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Muß Israel einen Präventivschlag gegen den Iran führen?
10. März 2010
Nachdem schon am Sonntag ein ehemaliger israelischer Regierungsberater, Raanan Levy aus Rehovot, bei einem Israel-Abend in Korntal die Überzeugung geäußert hat, daß Israel innerhalb der nächsten zwei Jahre genötigt sein würde, die iranische Nuklearanlagen in einem Präventivschlag zu zerstören, erinnert der gestrige Newsletter der israelischen Botschaft in Deutschland mit einem H’Aretz-Artikel von Yoel Marcus an die Zerstörung des irakischen Atomreaktors Osirak durch Israel 1981 und an die Zerstörung eines syrischen Reaktors 2007. Auch hier wird ein Schlag gegen den Iran als »unvermeidlich« bezeichnet, um die Vernichtung Israels mit Nuclearwaffen abzuwenden.
Es sei dahingestellt, ob dies ein zufälliges Zusammentreffen von unabhängigen Äußerungen ist, ob Israel einen bereits geplanten Militärschlag gezielt publizistisch vorbereitet oder ob das öffentliche Nachdenken über einen Präventivschlag die diplomatische Zielsetzung hat, den Iran zum Einlenken zu bewegen. Fakt ist: Europäer und Amerikaner lassen Israel im Moment im Stich, wenn es darum geht, die atomare Bewaffnung Irans zu verhindern und lassen sich auf die Regeln Achmadinedshads ein, der auf Zeit spielt.
Über Levys Vortrag schreibt Idea:
Vor rund 500 Besuchern warf Levy der Weltgemeinschaft vor, die Drohungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad gegen Israel tatenlos hinzunehmen. Er verglich den Politiker mit Adolf Hitler, dessen Ankündigung, das Judentum zu vernichten, auch nicht ernst genommen worden sei. Hätte man Hitler bereits 1933 gestoppt, wäre der Welt ein furchtbares Blutbad erspart geblieben, so Levy. Ahmadinedschad habe die Auslöschung Israels zum Staatsziel und ihre Verwirklichung zur religiösen Pflicht erklärt. Mit der Vorstellung, daß muslimische Märtyrer, die für die Ziele des Islam sterben, direkt ins Paradies gelangten, versuche er, die Bevölkerung auf die Konsequenzen eines Krieges vorzubereiten. Das unterscheide Ahmadinedschad von früheren islamischen Führen wie dem Iraker Saddam Hussein (1937 — 2006) und dem Syrer Hafiz Assad (1930 — 2000), die keinen kollektiven Selbstmord riskieren wollten, sondern ihre Angriffspläne gegen Israel nach massiven Warnungen aufgegeben hätten. … Laut Levy ist die Wahrscheinlichkeit gering, daß der Westen den Iran zum Einlenken bewegen könne.
Und Marcus schreibt:
Das Problem liegt nicht in der Fähigkeit, atomares Potential zu entwickeln, sondern in der Frage, wer darüber verfügt und zu welchem Zweck. Wenn die Bombe sich in den Händen eines Staates befindet, der von einem Ayatollah-Regime beherrscht wird, das sich die Vernichtung Israels und des »zionistischen Gebildes« auf die Fahnen geschrieben hat, muß man diese Drohungen ganz und gar ernst nehmen. Dies ist der einzige Staat auf der Welt, der UN-Mitglied ist und öffentlich seine Absicht verkündet, den Judenstaat zu vernichten. Wir haben es mit einem Wahnsinnigen wie Ahmadinejad zu tun, der immer wieder öffentlich erklärt, es habe keinen Holocaust gegeben, und nun »entdeckt« hat, daß die Anschläge vom 11. September von den Amerikanern verübt worden seien, um einen Vorwand zu bekommen, die Wurzeln des Terrors zu bekämpfen. Die Rede ist hier von einem Staat, dessen Führung danach strebt, den gesamten gemäßigten Nahen Osten zu einem Tummelplatz von Shariah-Extremisten zu machen.
Von dem Streben nach Atomwaffen abgesehen, handelt es sich hier um ein Regime, das riesige Land- und See-Streitkräfte aufbaut und über Shihab-Langstreckenraketensysteme verfügt, die sowohl Amerika als auch Europa bedrohen. …
Die Herrscher Saudi-Arabiens und Jordaniens haben nicht weniger Grund zur Sorge als Israel. Die Hisbollah, mit iranischen Waffen ausgestattet, bedroht nicht nur Israel, sondern treibt sich schon in Mubaraks Hinterhof herum.
Zwar stimmt es, daß Atomstaaten, die einander nicht leiden können, nebeneinander existieren, ohne die Atombombe einzusetzen. Aber im schweren Schatten der wahnsinnigen iranischen Bedrohung ist ein Schlag gegen den Iran Ahmadinejads und der Ayatollahs unvermeidlich … Nicht nur die Staaten der Region, sondern alle vernünftigen Staaten müssen besorgt sein darüber, was im Iran vor sich geht. Vor allen anderen Israel, das als erstes Ziel dazu auserkoren ist, »von der Erdoberfläche zu verschwinden«.
Unsere amerikanischen Verbündeten, unter ihnen Vizepräsident Joe Biden, der derzeit Israel besucht, warnen uns wieder und wieder davor, uns nicht kopfüber in eine militärische Aktion zu stürzen, bevor die Sanktionen nicht ausgeschöpft sind. … Wenn von einer erklärtermaßen existentiellen Bedrohung die Rede ist, sind wir eben doch verpflichtet, uns kopfüber hineinzustürzen.
Siehe auch Geiernotizen vom 24. 10. 09: Iran verliert einziges AWACS-Flugzeug
und vom 21. 6. 10: »Osirak 2.0?«