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Kenianische Kasperei
4. August 2013
Was tun, wenn man Rechtsanwalt ist, ins Parlament gewählt werden will und ein bißchen Publicity ganz gut brauchen kann? Man sucht sich einen spektakulären Fall, mit dem man zwar kein Geld verdient, der einen aber bekannt macht. So oder ähnlich muß der kenianische Anwalt Dola Indidis wohl gedacht haben, als er sich entschloß, Israel und Italien vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu verklagen — wegen der ungerechtfertigten und rechtswidrigen Anklage, Verurteilung und Hinrichtung von Jesus. Die ursprünglich mit dem Fall befaßten Personen und Behörden existieren zwar schon seit Jahrtausenden nicht mehr, das ficht Indidis aber nicht an. Als Freund von Jesus hält er sich für verpflichtet und berechtigt, stellvertretend die mangelnde Rechtsstaatlichkeit des damaligen Prozesses juristisch aufarbeiten zu lassen. Beweise für die damalige Unrechtmäßigkeit finden sich schließlich ausreichend in der Bibel, und so hält er sich an die Staaten, die er als Rechtsnachfolger des Römischen Imperiums und des Herodianischen Königtums ausgemacht hat. Da der Oberste Gerichtshof in Nairobi den Fall nicht zur Entscheidung annehmen wollte, ist Indidis damit nach Den Haag gegangen, freilich will sich wohl auch dort niemand so recht für zuständig erklären, Pilatus’ Urteil zu revidieren.
Obwohl sich Indidis für die Beweislage auf die Bibel beruft, hat er dort offensichtlich die weitere Entwicklung des Verfahrens nicht verfolgt. Schließlich hat ja bereits in der nächsten Instanz das Pilatus übergeordnete Gericht in einem rechtshistorisch einmaligen Akt die Hinrichtung recht zeitnah rückgängig gemacht (Lk. 24, 6) und auch Rehabilitierung bzw. Entschädigung gewährt (Offb. 3, 21b).