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Hetzinfarkt: Brandgefährliche Feuerwehr?


By Geier - Posted on 21 Dezember 2014

21. Dezember 2014

 

Was hat man den islamkritischen Montagsspaziergängern von Dresden* nicht schon alles vorgeworfen: SPD-Fraktionschef Oppermann, derzeit froh und dankbar um jede Schlagzeile, in der nicht das Wort »Edathy« vorkommt, nennt sie »Rassisten«, geradeso, als ob der Islam nicht eine politreligiöse Ideologie, sondern eine Rasse wäre. Ratten seien sie, meint wiederum Hannelore Kraft, denn indem sie die Organisatoren als »Rattenfänger« bezeichnet, impliziert sie, daß die Demonstranten Ratten sein müssen. »Eine Schande für Deutschland« seien die Demonstranten, meint Bundesjustizminister Maas. Er ist nicht so breit wie Frau Nahles, nicht so blond wie Frau Schwesig, nicht so poltrig wie Herr Gabriel, wollte aber eben auch endlich mal in die Nachrichten. Das hat er mit seiner Bemerkung tatsächlich geschafft, freilich rätselt Deutschland nun nicht, was diese über die Demonstranten aussagt, sondern vielmehr, was sie uns über einen Justizminister und dessen Rechtsverständnis erzählt, der es für eine Schande hält, wenn Bürger ihre grundgesetzlich verbrieften Rechte wahrnehmen. Den »Point Godwin« darf sich diesmal der nordrhein-westfälische Innenminister Jäger ans Revers heften, der die Demonstranten so zuverlässig wie vorhersehbar als »Neonazis in Nadelstreifen« titulierte, wahrscheinlich nur um der allzu albernen Alliteration willen, da, wenn man sich die Demonstranten so ansieht, noch nicht einmal die Nadelstreifen einen Realitätsbezug haben.

Soweit ist das alles ja auch nichts neues, es ist halt der seit Jahrzehnten von allen Parteien eingeübte Reflex, erst einmal alle als Nazis zu diskreditieren, die versuchen, das politisch-publizistische Meinungskartell aufzubrechen, und dieser Vorwurf kann heute dich, morgen mich — er kann so gut wie jeden treffen: »Alles Nazis außer Mutti.« Bei dem hohen Automatisierungsgrad, den dieser Reflex erreicht hat, kann es dann auch schon mal zu Kollateralschäden kommen, etwa, wenn ein Journalist, verheiratet mit einer israelischen Frau, der seine Kinder auf eine jüdische Schule schickt, als »Antisemit« denunziert wird, oder wenn ein Neger als Rassist gebrandmarkt wird, weil er »Neger« gesagt hat.

Das alles, wie gesagt, ist der ganz normale deutsche Wahnsinn, der dem Beobachter kaum noch ein Gähnen entlockt, niemanden mehr erstaunt, niemanden erschreckt, und der nur zwei Gruppen richtig glücklich macht: Die »antifaschistische« Empörungsindustrie einerseits, die aus dem »Kampf gegen Rechts« ihren Lebensunterhalt bestreitet und natürlich andererseits die paar richtigen Nazis, denn wo ein Großteil des Volkes pauschal unter Naziverdacht gestellt wird, gehen die in der Wahrnehmung einfach unter.

Von Oppermann und Kraft war insofern nichts anderes zu erwarten, Mazyek wirft wie gewohnt Nebelkerzen, aber ein Akteur hat es denn doch noch geschafft, für ganz großes Kino zu sorgen: Josef Schuster, der neue Vorsitzende des Zentralrates der Juden, nennt die Demonstrationen »brandgefährlich«, nicht ohne ihnen Rassismus und Ausländerhaß unterzuschieben. Und da ist mir dann doch noch die Kinnlade heruntergefallen.

Da demonstrieren also Deutsche gegen eine zutiefst antisemitische Ideologie, gegen den zunehmenden Import von Antisemitismus nach Deutschland, und ausgerechnet der Zentralrat der Juden protestiert offiziell dagegen? Wenn es in Deutschland einen Verbandsvorsitzenden gibt, der von Amts wegen in Dresden mitlaufen müßte, wäre das dann nicht Herr Schuster?

Was will er eigentlich erreichen? Zustände wie in Frankreich, wo inzwischen jedes Jahr Tausende Juden nach Israel emigrieren, weil sie sich in Frankreich nicht mehr sicher fühlen? Wo Juden von islamischen Einwanderern gefoltert und ermordet werden, nicht als zufällige Opfer, sondern eben weil sie Juden sind?

Auch in Deutschland grassiert der importierte Antisemitismus, etwa auf Demonstrationen in Gelsenkirchen, wo Moslems »Juden ins Gas!« rufen, oder am sogenannten Al-Quds-Tag in Berlin, wo »Israel vergasen!« und »Sieg heil!« zu hören war. Und? Wollen die nur spielen? Dabei ist das nur eine kleine Auswahl neuerer Fälle, die Herrn Schuster unbedingt geläufig sein sollten, aber auch daran, daß vor ein paar Jahren in Frankfurt ein Rabbiner von einem Moslem auf dem Djihad-Pfad niedergestochen wurde, sollte er sich eigentlich noch erinnern. Das weiß sogar ich noch, und ich bin nicht Vorsitzender des Zentralrates der Juden. Die Tendenz ist in Deutschland jedenfalls nicht anders als in Frankreich (und auch in anderen europäischen Ländern mit einem nennenswerten islamischen Bevölkerungsteil): Juden fühlen sich nicht mehr sicher, und das liegt diesmal nicht an den Deutschen.

Und dann Schuster. Ich verstehe es nicht. Da haben die Deutschen es nach vielen Jahrhunderten endlich geschafft, in ihrer Mehrheit einen tief verwurzelten Antisemitismus hinter sich zu lassen. Manche sind zu guten Freunden Israels geworden. Manchmal ist sogar der deutsche Staat nicht unfreundlich zu Israel, wenn auch leider nicht sonderlich zuverlässig. Aber immerhin. Und dann demonstrieren Zehntausende gegen eine unzweifelhaft antisemitische Ideologie, die sich schon wieder im Lande  breitmacht — sicher demonstrieren sie nicht nur wegen des Antisemitismus, sondern auch, weil sie sich selbst bedroht fühlen — aber: Immerhin! Und der Vorsitzende des Zentralrates der Juden bezeichnet nicht etwa die islamischen Zündler als »brandgefährlich«, die da »Juden ins Gas!« gerufen haben, sondern ausgerechnet die freiwillige Feuerwehr, die sich dem entgegenstellt? Was für ein Schmock, wenn man das als Goj mal sagen darf!

 

 

 

 

 

 

* Dieser Artikel sagt nichts über Sinn oder Unsinn der Demonstrationen mit dem sperrigen Namen aus und fällt weder zum Guten noch zum Schlechten ein Urteil darüber; geurteilt wird hier lediglich über den öffentlichen Umgang damit.

 

 

 

 

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