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Nur im Suff zu ertragen …
17. Januar 2015
Daß man eine offiziöse Amtskirche im allgemeinen und ein Leben als Bischöfin im besonderen nüchtern nicht ertragen kann, will ich sofort glauben. Zu groß ist der Widerspruch zwischen dem Anspruch, da irgendwie etwas »christliches« zu treiben und der Wirklichkeit eines Lebensentwurfes, der dem Wort Gottes in tiefer Rebellion entgegensteht. Daß solche Lebenslügen ein verschärftes Risiko mit sich bringen, sie durch Alkohol- und sonstigen Drogenmißbrauch zu kompensieren, ist trivial.
Nicht so glimpflich wie bei »Bischöfin« Käßmann, die vor fünf Jahren im Suff nur eine rote Ampel überfahren hatte, ging es Ende Dezember bei der anglikanischen »Weihbischöfin« Heather Cook aus Baltimore ab. Statt einer Ampel überfuhr sie, mit dem Telephon Textnachrichten verfassend und mit 2,2 Promille Alkohol im Blut — also, auf gut deutsch, volltrunken — einen Radfahrer, der eine Witwe und zwei Waisen hinterläßt, woraufhin sie Fahrerflucht beging. Ab ca. 2,5 Promille kann es übrigens — je nach Übung und Konstitution des Probanden — zu akuter Bewußtlosigkeit und lebensbedrohlichem Schock kommen, sehr viel betrunkener kann man also kaum sein.
Freilich scheint sie gut im Training gestanden zu haben: Bereits 2010 war sie auffällig geworden, als sie unter Alkohol- und Drogeneinfluß einen Reifen ihres Fahrzeuges am Randstreifen geshreddert hatte. Der Polizist, der damals neben der leeren Schnapsflasche auch Marihuana in dem Fahrzeug fand, mußte den Alkoholtest auf der Straße aus Sicherheitsgründen abbrechen, weil sie dafür einfach zu betrunken war: 2,7 Promille wurden später gemessen.
Sie wird nun wegen Totschlags und anderer Vergehen belangt werden, einstweilen hat ihr Lebensgefährte sie aber auf Kaution aus der Haft gepaukt.
Ein bedrückendes Detail ist, daß die Laufbahn von »Bischöfin« Cook, die durch feministische Theologie ganz allgemein die Ent-Hauptung von Familien vorantrieb, nun ausgerechnet darin gipfelt, daß Cook einer Familie in sehr konkreter Weise ihr Haupt genommen hat.
Gab es sonst noch was neues im klerikalen Panoptikum? Ach ja, wenn auch schon etwas länger her: In Brasilien wurde ein falscher Kardinal verhaftet, ein deutscher Hochstapler, der sich als »Bruder André Kardinal von Hohenzollern« ausgegeben, Messen celebriert und Beichten abgenommen hatte. So, so. Nachdem die ersten Christen, wie überliefert wird, in ihre Reihen weder Schauspieler noch Gladiatoren aufgenommen haben sollen (die Gründe hatte ich hier angerissen), hatte sich, wie wir wissen, im weiteren Verlauf der Kirchengeschichte mit der Römischen Kurie dann doch eine Laienspieltruppe herausgebildet, die mit immensem Aufwand an Kostümierung, einem riesigen (vorzugsweise barocken) Requisiten-Fundus und selbstverständlich gegen üppige Gagen auf tausenden Bühnen weltweit dem Volke ein Schauspiel von Christentum aufführt — bzw. davon, was sie dafür halten oder wovon sie zumindest wollen, daß das Publikum es dafür hält. Und dann das! Kreuzt da doch dieser Kardinals-Darsteller auf, ein Schauspieler-Schauspieler sozusagen, ein Persifleur der Persiflage des Evangeliums, ein Hochstapler unter Hochstaplern, ein Gert Postel des Klerikalismus!
Wir erinnern uns: Postel hatte in den Neunzigern im sächsischen Zschadraß für mehrere Jahre mit großem Erfolg als Psychiater und gefragter psychiatrischer Gerichtsgutachter gearbeitet. Sein Vorgesetzter hatte ihm überdurchschnittliche Leistungen beglaubigt und eine Berufung zum Chefarzt stand bevor. Seine Qualifikation: Postbote. Als der Hochstapler schließlich aufflog, stellte das die Glaubwürdigkeit des gesamten psychiatrischen Systems in Frage.
Der Spaß des falschen Kardinals ging denn also doch entschieden zu weit: Hätte man den nicht umgehend verhaften lassen, wäre vielleicht der ganze römische Zauber am Ende auch noch aufgeflogen. Das hätte ja gerade noch gefehlt, wenn da anläßlich des falschen Kardinals jemand auf die Idee gekommen wäre, in der Schrift nachzusehen, was denn ein echter Kardinal sei!
Immer wieder schön: Gert Postel beantwortet Fragen: