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Hacke und Spaten statt Hammer und Sichel
23. März 2009
— über die Entschlüsselung politischer Symbole
Es könnte ganz, ganz Dicke kommen. Reinhold Würth, der Schraubenkönig, warnt vor dem Weg in eine Edel-DDR, bringt sich schon mal vorsorglich nach Österreich in Sicherheit und sagt unter anderem: »Es muß irgendwann zur Inflation kommen, so viel Geld wie die Länder jetzt für ihre Rettungsaktionen drucken. Und dann muß man irgendwann irgendwo zwei Nullen abschneiden. Die Folgen der Krise werden wir noch 30 Jahre spüren.« Na gut. Über Langzeitprognosen kann man immer streiten, Würth ist 74 und kann damit rechnen, daß niemand in dreißig Jahren kommt, um ihn gegebenenfalls als falschen Propheten zu steinigen.
Was da viel alarmierender ist: Die neue First Lady des Weißen Hauses legt sich einen Gemüsegarten an. Direkt auf dem Gelände des Weißen Hauses. Keine Primeln. Keine Astern. Keine Tulpen. Gemüse! Und das ganze ist nicht einmal ohne Vorbild (und damit auch nicht ohne politische Symbolik): Bereits 1943 hat Eleanor Roosevelt am Weißen Haus Obst und Gemüse angebaut, um den Amerikanern ein Beispiel zu geben für Lebensmittelautarkie und Selbstversorgung in Kriegszeiten. Nun will Michelle Obama unter anderem auch den Blick der Amerikaner auf gesunde Ernährung lenken, was angesichts von Tausenden Tonnen amerikanischem Übergewicht sicherlich löblich ist. Aber andererseits: Gäbe es ein besseres Mittel als solch einen Garten, um den Amerikanern zu zeigen: Die Zeit der Blumenbeete ist vorbei, kümmert euch darum, daß ihr etwas zu beißen habt, wenn der Supermarkt mal nichts mehr hat oder ihr euch nicht mehr leisten könnt, dort einzukaufen?
Photo: © Geier