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Umwelt geht immer


By Geier - Posted on 30 Dezember 2010

30. Dezember 2010

 

Ich bin kein Gegner der Energiesparlampe. Im Gegenteil: Ich habe diese Dinger schon eingesetzt, als eine noch über dreißig Mark gekostet hat, und wenn sie wirklich so lange halten würden, wie die Werbung verspricht, wäre das auch wirtschaftlich sinnvoll.

Seit dem EU-Verbot der herkömmlichen Glühlampe wird die Sparlampe aber immer mehr zum Symbol eines ökologistischen Wahns, der keinerlei Vernunftgründe mehr akzeptiert. Eine längst bekannte Tatsache ist nun endlich dabei, die Zeitungsspalten zu erreichen: Energiesparlampen enthalten Quecksilber, und obwohl dies nur wenige Milligramm sind, ist dies womöglich gar nicht so ungefährlich, zumindest dann, wenn die Lampe zerbricht. Denn das hochgiftige Quecksilber verdampft schon bei Zimmertemperatur und kontaminiert die Raumluft, beim Bruch einer betriebswarmen Lampe um so mehr. So haben verschiedene Zeitschriften (siehe siehe z. B. hier oder hier) schon Handlungsanweisungen für den Fall der Fälle zusammengestellt: 

Sofort 15 Minuten lüften, dabei sollten Menschen und Haustiere den Raum verlassen, Heizungen und Klimaanlagen ausschalten; auch während und nach der Reinigung lüften.

Glasbruch mit Handschuhen in dichtschließendem Glasgefäß sammeln.

Kleinere Splitter mit Pappe oder steifem Papier zusammenkehren. Staub und feine Glassplitter mit feuchten Tüchern aufwischen.

Teppichböden Staub und feine Splitter mit Klebeband aufnehmen, erst nach dieser Reinigung saugen; Staubbeutel danach wechseln.

Reinigungsutensilien in luftdichte Plastiktüte geben und möglichst bald in den Sondermüll geben. Sparlampen nie im Hausmüll, sondern immer als Sondermüll entsorgen.

Auf den gewöhnlichen Haushalt kommen also Scenarien zu, die an Civilschutzübungen und Industrieunfälle erinnern, wobei unklar ist, wie effektiv diese vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen überhaupt sind. Da besonders bei Kindern und Schwangeren die Risiken schwer abzuschätzen sind, wird zum Beispiel für Kinderzimmer dazu geraten, nur bruchgeschützte, kunststoffummantelte Lampen einzusetzen. Eine Quecksilbervergiftung zeigt sich nicht sofort, das Schwermetall reichert sich im Körper an und entfaltet, ähnlich dem Blei, seine heimtückische Wirkung an Nervensystem und inneren Organen langfristig. Jedenfalls hat das Umweltbundesamt beim Bersten einer Sparlampe das Zwanzigfache des Richtwertes von 0,35 g Quecksilber je m3 Raumluft gemessen, ausführliche Studien scheint es noch nicht zu geben: Das Glühlampenverbot zugunsten der Sparlampen wurde erlassen, ohne daß man die Folgen vorab geprüft hätte. Kleine Pointe am Rande: Bevor die EU mit dem Verbot der klassischen Glühlampe die Quecksilberlampen in alle Haushalte brachte, hatte sie vor einigen Jahren die Quecksilberthermometer wegen ihrer Giftigkeit aus den Häusern verbannt.

Nun hatte »factum« schon vor über einem Jahr darauf hingewiesen, daß infolge der künstlich generierten Nachfrage nach Stromsparlampen in China stillgelegte Quecksilberminen reactiviert werden, wo es aufgrund unzureichenden Arbeitsschutzes zu schweren Vergiftungen der Arbeiter kommt: Die chinesischen Arbeiter zahlen die Zeche für Europas reines Umweltgewissen. Aber das Umweltargument zieht immer, es ist zu einer Universalwaffe geworden, mit der fast alles durchzusetzen ist — und wenn es gerade in den Kram paßt, eben auch das Gegenteil.

 

Das Glühlampenverbot gehört hier nun noch zu den eher harmlosen Beispielen ökologistischer Rücksichtslosigkeit. So wurde seit den sechziger Jahren das Pesticid DDT verboten, eine Substanz zwar, die nur mit Bedacht eingesetzt werden sollte — es ist eben ein Giftstoff — die aber bis dahin immerhin Dutzenden Millionen Menschen das Leben gerettet hatte und deren Verbot folgerichtig bisher viele Millionen Menschenleben kostete. Auf ein bis zwei Millionen werden die jährlichen Todesopfer durch Malaria geschätzt, bei zwei- bis dreihundert Millionen Erkrankungen. Durch den Einsatz von DDT war Malaria, die ja bekanntlich durch Stechmücken übertragen wird, schon einmal wirkungsvoll eingedämmt, bis die Krankheit nach dem DDT-Verbot wieder ungehemmt wüten konnte. Aber Staaten, die zum Schutz ihrer Bevölkerung weiterhin DDT verwenden, werden als »ökologische Schurkenstaaten« »am Rande der Legalität« discreditiert, wie Ulli Kulke in einem empfehlenswerten Artikel beschreibt.

 

Die Klimareligion führt einstweilen dazu, daß im brandenburgischen Ketzin in einer CCS-Pilotanlage Kohlendioxid unterirdisch verpreßt wird. Das Gas, das als natürlicher Luftbestandteil nicht nur unschädlich, sondern lebenswichtig ist, wird konzentriert zum tödlichen Giftgas. Kein Wunder, daß die Anwohner wenig begeistert von diesem Experiment sind. Theoretisch müßte ja alles gutgehen, spricht der Ingenieur, aber wer weiß, was die plötzliche Freisetzung großer Mengen CO2 bewirkt, wird in Nachbarschaft einer solchen Anlage kaum noch ruhig schlafen können: Traurige Berühmtheit erlangte der Nyos-See in Kamerun 1986, als eine CO2-Blase aus dem See austrat und etwa tausendsiebenhundert Bewohner der umliegenden Dörfer tötete. Das Gas hat die gefährliche Eigenschaft, sich zunächst am Boden zu sammeln und erst nach und nach in der Atmosphäre zu lösen. Solche natürlichen CO2-Vorkommen sind gefährlich genug, künstlich unterirdische Kohlendioxidspeicher anzulegen, um der Chimäre der künstlichen Erderwärmung entgegenzuwirken, ist schon keine Schildbürgerei mehr, sondern grober Unfug.

 

Aber irgendwie sind die Technologien zur Energiegewinnung längst in ökologisch »gute« und »böse« unterteilt, und die Maßstäbe, nach denen dies geschieht, sind willkürlich und ideologisch. So gilt die Wasserkraft als unbedenklich, tatsächlich aber sind in den Jahrzehnten seit dem letzten Weltkrieg schon zehntausende, möglicherweise hunderttausende Menschen bei Dammbrüchen ums Leben gekommen, Millionen wurden umgesiedelt, oft ohne angemessene Entschädigung, riesige Natur- und Kulturlandschaften zerstört. (Die großen Differenzen bei den Zahlenangaben der Opfer ergeben sich daraus, daß z. B. aus China, aber auch aus anderen Diktaturen kein belastbares Zahlenmaterial vorliegt und offizielle Zahlen weit von realistischen Schätzungen abweichen.)

Allein im Chinesischen Kohlebergbau sind (nach offiziellen Zahlen) im vergangenen Jahr 2631 Bergleute umgekommen, im Jahr zuvor 3215, das sind durchschnittlich acht Tote an jedem Tag. Trotzdem würde niemand die Kohle als Energieträger aufgrund mangelnder Sicherheit infragestellen.

Fragt man jedoch nach der gefährlichsten Form der Energieerzeugung, wird wohl fast immer zuerst die Kernkraft genannt werden. Tatsächlich aber sind in direkter Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986) 60 Menschen gestorben, also etwa soviele wie bei der Explosion in einem sibirischen Wasserkraftwerk im August 2009, von der heute niemand mehr redet. Bei Unfällen von Reaktoren westlicher Bauart gab es bisher gar keine Toten. Wenn aber z. B. nach einem Herbststurm so viel Laub auf dem Neckar schwimmt, daß beim Kernkraftwerk Obrigheim der Rechen am Kühlwassereinlauf gesäubert werden muß und dazu das Kraftwerk eine Dreiviertelstunde abgeschaltet wird, vermeldet die Nachrichtenagetur dpa: »Fünfte Panne in fünf Monaten« (29. 10. 2002). Ich will damit nicht sagen daß die Nutzung der Kernkraft ungefährlich wäre; tatsächlich bedarf sie höchster Vorsicht. So diese aber gegeben ist, scheint Kernkraft, wie die Statistiken zeigen, bei weitem sicherer zu sein als einige andere Formen der Energiegewinnung.

 

Und natürlich ist es legitim, auch die wirtschaftliche Seite der Energieproduktion zu betrachten, zum Beispiel beim Solarstrom. Erfinder der Solartechnik sind ja bekanntlich die Schildbürger, die — ökologisch vorbildlich — das Sonnenlicht in Körben und Säcken in ihr Rathaus getragen haben; seit dieser Zeit üben die Solartechnologien eine ungebrochene Fascination auf viele Menschen aus, auch ist ihre Effizienz inzwischen etwas verbessert worden. »Die Sonne schickt keine Rechnung«, wie die Grünen so schön bemerkt und plakatiert haben, die Hersteller und Betreiber von Solaranlagen freilich durchaus. Und weil diese Rechnungen höher ausfallen als bei jeder anderen Art der Energieerzeugung, subventionieren wir jeden einzelnen Arbeitsplatz in der Solarbranche mit 153.000 € im Jahr — das entspricht meines Wissens in etwa dem Salär des Bundespräsidenten. Das reicht den grünen Baronen aber durchaus noch nicht. In Spanien haben Solaranlagenbetreiber ein wirtschaftliches (leider kein physikalisches) Perpetuum Mobile erfunden. Sie verkauften billigen Netz- oder Generatorstrom als teuren Solarstrom und kassierten die hohen Einspeisevergütungen. Insgesamt soll es bei verschiedenen Solarbetrügereien in Spanien um Summen von mehreren Milliarden € gehen. Aufgeflogen ist die Sache nur, weil sie in ihrer Gier auch nachts die Generatoren laufen ließen und »Solarstrom« einspeisten. Aber nachts scheint nicht einmal in Spanien die Sonne; da wären wahrscheinlich sogar die Schildbürger stutzig geworden. Doch selbst, wenn man sich strikt im Rahmen der Gesetze bewegt: Einigen verhilft der Solarstrom dazu, ganz prächtig ohne Arbeit auf Kosten anderer zu leben. Maxeiner und Miersch sprechen in der »Welt« von »einer der dreistesten Vermögensumverteilungen von unten nach oben, die dieses Land bislang erlebt hat«.

 

Ja, die Ökologie ist ein weites Feld, auf dem viele seltsame Pflänzchen wuchern. Es gibt doch kaum Bestrebungen und Interessen, die man nicht viel bequemer unters Volk bringen kann, indem man einen grünen Aufkleber daraufpappt. Da gibt es zum Beispiel Peter Tatchell, einen Abgeordneten der britischen Grünen und Kämpfer für die Rechte der Witwen und Waisen Homo-, Bi- und Transsexuellen, der behauptet: »Homosexualität ist ein Teil menschlicher Ökologie. Sie hat in allen Kulturen und Epochen existiert. Zu einem Zeitpunkt der weltweiten Überbevölkerung leisten schwule und lesbische Paare durch Kinderlosigkeit ihren Beitrag, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten und den Druck auf die bereits überstrapazierten natürlichen Ressourcen zu reduzieren. Wir sind eine ökologische Bereicherung für die Menschheit.« Darauf muß man auch erst einmal kommen.

 

Weil wir gerade von grünen Aufklebern reden: Die Deutsche Post hat jetzt auch welche, die heißen »GoGreen« und offensichtlich muß das Verkleben dieser Aufkleber so eine Art Voodoo-Akt sein. Dazu Originalton Postkatalog: »Leisten Sie einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz! Ein Aufkleber neutralisiert die Emissionen beim nationalen/europaweiten Versand von Briefen; zwei machen den weltweiten Versand klimafreundlich.« Man klebt also einfach nur einen Aufkleber auf den Brief, der die Emissionen, die beim Brieftransport anfallen, aufsaugt. Wie die Aufkleber das nur machen? Sechsunddreißig Stück kosten eins-einundfünfzig — na ja, vielleicht ist das ganze ja doch kein Voodoo, sondern nur ganz normaler Ablaßhandel im Dienste der Klimareligion.

 

Oft ist, wo außen ein grüner Aufkleber drauf ist, innen eben doch nur knallharter Commerz drin. Will ich z. B. meinen auswärts studierenden Sohn besuchen, darf ich jetzt nicht mehr mit meinem relativ neuen, sauberen und effizienten Diesel-PKW hin, weil mein Sohn in einer sogenannten Umweltzone wohnt. Mit dem alten Kleinbus, einem üblen Spritsäufer, in dem eine Sechs-Liter-Benzinmaschine steckt und der statt sieben Liter Diesel siebzehn Liter Benzin verfeuert und damit auch entsprechend viel Mineralölsteuer generiert, darf ich aber kommen: Der Diesel hat einen gelben Aufkleber, der Bus einen grünen. Für die Umwelt ist die »Umweltzone« im konkreten Falle also deutlich contraproduktiv, mal abgesehen davon, daß die Feinstaubbelastung, welche zu bekämpfen die »Umweltzonen« vorgeben, sich ohnehin höchst unbeeindruckt zeigt. Denn erstens halten Stäube nicht an einem Straßenschild an, zweitens ist der weitaus größte Teil des Feinstaubs gar nicht vom Fahrzeugverkehr verursacht, sondern hat andere, z. B. natürliche Ursachen wie den Pollenflug. Ungeachtet der (inzwischen auch durch Messungen nachgewiesenen) Tatsache, daß »Umweltzonen« also nichts zur Feinstaubreduktion beitragen, werden aber immer noch neue ausgewiesen. Allein die Nachrüstung von Fahrzeugen zur Erlangung des grünen Aufklebers, der die Einfahrt in die Umweltzonen gestattet, ist ein gigantisches Geschäft.

 

Und man muß es inzwischen wohl zufrieden sein, wenn unter dem grünen Mäntelchen nur Geschäftemacherei betrieben wird und nicht schlimmeres: Lord Monckton weist nach, daß die künstliche Erderwärmungshysterie inzwischen von UNO-Gremien benutzt wird, eine Weltregierung zu etablieren, die keinerlei demokratischer Kontrolle untersteht. Das System, das schrittweise dorthinführen soll, hat man sich bei der UNO von der EU abgeschaut, wo es seit Jahrzehnten unauffällig funktioniert: Man etabliert neben den bestehenden Nationalregierungen eine Unzahl intransparenter Institutionen, eine Parallelstruktur, auf die Stück für Stück immer mehr Vollmachten übergehen, die zuvor den gewählten Regierungen und Parlamenten zugestanden hatten. Diese bestehen somit zwar fort und werden auch weiterhin gewählt, haben aber faktisch immer weniger Möglichkeiten, die Dinge wirklich zu regeln, weil sie in ein Geflecht vertraglicher Bindungen eingeschnürt sind, das die tatsächliche Machtausübung Institutionen zuweist, die sich keiner Wahl stellen müssen. Die globale Klimadiktatur, vor welcher der Bamberger Prof. Gerhard Schulze schon vor über einem Jahr gewarnt hat, ist mit den Beschlüssen des Mexicanischen »Klimagipfels« ein Stück realer geworden.

 

 

Weitere Links zum Thema Ökologismus:

 

Arnulf Baring: Geschichte eines Realitätsverlustes

Stefano Barbacetto: Die Katastrophe von Vajont

Uwe Buse: Die Südsee-Ente

Thiemo Heeg: Die schmutzigen Seiten der Solarenergie

Gerald Mackenthun: Wir Angsthasen

Kleine Anfrage an die Grünen zum Thema Klimawandel

Preußische Allgemeine: Wie Biogas das Bier verteuert

Marc Engelhardt: Biokraftstoffe — nein danke

Hans W. Mayer: Biobenzin E10 — Widersinnig, teuer und unvernünftig

Ältere Geiernotiz zur Ökoreligion: Von Vater Gott zu Mutter Erde

 

 

 

Nachtrag 27. 4. 11: Biomüesliriegel in Europa, Malariatote in Uganda

 

Nachtrag 24. 7. 11: WWF und Monsanto: Die Hochzeit von Umwelt- und Agrarindustrie:

 

 

Nachtrag 23. 8. 12: »Bulb Fiction«, Film über das Glühlampenverbot und die Nachteile und Gefahren von Energiesparlampen:

 

 

Collage © Geier

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