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… bis drei zählen
1. April 2010
In diesen Tagen wird wohl wieder millionenfach von Kanzeln in aller Welt die theologische Behauptung verkündet werden, daß Jesus an einem Freitag gekreuzigt [G] und an einem Sonntag auferstanden sei. Dieser Zeitplan basiert auf dem katholischen Jahreskreis und ist auch in anderen Kirchen und Freikirchen weitgehend unumstritten. Das ist seltsam. Denn um nachzuweisen, daß diese Chronologie so nicht stimmen kann, braucht man eigentlich nur zwei Dinge — erstens ein Neues Testament und zweitens mathematische Fähigkeiten auf Vorschulniveau — genaugenommen die Kenntnis der Abfolge der Wochentage und die Fähigkeit, bis drei zu zählen:
Denn ebenso wie Jonas in der Leibeshöhle des Seeungeheuers drei Tage und drei Nächte war, also wird der Sohn des Menschen in dem Herzen des Erdlands sein drei Tage und drei Nächte. (Mt. 12, 40)
Man kann das nun drehen und wenden wie man will: Auf Freitag bis Sonntag kommt man anhand der biblischen Voraussetzung, daß Jesus drei ganze Tage und drei ganze Nächte tot und begraben war, nie und nimmer. Und die Schrift ist hier ja in erfrischender Weise präcise und läßt keinen Spielraum für Rechenkünstler, die mit angebrochenen Tagen und dergleichen hantieren.
Daß man dieses Freitags-bis-Sonntags-Gedankengebäude also nicht einfach ad acta legt, obwohl es doch so ganz offensichtlich nicht mit Gottes Wort vereinbar ist, liegt vor allem daran, daß an der Behauptung, es sei ein Sonntag gewesen, an dem Jesus auferstanden ist, die ganze kirchliche Sonderlehre der Sonntagsheiligung hängt, die jetzt an dieser Stelle nicht zum Thema gemacht werden soll, da dies nicht mit wenigen Sätzen abzuhandeln wäre, weswegen ich Interessenten an der »Sonntagsfrage« auf diese Broschur verweise.
So bleibt einstweilen eine Denkanregung für die arbeitsfreien Tage und ein weiterer Beweis dafür, daß (Denk-)Traditionen nie einfach wertfrei neben dem Wort Gottes stehen, sondern immer versuchen werden, das Wort abzuwerten und in Frage zu stellen. Für die Treuen sollte dies jedoch Anlaß sein, gemäß 2. Kor. 10, 4f solche Gedankengebäude zu beseitigen und jeden Gedanken, der sich gegen das Wissen Gottes erhebt, gefangenzuführen und Christus zu unterordnen.