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Dieser Hundt will deine Frau: Das Weib als Volkseigentum
5. April 2012
Dieter Hundt, Präsident der deutschen Arbeitgeberverbände, hat, wie DPA meldet, das von der Koalition geplante Betreuungsgeld als »unsinnig« und »grundverkehrt« bezeichnet. Worum geht es? Die Bundesegierung war so leichtsinnig, zu versprechen, bis August 2013 den Rechtsanspruch auf einen Kinderkrippenplatz für Kinder zwischen ein und drei Jahren durchzusetzen. Schaffen müssen die Plätze freilich die Kommunen, die sich dazu teilweise aber gar nicht in der Lage sehen. Um die Situation zu entlasten, will man nun Eltern, die ihr Kind nicht in einer Betreuungseinrichtung parken, einen geringen Teil des Geldes zukommen lassen, das ein Kindergarten- bzw. Krippenplatz verschlingen würde. Dieser wird monatlich mit jeweils etwa 1.000 € Steuergeld subventioniert, die Eltern sollen davon aber nur 100 bis 150 € bekommen. Dies ist im Koalitionsvertrag grundsätzlich festgelegt, offiziell freilich nicht aus Spargründen, sondern um der Wahlfreiheit der Eltern zwischen Eigen- und Fremdbetreuung nicht gar so deutlich im Wege zu stehen.
Worum aber geht es Hundt? Selbst diese Brosamen vom Tische, den die Eltern schließlich selbst mit ihren Steuern gedeckt haben, gönnt er ihnen nicht, denn dies sei »teuer und setze Anreize, nicht zu arbeiten«. Bei sozialistischen Politikern hätte mich dieser Einwand nicht sonderlich erstaunt. Aber: Hundt ist Unternehmer, er sollte kalkulieren können. Wenn er als Kaufmann die gleiche Leistung, ja sogar eine deutlich bessere, für nur zehn bis fünfzehn Prozent des Preises bekommt, wird er ob solch eines billigen Angebotes sicherlich zugreifen. Was soll nun aber daran teuer sein, wenn Eltern eine Leistung zu zehn bis fünfzehn Prozent des Preises erbringen, den ein öffentlicher Träger dafür verlangt? Der Preis ist hier ein offensichtlich vorgeschobenes und unsäglich törichtes Argument, zumal nachgewiesen ist, daß die elterliche Erziehungsleistung im Durchschnitt — also von Ausnahmen abgesehen — deutlich besser für das Kind ist als selbst eine ausgesucht hochwertige Fremdbetreuung. Mit der Bemerkung, daß das Betreuungsgeld Anreize setzen würde, »nicht zu arbeiten« begibt Hundt sich nun endgültig auf das Niveau der DDR-Propaganda, welche die Leistung der Hausfrau nicht als Arbeit anerkannt und in die Nähe der Asozialität gerückt hatte.
Was steckt also dahinter? Hundt will an anderer Leute Frauen herankommen. Je mehr Familien es sich durch das Betreuungsgeld leisten können, daß Frauen — Männer können nun einmal nicht sonderlich gut stillen — zuhause bleiben und sich um ihre Kinder kümmern, desto weniger Frauen stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Dort aber will Hundt die Frauen viel lieber haben. Kleiner Haken an der Sache: Er redet hier nicht von seiner eigenen Frau, sondern er greift — wenn auch nur stellvertretend für die Unternehmen, die er vertritt — nach den Frauen anderer Männer.
Wenn Jahweh zur Begründung der Erschaffung des Weibes in Bezug auf den Mann sagt: »Ich will ihm eine Gehilfin und Gegenwart schaffen«, dann ist es unzweifelhaft, daß er hier von der Ehe geredet hat. Das heißt: Das Weib ist zur Hilfe und Begleitung des eigenen Mannes erschaffen worden, nicht um irgendwelchen fremden Männern Hilfe und Nähe zu gewähren. Wer diese Festlegung überschreitet und nach dem Weib seines Nächsten greift, ist ein Ehebrecher, ganz gleich, zu welchem Zweck er dieses begehrt und ob er sich einen persönlichen Nutzen davon verspricht oder einen abstracten gesellschaftlichen Nutzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob er Druck oder Verführung einsetzt, allein die Tatsache, daß ein irgendwie geartetes Begehren auf das Weib eines anderen gerichtet wird, reicht nach biblischem Befund, den Tatbestand des Ehebruchs zu erfüllen*. Denn dadurch wird zum Ausdruck gebracht: Gott hat zwar dir eine Hilfe geschaffen, eigentlich kann ich sie aber viel besser gebrauchen als du, er hat zwar dir eine Begleiterin gegeben, ich möchte aber trotzdem, daß sie bei mir ist, und wenn es nur ein paar Stunden am Tag sind.
Das Gesetz, das den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz festschreibt, heißt zwar beschönigend »Kinderförderungsgesetz«, obwohl klar ist, daß die ideale Förderung eines Kindes dieses Alters im familiären Rahmen und nicht in Fremdbetreuung geschieht. Tatsächlich soll es aber die weitere Vergesellschaftung von Frauen und Kindern anderer Leute vorantreiben, und dies, obwohl die Verstaatlichung von Kindern in der Bundesrepublik ohnehin schon solch beängstigende Ausmaße angenommen hat, daß Deutsche wegen der staatlichen Eingriffe in die Hoheit der Familie im Ausland Asyl suchen — und aus gutem Grunde auch erhalten.
Manuela Schwesig sagt zum Betreuungsgeld: »Das Geld soll es nur dann geben, wenn die Eltern ihr Kind nicht in eine Kita geben. Das halte ich für falsch: aus sozialpolitischer Sicht, denn es hält Kinder von frühkindlicher Bildung fern. Aus ökonomischer Sicht, denn es hält insbesondere die jungen Mütter vom Arbeitsmarkt fern.« Frau Schwesig ist stellvertretende SPD-Vorsitzende, Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern und hat gefärbte Haare — also eine gewisse Neigung, die Dinge anders öffentlich darzustellen, als sie tatsächlich sind. So unterstellt sie dreist, daß häusliche Kindesbetreuung Kinder von frühkindlicher Bildung fernhielte. Das Gegenteil ist wahr und als Sozialministerin sollte sie dies auch wissen: Kinder dieses Alters, die im familiären Umfeld betreut werden, sind nicht nur körperlich und seelisch gesünder und im späteren Leben leistungsfähiger, auch die Bildungsanreize, die sie erhalten, sind zumeist besser als in der öffentlichen Betreuung. Dies gilt besonders für die Mittelschicht, deren Frauen man ganz besonders gern in den Arbeitsmarkt pressen würde.
Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, schlägt übrigens in die gleiche Kerbe wie Hundt und Schwesig und zeigt auch die gleiche Rechenschwäche: »Solange der Ausbau der Kindergartenplätze nach wie vor unterfinanziert ist, sollten zusätzliche Mittel besser dafür eingesetzt werden. Das ist wichtiger, als zusätzliche Finanzmittel in Milliardenhöhe zum jetzigen Zeitpunkt in ein Betreuungsgeld zu investieren.« Das ist, mit Verlaub, nicht nur mathematischer, sondern auch sprachlicher Müll. Wie kann man denn Finanzmittel in Geld investieren? Finanzmittel sind Geld; was Landsberg jedoch nicht paßt, ist, daß das Betreuungsgeld in die Familien investiert würde. Nur: Das direkt zu sagen, wagt er nicht. Denn die eigentliche Alternative, die er mit seinen verschwurbelten Sätzen verschleiern will, lautet doch: Ist es angesichts knapper öffentlicher Mittel besser, 1.000 € je Kind und Monat in kommunale Fremdbetreuung zu stecken oder 100 bis 150 € in Familienbetreuung? Es ist schon eine reife rabulistische Leistung, ausgerechnet mit Verweis auf Unterfinanzierung das preisgünstigere Modell zu descreditieren und so de facto beträchtliche Mehrausgaben zu fordern.
Da kann es nun auch nicht mehr verwundern, daß selbst die »Financial Times Deutschland«, die den monetären Sachverstand ja schon im Namen vor sich herträgt wie eine Monstranz, zwar vorrechnet, daß das Betreuungsgeld viel teurer werden könnte als gedacht. Denn weil der Staat mit dem Ausbau der Krippenplätze nicht nachkommt, könnten deutlich mehr Eltern das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen als geplant. Was aber auch die FTD unterschlägt: Für jeden Steuereuro, den das Betreuungsgeld teurer würde, wird ja ein Vielfaches bei den Krippenplätzen eingespart.
Der Teufelskreis der mittelfristigen Folgen wird von den Diskutanten indes völlig verdrängt: Wegen der demographischen Entwicklung infolge des Geburtenschwunds soll die Erwerbsquote angehoben werden, also die Zahl derjenigen, die einer Erwerbsarbeit als abhängig Beschäftigte nachgehen. Indem aber ausgerechnet junge Frauen durch wirtschaftlichen Druck in die Erwerbsarbeit gezwungen werden, wird das Problem, dessen Folgen man dadurch abmildern will, weiter verschärft: Es werden noch weniger Kinder geboren werden.
* Ich beabsichtige, hier demnächst ausführlicher zu begründen, daß dies keine Extremposition, sondern ein grundsolider biblischer Befund ist.
Siehe zum Thema auch
meine Recension zu Hanne K. Götzes Buch »Kinder brauchen Mütter«.
»So schön wie alle Tage Krieg«
Antje Schmelcher in der F.A.Z. über »Frauenverwertungsfeministinnen«