesen zuerst zu lesen.

 

 

 

 

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