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Dämonenlehre
3. Mai 2010
Gerade habe ich in einem Leserbrief an die F.A.Z. gelesen: Ein Münsteraner rechtfertigt das Zölibat katholischer Priester damit, daß »der Priester … mit seiner ganzen Person für Christus steht«.
Dies bedeutet natürlich im Umkehrschluß, daß der »gewöhnliche Christ« diesem Verständnis zufolge nicht mit seiner ganzen Person für Christus stünde. Was aber lehrt die Schrift?
Ich lebe, aber nicht mehr ich, es lebt aber in mir Christos …
(Gal. 2, 20)
Dies ist nun aber nicht irgendeine Aussage, sondern der Kern des Evangeliums: Wer selbst wirken will, statt Christos durch sich wirken zu lassen, kann zwar Kirchenmitglied, aber überhaupt nicht Christ sein. Deswegen läßt man (ja, ich weiß, die Katholiken ja nun eher nicht) aber trotzdem: deswegen läßt man sich ja schließlich taufen — um das ablegen des alten Lebens gemäß Adam und das anziehen des neuen gemäß Christos darzustellen. Wer dieses »mit der ganzen Person für Christos stehen« nun dem »Fußvolk« abspricht und zum exclusiven Merkmal einer Priesterkaste erklärt, schneidet die Menschen vom Evangelium, von Christos selbst ab. Es wäre also oberflächlich und gefährlich, die Auswirkungen dieser Irrlehre auf die unmittelbar betroffenen — die zölibatär lebenden Priester — beschränkt zu sehen. Und natürlich ist hier das Zölibat nicht das ureigene Problem, sondern die Installation einer Priesterkaste überhaupt. Aber im Zölibat erfüllt sich eben exemplarisch Paulos’ Prophetie, die solche Heiratsverbote als »Dämonenlehre« bezeichnet (1. Tim. 4, 1ff):
Aber der Geist sagt ausdrücklich, daß in hysterischen Fristen einige abstehen werden, weg von dem Treun[G], als auf beirrende Geister Merkende und auf Belehrung durch Dämonen mittels Heuchelei der Falschworter, der Glutverfestigtwordenen bezüglich des eigenen Gewissens, der zu heiraten Verwehrenden, auch lehrend, von Speisen Abstand zu haben, die der Gott erschaffen zum Mitaufnehmen mit Dank …
Für die meisten ist die Frage nach dem Zölibat das Randproblem einer obscuren Sekte. Man sieht aber an diesem Beispiel, wie diese Frage sich nicht irgendwo an der Peripherie christlicher Lehrfragen bewegt, sondern direkt das Evangelium, daß wir mit Christos gestorben, begraben und auferstanden sind, aushebelt. Daraus erklärt sich auch das äußerst scharfe Urteil, das Paulos über diese Irrlehre spricht. Für die Einordnung des Katholizismus ist zu dabei anzumerken, daß er offensichtlich schon mit den ganz grundlegenden Wahrheiten des Evangeliums inkompatibel ist.