Sie befinden sich hierKönigliche Verrücktheit
Königliche Verrücktheit
28. Februar 2011
»An einem festgesetzten Tage aber hielt Herodes, nachdem er königliche Kleider angelegt und sich auf den Thron gesetzt hatte, eine öffentliche Rede an sie. Das Volk aber rief ihm zu: Eines Gottes Stimme und nicht eines Menschen! Alsbald aber schlug ihn ein Engel des Herrn, darum daß er nicht Gott die Ehre gab; und von Würmern gefressen, verschied er.« (Apg. 12, 21ff)
Wir wissen zwar nicht, welche Zeitspanne dieses »alsbald« im Falle des Herodes beschreibt; für Muammar al-Gaddafi scheint aber der Zeitpunkt des Gerichtes nun gekommen zu sein. Der hatte sich im Jahr 2008 von über zweihundert afrikanischen Stammesfürsten zum »König der Könige« ernennen lassen. Normalerweise geht das nicht gut aus:
Schon Caesarion, Sohn der Cleopatra und möglicherweise Sohn Caesars, hatte sich diesen Titel zugelegt und wurde von Octavian ermordet. Der Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, trug ebenfalls diesen Titel, wurde 1979 vertrieben und starb im Folgejahr an Krebs, nachdem er auf der Suche nach Asyl und medizinischer Behandlung durch die halbe Welt geirrt war. Auch der rumänische Diktator Nicolae Ceauşescu, der sich »Großer Kommandant«, »Titan der Titanen«, »glorreiche Eiche aus Scorniceşti«, »Sohn der Sonne«, »der Auserwählte«, »unser irdischer Gott« oder »Genie der Karpaten« nennen ließ, wurde 1989 erschossen. Nun kämpft der libysche Oberst um sein politisches, möglicherweise sogar um sein physisches Überleben. Ronald Reagan hatte für Gaddafi, der sich auch »Brüderlicher Leiter und Führer der sozialistischen libyschen arabischen volksmassendemokratischen Großen Revolution des ersten September« nennen läßt, übrigens einen Titel geprägt, der deutlich griffiger und unprätentiöser war: The »mad dog of the Middle East« — der »verrückte Hund des Mittleren Ostens«.
Siehe auch: Liste von Titeln und Anreden von Kim Jong-il innerhalb von Nordkorea
Photo: Jesse B. Awalt · Public Domain