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Toleranz
4. November 2009
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Kindern frühzeitig beigebracht wird, daß Toleranz eine Tugend sei. Ob dies aber wirklich so ist, hängt immer davon ab, was denn da toleriert wird. Oft ist die nach außen zur Schau getragene Toleranz der politisch Korrekten [G] nichts anderes als eine bequeme Konfliktvermeidungsstrategie.
Es gibt auch eine ganz andere Sicht auf die Dinge, zum Beispiel die des Technikers, der weiß, daß Toleranz eine Abweichung von einer Idealnorm ist. Ein Maschinenteil, das Toleranzen aufweist, wird irgendwo schleifen und Probleme verursachen, zumindest höheren Energieverbrauch, vielleicht auch ernsthafte Störungen des Ablaufes. Sind die Toleranzen zu groß, kann man es gar nicht einpassen und es wird völlig unbrauchbar. So ist es auch mit dem Menschen: Weist er zu große Toleranzen — also Abweichungen vom göttlichen Ideal — auf, läßt er sich nicht mehr in die menschliche Gesellschaft einpassen. Man spricht dann von Asozialität. Weist eine ganze Gesellschaft mehrheitlich zu große Toleranzen gegenüber dem biblischen Normativ auf, hat man eine dekadente, untergehende Civilisation.
Auch Thomas Mann sei hier angeführt, der gesagt hat, daß Toleranz zum Verbrechen wird, wenn sie dem Bösen gilt.
Etymologisch betrachtet, kommt das Wort Toleranz vom lateinischen tolerare, das ertragen, ausharren und dulden bezeichnet. Allerdings: So, wie das Wort heute mehrheitlich gebraucht wird, bezeichnet es eine relativistische Haltung, die keine absoluten, unverrückbaren Wahrheiten akzeptieren will. Der freimaurerische Philosoph Guiliano Di Bernardo schreibt in seinem Buch »Die Freimaurer und ihr Menschenbild«:
Für die Christen ist die Wahrheit absolut, ewig und unveränderlich. Sie ist direkt von Gott offenbart. Für den Maurer dagegen ist die Wahrheit ein gedanklicher Richtpunkt, nach dem er sich bei seiner initiativen Selbstveredelung ausrichtet. Die Wahrheit ist ein fernliegendes Ziel, dem er sich schrittweise nähern kann, ohne es je ganz zu erreichen. Kein Maurer kann für sich in Anspruch nehmen, die Wahrheit zu besitzen.«
Es fällt auf, wie sehr diese freimaurerische Wahrheitsvorstellung doch schon von unserer Gesellschaft aufgesogen und akzeptiert ist. Mehr und mehr infiziert sie auch die Gemeinden, denn unter dem Vorwand, gegen »Richtgeist«, »Gesetzlichkeit« und »Fundamentalismus« zu kämpfen, wird immer mehr geleugnet, daß es absolute, feststehende und unaufgebbare Wahrheiten gibt, für die man einstehen und kämpfen muß. Da Jesus sich aber selbst als die Wahrheit vorstellt (Joh. 14, 6), ist jegliches Verleugnen der Wahrheit immer auch ein Verleugnen des Christus.
Freilich sagt die Schrift, daß unser subjektives Erkennen der Wahrheit Stückwerk, also unvollständig ist, das ändert aber nichts daran, daß die Wahrheit selbst absolut, unvergänglich und unveränderlich ist.
Der Prophet Sacharja fordert ganz intolerant auf:
Sprecht Wahrheit, jedermann mit seinem Nächsten, Wahrheit und Berichtigung …
(Sach. 8, 16).
Abb. (oben und Ausschnitt unten): besonders freundschaftlicher, toleranter und zeitgeistkonformer Baum, Lützen
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