… eitel Freude!

10. Juli 2011

»Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallet …« wird Jakobos 1, 2 in der Elberfelder übersetzt, und bei Luther desgleichen: »Meine lieben Brüder, achtet es für eitel Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallet …«. Dies mutet spontan etwas seltsam an, und wahrlich: Das ist es auch.

In der Dabhar-Übersetzung lesen wir: »Als alljede Freude stufet ein, meine Brüder, wann gleichsam in bunten Versuchungen seiend ihr diesen rundum entgegenfallet … «. Das Grundtextwort περιπίπτο wird hier also nicht als Fallen im Sinne eines passiven Hineingeratens oder gar Überwundenwerdens übersetzt, sondern bekommt im Gegenteil die Bedeutung einer militärischen Ausfallbewegung oder gar eines aktiven Überfalls. Man stelle sich die Bewegungen eines Schwertkämpfers vor, der von mehreren Seiten von Gegnern angegriffen wird und diesen entgegenfällt, um sie abzuwehren, dann hat man eine Vorstellung, wovon Jakobos hier redet. Zwar erlaubt das Wörterbuch theoretisch sowohl die Übersetzung im Sinne passiven Hineinfallens als auch im Sinne eines aktiven Entgegenfallens, aber nur die zweite Übersetzungsvariante paßt auch nahtlos zum folgenden Satzteil, der über die Bewährung unserer Treue spricht. Diese bewährt sich aber nun gerade nicht darin, daß wir auf Verführung und Verfehlung hereinfallen, sondern vielmehr darin, daß wir diesen in den Arm fallen! Dies mag ein Entgegenfallen infolge eines Angriffes sein, das Wort gibt es aber auch her, daß wir von Reagierenden zu Agierenden werden und der Versuchung mit einem Präventivschlag zuvorkommen. Wie solches kämpfende Entgegenfallen mit dem Schwert des Wortes Gottes aussehen kann, hat uns der Meister in Mt. 4, 1 — 10 beispielhaft gezeigt.

Und das ist es dann auch, was schließlich Freude bewirkt: Denn ganz bestimmt sollen wir uns nicht darüber freuen, von Versuchungen überrannt zu werden, sondern daran, uns diesen mannhaft entgegenzustellen.

Andere militante Sätze in der Bibel finden hier Erwähnung.

Photo: © Geier