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Käßmann: Äußerungen von Jesus und Paulos »nicht mehr akzeptabel«


By Geier - Posted on 09 Dezember 2009

9. Dezember 2009 

   

 

Wie das Pro-medienmagazin meldet hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), »Bischöfin« Margot Käßmann, sich von »fundamentalistischen evangelikalen Gruppen« distanziert.

 

Gegenüber dem Fernsehsender »Phoenix« sagte sie:

»Wenn es anfängt, in eine fast kriegerische Sprache überzugehen, dann ist das nicht mehr akzeptabel. Da ist ein Punkt erreicht, der mit unserer evangelischen Kirche nicht mehr vereinbar ist. Es gibt solche Gruppen. Die würde ich dann aber nicht mehr auf dem Boden unserer Grundsätze sehen.«

Schön, auf diesem Wege einmal zu erfahren, daß die EKD im Allgemeinen und Frau Käßmann im Besonderen auch Grundsätze haben. Wer hätte das gedacht.

Da es in Deutschland aber nun einmal keine evangelikalen Fundamentalisten gibt, die im physischen Sinne militant wären und ständig eine geladene Beretta im Holster trügen, da ferner evangelikale Fundamentalisten bisher nicht dadurch aufgefallen sind, daß sie dazu aufriefen, Kreuzzüge auszurüsten um das Heilige Land von den Horden Sultan Saladins zu befreien, kann hier offensichtlich nur eine metaphorische, eine gleichnishafte Militanz gemeint sein. Vorausgesetzt, daß Frau Käßmann während ihres Theologie-Studiums auch mal eine Bibel in der Hand hatte und mit deren Inhalt vertraut gemacht wurde, weiß sie sicherlich, daß ihre Worte mit steckbrieflicher Genauigkeit auf Jesus und Paulos passen (von den alttestamentlichen Propheten will ich jetzt gar nicht erst anfangen), aus deren rhetorischem Repertoire solche »kriegerische Sprache« nicht wegzudenken ist:

Wähnet nicht, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Mt. 10, 34)

 

Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen; und was will ich, als daß es schon angezündet ist? (Lk. 12, 49)

 

 

Dieses Anweisung gebe ich dir, mein Kind Timotheus, nach den vorangegangenen Prophetien über dich, auf daß du infolge derselben den idealen Kriegsdienst leistest, indem Du die Treue bewahrst und ein gutes Gewissen … (1. Tim. 1, 18f)

 

Übrigens, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.
Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels.
Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.
Deshalb nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf daß ihr an dem bösen Tage zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermöget.
Stehet nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit,
und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens,
indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit welchem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen.
Nehmet auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist … (Eph. 6, 10ff)

 

Ich habe die Auswahl der Beispiele sehr begrenzt, eigentlich gibt die Bibel Material her, noch eine ganze Weile so weiterzumachen. Daß die Herausgerufene [G] sich in einem Krieg befindet, ist geistliches Basiswissen; wenn die EKD hier kollektive »Kriegsdienstverweigerung« betreibt, statt dem obersten Heerführer nachzufolgen, stellt sie sich selbst außerhalb der Herausgerufenen [G]. Wer die EKD einigermaßen kennt, wird darob nicht sonderlich erstaunt sein. 

Wie schon gesagt: Es handelt sich bei diesem Krieg um einen geistlichen Kampf, und gerade die sogenannten »christlichen Fundamentalisten« stehen — im Gegensatz zu vielen anderen religiösen Radikalen — aufgrund ihres theologischen Gerüstes noch am wenigsten in der Gefahr, dies mißzuverstehen und tatsächlich militant zu werden. Kein evangelikaler Fundamentalist in Deutschland verbreitet seine Ansichten mit anderen als verbalen Mitteln. Natürlich ist er per definitionem missionarisch, aber: Je fundamentalistischer er ist, desto mehr ist ausgeschlossen, daß er jemals zu nonverbalen, gewalttätigen Mitteln greift, um seine Ziele zu errreichen. Der evangelikale Fundamentalist ist tendenziell eher das klassische Opfer, das lieber auf den Scheiterhaufen oder ins KZ geht, um nur kein Jota von seinen Überzeugungen abweichen zu müssen. Ihn durch den Gebrauch des Begriffes »Fundamentalismus«, wie er heute nun einmal mehrheitlich verstanden wird, in die Nähe von Bombenlegern zu rücken, ist grob unredlich. Während bei anderen religiösen Fundamentalisten das Gewaltpotential proportional zum Maß des Fundamentalismus zunimmt, nimmt es beim »evangelikalen Fundamentalisten« ab, je fundamentalistischer er wird*.

Stellt sich zum Schluß noch die Frage, ob Jesus und Paulos jetzt Buße tun müssen, weil sie lt. Käßmann »einen Punkt erreicht [haben], der mit der evangelischen Kirche nicht mehr vereinbar« ist. Glück haben beide jedenfalls, daß sie nicht Mitglied der EKD sind, so bleiben ihnen jedenfalls weitergehende Konsequenzen erspart …

 

 

 

*Hans Heckel führt eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen an, derzufolge bei jungen Muslimen die Gewaltneigung bei wachsender Frömmigkeit zunimmt, während junge Christen desto friedlicher werden, je religiöser sie sind.

 

 

Siehe auch Geiernotiz vom 30. 6. 10: Im Krieg


Nachtrag 10. 7. 11: Auf den zweiten Blick war auch Jakobos so ein Militanter.

 

 

 

Photo: © Geier

 

 

 

 

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