Sie befinden sich hierhalbseiden

halbseiden


By Geier - Posted on 25 April 2010

25. April 2010

 

Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, etwas zur Debatte um die Kindesmißbrauchsaffairen beizutragen, die derzeit die Ausläufer ihrer Schockwellen durch Presselandschaft und Blogosphäre wabern lassen. Nicht, weil es unwichtig wäre, aber deshalb, weil eigentlich zum Thema schon mehr oder minder alles gesagt zu sein scheint. Aus aktuellem Anlaß nun aber doch eine kurze Bemerkung:

Heute in einer ganz normalen mittleren deutschen Großstadt, abseits von zölibatsgeschädigten Priestern und sozialrevolutionären Odenwaldschulideologen: Lokales Musikschulfest. Idylle der Bürgerlichkeit. Neben dem Musikunterricht bietet diese Schule, ein kommunales Unternehmen, auch Unterricht in bildender Kunst und Ballett an. Das Fest ist eine Leistungsschau, die das ganze Spektrum für Eltern und Interessenten abbilden soll und findet, wie jedes Jahr, in einem der großen deutschen Konzerthäuser statt. In der Ballettsektion: Auftritt einer Gruppe von vielleicht sieben- bis zehnjährigen Mädchen — in einem Aufzuge, in dem man, wenn keine Gäste im Haus sind, vielleicht schnell mal vom Schlafzimmer ins Bad huschen könnte, aber damit öffentlich auf einer Bühne tanzen? Was sind das für Eltern, die das gestatten? Sind das dieselben Leute, die sich dann anderorts über Kindesmißbrauch echauffieren? Wer seine Kinder dort zur Musikschule schickt, ist ja in der Regel einigermaßen arriviert und in der Mitte der Gesellschaft verankert. Das ist nicht unbedingt das sogenannte Prekariat, das sich den ganzen Tag mit Bier und Cigaretten bewaffnet RTL-Soaps ’reinzieht, das sind »die Guten«, die Leistungsträger der Gesellschaft. Wer nicht soviel Verstand hat, ein auskömmliches Familieneinkommen zu generieren, könnte die Gebühren für die Musikschule gar nicht aufbringen. Im Durchschnitt sind es auch nicht gerade die bildungsfernen Schichten, die ihre Kinder dazu ermutigen, in ihrer Freizeit die Musikschule zu besuchen. Ist das nun allgemeine Naïvität? Ist es das den Eltern durch die rigide deutsche Schulpflicht anerzogene Denkschema, daß das, was in einer öffentlichen deutschen Schule passiert, schon seine Richtigkeit haben wird, und wenn nicht, Widerstand ohnehin zwecklos ist und nur Ärger einbringt? Was bringt einen Vater dazu, seiner kleinen Tochter zu erlauben, quasi in Unterwäsche öffentlich über eine Bühne zu springen?

Free Tagging (Freies Zuweisen von Kategorien)

Rückblick 1. Lesertreffen

Beliebte Inhalte



CAPTCHA
Diese Frage hat den Zweck, zu testen, ob man ein menschlicher Benutzer ist und um automatisiertem Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Bitte die im Bild dargestellten Buchstaben (ohne Leerzeichen) eingeben.

Geierpost buchen

Inhalt abgleichen