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v. Schmids Gute-Nacht-Geschichten
21. Juli 2010
Ich bin im Besitze eines kleinen antiquarischen Bändchens mit »Kurzen Erzählungen« des Christoph von Schmid, erschienen 1918 in Regensburg. Früher habe ich diese gelegentlich als Gute-Nacht-Geschichten zum Einsatz gebracht. Eigentlich sind sie mehr moralisch als wirklich geistlich, als Denkanregung zum Teil aber trotzdem gar nicht verkehrt. Gewöhnungsbedürftig sind dem heutigen Leser unter Umständen die Verse, mit denen v. Schmid die Geschichten abschließt und die mitunter hart an der Kitschgrenze schrammen.
Folgend ein Beispiel; schade ist, daß ich die Geschichte hier nicht in Fraktur wiedergeben kann:
Die Erbsen
Ein Taschenspieler bat um die Erlaubnis, vor dem Fürsten ein noch nie gesehenes Kunststück zu machen. Der Fürst erlaubte es, und der Künstler trat mit einer Schale voll eingeweichter Erbsen in das Zimmer, ließ sich eine Nadel vorhalten und warf mit den Erbsen so sicher, daß die Erbse allemal an der Nadelspitze stecken blieb.
Der Fürst sprach: »Lieber Mann, Ihr habt Euch in der Tat sehr große Mühe gegeben und sehr viele Zeit darauf verwendet, es so weit zu bringen. Ich will Euch dafür belohnen.« Er sagte einem Bedienten etwas insgeheim, und dieser lief hinaus und kam mit einem schweren Sacke wieder herein. Der Künstler freute sich sehr und glaubte, der Sack werde voll Gold sein.
Als man nun auf Befehl des Fürsten den Sack öffnete, erblickte man darin nichts als — Erbsen. Der Fürst aber sprach: »Da Euer Kunststück den Menschen nichts nützt und sie es also auch wohl schlecht belohnen werden, so dürfte es Euch bald an den dazu nötigen Erbsen fehlen. Deshalb ließ ich Euch damit versehen.«Befaß Dich nicht mit solchen Dingen,
die keinem Menschen Nutzen bringen.