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Feuer-Fest


By Geier - Posted on 01 Januar 2009

1. Januar 2009

 

Cirka 60 Besucher eines thailändischen Nachtclubs brauchen sich über gute Vorsätze zum Neuen Jahr keine Gedanken mehr zu machen. Sie verbrannten, erstickten oder wurden zu Tode getrampelt, als Feuerwerkskörper die Decke des Gebäudes in Brand setzten.

Nun sind Nachtclubs in Bangkok nicht unbedingt der gewöhnliche Aufenthaltsort der Leser dieses Blogs — so hofft man zumindest — aber auch der ganz normale europäische Feuerzauber zum Jahreswechsel wird wieder Tote und Verletzte in den Polizeiberichten hinterlassen — so wie schon das Weihnachtsfest zuvor. 2007 waren es allein in Großbritannien 27 Tote, die das romantische Flackern der Lichtlein am Weihnachtsbaum hervorgebracht hat; gäbe es in Deutschland eine Statistik, die solche Fälle getrennt erfaßt, statt sie unter sonstigen Haushaltsunfällen und Wohnungsbränden untergehen zu lassen, sähe diese wohl nicht viel freundlicher aus. 

Schon bei rein rationaler Betrachtung jenseits aller geistlichen Wertung stellt sich die Frage, warum erwachsene Menschen beträchtliche Summen ausgeben, um sich und andere derart fahrlässig in Gefahr zu bringen. Nicht einmal die Ökofanatiker, die Lieferwagen nicht mehr in die Innenstädte lassen, um Feinstaub zu reduzieren — geradeso als ob Staub sich an irgendwelche Grenzen hielte — protestieren gegen diese gigantische Emissionsorgie. Und selbst das von Millionen kleiner Explosionen freigesetzte Kohlendioxid — wir reden von einigen zehntausend Tonnen Feuerwerkskörpern allein in Deutschland — scheint auf einmal niemanden zu interessieren, obwohl selbst Kamine und Kachelöfen mit Rußfiltern nachgerüstet werden sollen. Nicht einmal die Finanzkrise hält die Deutschen davon ab, Dutzende Millionen Euro »zum Spaß« zu verbrennen.

Wo rationale Begründungen für kollektive Massenphänomene schwerfallen, lohnt es sich, über Motive jenseits der Rationalität nachzudenken. Fündig wird man, wenn man nach den Wurzeln des Feuerzaubers sucht, zum Beispiel im »Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens«. Neben anderen okkulten Gebräuchen gehört das Lärmen und Räuchern seit langem zum Arsenal abergläubischer Neujahrstraditionen. So wird geschossen, um Fruchtbarkeit und Ernte zu verbessern, geräuchert, gefeuert und gelärmt, um Hexen und Geister zu verscheuchen und dies und jenes zu erreichen oder zu vermeiden: Über 18 Seiten occulter Bräuche kennt das Lexikon, von denen einige die direkten Vorläufer des Sylvesterfeuerwerks sind. Mit dem occulten Unterbau im Bewußtsein erklärt sich auch die irrationale Massenhysterie — nicht unbedingt aber, daß diese jedes Jahr gar noch etliche Christen erfaßt. Diese rechtfertigen sich gemeinhin (wie wir das ja auch von anderen Festen zur Genüge kennen) damit, daß der occulte Ursprung des Brauchtums im heutigen Volksbewußtsein nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Aber ist dies denn für die Bewertung einer Verfehlung wichtig, ob und wie diese im »Volksbewußtsein« verankert ist? Auch Ehebruch wird heute kaum noch als Verfehlung wahrgenommen; ist er dadurch gerechtfertigt? Paulus’ Ermahnung, den Götzendienst zu fliehen (1. Kor. 10, 14), muß auch unser Verhältnis zu ursprünglich occulten Neujahrsbräuchen bestimmen. Gemäß Joh. 8, 44 ist der Diabolos ein Menschenmörder von Anbeginn; die höchste Steigerung des Götzendienstes ist für ihn immer das Menschenopfer. Neben den Millionen »Feueropfern« hat er auch in diesem Jahr wieder dutzende Menschenopfer zum Neuen Jahr erhalten. Dies sollte auch den Christen zu denken geben, die meinen, zwar nicht aktiv am Feuerzauber teilzunehmen, sich aber doch am »schönen« Feuerwerk der anderen erfreuen zu dürfen. Auch diese anderen sind Gefangene des »Menschenmörders von Anbeginn«.

 

 

 

Nachtrag 8. Januar 2013: Auch die Feiern zum letzten Jahreswechsel haben wieder Dutzende Todesopfer gefordert. In Abidjan, Elfenbeinküste kamen 60 Menschen bei einer Massenpanik zu Tode, als sie die Sylvester-Feier in einem Stadion verlassen wollten. Über 200 wurden verletzt. Unter ähnlichen Umständen kamen in Luanda, Angola 16 Menschen im Gedränge ums Leben, 120 wurden verletzt.

 

 

Abb.: © Geier

 

 

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