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Da lacht der Geier

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Aus aktuellem Anlaß ausgegraben: »Fuß-Baal«

11. Juni 2012

 

Es steht schlecht um den Katholizismus. Sehr schlecht. Menschlich enttäuscht und offenbar zutiefst verstört und bedrückt über die »Vatileaks«- bzw. »Raben«-Affaire (ein vaticanischer Kammerdiener hatte vermutlich über einen längeren Zeitraum vertrauliche Dokumente entwendet und an die Presse verkauft), gibt der Papst in einem Brief an die polnischen Bischöfe nunmehr zu, daß es nicht der Katholizismus sei, sondern allein die Konkurrenzreligion Fußball, welche »die Achtung vor anderen, auch … Gegnern, sowie persönliche Opfer für das Wohl der Gruppe lehrt« und dabei hülfe »sich über die Logik des Individualismus und Egoismus, die oft das menschliche Miteinander prägen, zu einer Logik der Brüderlichkeit und Liebe zu erheben, die es erlaubt — auf jeder Ebene — eine Gemeinschaft aufzubauen, die das Wohlergehen all ihrer Mitglieder fördert«. Ich will ehrlich sein: Ich hatte ja ohnehin schon gelegentlich Zweifel, daß ausgerechnet der Katholizismus solches leisten könne. Der Aufruf des Papstes zur Conversion hat jedenfalls bei den gehorsamsgewohnten Katholiken ein großes Echo hervorgerufen, nicht nur in Polen, sondern auch in anderen Weltgegenden huldigte man sogleich dem neuen Gott, und ganze Priesterseminare bekehrten sich spontan zum Fußball, den der Pontifex als »Ausdruck der edelsten menschlichen Bestrebungen und Tätigkeiten im Geist des Friedens und der ehrlichen Freude« sieht.

Abwehrzauber gestern und heute

 

26. März 2012

 

Schutz- bzw. Abwehrzauber, sogenannte »apotropäische Handlungen«, gehören zum Standardrepertoire esoterisch verwirrter Seelen aller Kulturen. Gegenstände, die an dem zu schützenden Gut angebracht werden, sollen dieses vor bösen Einflüssen schützen. Allein das »Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens« nennt auf einem Dutzend Seiten so viele Variationen, daß diese unmöglich alle hier aufgeführt werden können.

Einige seien trotzdem kurz genannt: Ziemlich bekannt sind die oben abgebildeten gekreuzten Pferdeköpfe am Hausgiebel, die in verschiedenen Gegenden Deutschlands vorkommen und auf germanische Wurzeln zurückgehen, ebenso wie die Germanen auch Tierschädel an Giebeln und über Türöffnungen anbrachten, um böse Mächte abzuwehren. An Wikingerschiffen wurden Drachenköpfe angebracht, um sie zu schützen. Der Versuch, Dämonen durch möglichst grausiges Bildwerk abzuschrecken ist seit der Antike überliefert.

Die Katholisierung des Heidentums hat am Aberglauben nichts geändert: Das Bild der Heiligen Leonhard oder Wolfgang, auf einem Blechtäfelchen über der Stalltür angebracht, soll gegen das Einbrechen wilder Tiere schützen. Am Dreikönigstag wird an Haustüren katholischer Haushalte heute noch mit geweihter Kreide C+M+B geschrieben. Hufeisen werden über Stall-und Eingangstüren genagelt, mitunter auch am Kühlergrill von Kraftfahrzeugen angebracht.

Citat des Tages XLV

2. Dezember 2011

 

»Indem Sie die Druckformatvorlage des Dokuments mit der Druckformatvorlage der Druckformatvorlage verbinden, können Sie die Druckformatvorlage der Dokumentenvorlage aktualisieren. Wenn Sie die Druckformatvorlage eines Dokuments mit der Druckformatvorlage einer Dokumentenvorlage verbinden, ersetzen die Druckformatdefinitionen des Dokuments die gleichnamigen Druckformatdefinitionen der Dokumentenvorlage. Sämtliche Druckformate in der Druckformatvorlage des Dokuments, die nicht in der Druckformatvorlage enthalten sind, werden dieser hinzugefügt.«

aus einem schon etwas betagten »Handbuch Microsoft Word für Windows 2.0«

Mehr Gebrauchsanleitungslyrik  dieser Art hat die Süddeutsche hier zusammengetragen.

 

 

 

 

 

 

 

Schöner sterben: Käßmann sucht den Supersarg

9. November 2011

 

Die femme fatale des deutschen Luthertums ist doch immer wieder für eine Notiz gut. Diesmal wenigstens verhält sie sich ganz und gar schriftkonform, nämlich gemäß dem Wort aus Mt. 8, 22: »Laß die (geistlich) toten ihre Toten begraben«. Und so hat sich Frau Käßmann um den deutschen Totenkult verdient gemacht, indem sie als Jurymitglied für ein Bestattungsunternehmen die schönsten Särge, die schönsten Urnen, die schönsten Grabsteine und die schönsten Friedhöfe Deutschlands ausgesucht hat.

Ihr Maßstab: Individualität über den Tod hinaus, insceniert zum Beispiel mit dem Siegersarg, dem C 101 der Freiburger Manufaktur Cascada, einem Gerät, schwarz und schön wie ein Konzertflügel, mit gegossenen und vernickelten Beschlägen und 210 funkelnden Swarovski-Kristallen verziert. Den 211. gibt es extra dazu: Zur Erinnerung daran, daß man etwa vier- bis sechstausend Euro dafür erlegt hat, ein paar hundert von diesen Kristallen in die Erde versenken zu dürfen.

 

 

 

 

Photo: © cascada design | manufactur

Abbildung mit freundlicher Genehmigung

Citat des Tages XLI

7. September 2011

 

 »Das C in der CDU steht nur noch für Cervelatwurst«

 

Heather De Lisle, Journalistin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

»… aus jedem Gramm Material einen größeren Nutzeffekt!«

10. August 2011

 

Vielleicht war das ja so: Nachdem die Produktentwickler der »real,–«-Märkte mitbekommen hatten, daß Jesus mit zwei Fischen und fünf Broten fünftausend Familien sattbekommen hat (Mt. 14), dachten sie wahrscheinlich, sie müßten das irgendwie auch so ähnlich hinbekommen können. Und siehe: Wie Jürgen Kaube in der F.A.Z. überschlägt, haben sie doch tatsächlich einen Weg gefunden, ein einziges Huhn zu fünftausend Liter Hühnersuppe zu verarbeiten — freilich unter Zuhilfenahme von jeder Menge Nudeln, Geschmacksverstärkern und anderen Zutaten. Das hat die Verbraucherzentrale Hamburg herausgefunden[PDF], und nicht etwa durch aufwendige Labor- oder Detektivarbeit, sondern nur durch das Studium des Kleingedruckten auf der Verpackung. Und da steht doch tatsächlich, daß die »Hühnersuppe mit Nudeln« zwar 70% Nudeln, aber nur 0,1% [sic!] von dem namensgebenden Hühnerfleisch enthält, also gerade mal den tausendsten Teil des Packungsinhaltes, sowie unter anderem »Spuren von Ei, Milch und Senf«. Wäre — bei siebenhundertmal mehr Nudeln als Huhn — »Nudelsuppe mit Huhn« nicht die bessere Bezeichnung gewesen, oder noch richtiger (bei immerhin 4% Gemüseanteil) »Nudelsuppe mit etwas Gemüse« — kann Spuren von Huhn enthalten?

Wissenschaft vom Feinsten

24. April 2011

 

Im Nachhinein kann es ja ganz erheiternd sein, was so herauskommt, wenn Menschen versuchen, sich als Propheten zu betätigen. Das heißt: Heute nennt man das ja eher »Prognostiker«. Gerade ist die UNO einigermaßen kläglich an dem Versuch gescheitert, die Zukunft vorauszusagen. Erst 2005 hatte sie nämlich wegen der sogenannten Erderwärmung 50 Millionen Umweltflüchtlinge bis 2010 prognostiziert. Die Millionen würden vor einem Anstieg des Meeresspiegels fliehen, vor häufigeren und intensiveren Hurrikanen sowie massiven Ernteausfällen. Tatsächlich haben die als besonders gefährdet eingestuften Gegenden wie Bangladesh, die Bahamas, St. Lucia, die Seychellen oder die Solomon Islands seitdem statt eines Aderlasses durch Flüchtlinge aber einen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen. Und wenn tatsächlich für viele Menschen in Entwicklungsländern die Lebensmittel zunehmend unerschwinglich werden, dann liegt das nicht an ungewöhnlichen Ernteausfällen infolge einer Erderwärmung, sondern im Gegenteil daran, daß Mais und Weizen häufiger zu Treibstoffen verarbeitet werden, um die »Klimaziele« zu erreichen, die von den Schamanen der Klimareligion vorgegeben wurden. Eine moderate Erderwärmung würde übrigens eine deutliche Verbesserung der Welternährungslage mit sich bringen, wie dies während des »Klimaoptimums« der Renaissance der Fall war, als sogar in England Weinbau betrieben wurde.

An der Nordseeküste, am plattdeutschen Strand …

16. April 2011

 

Im Herbst hatte ich in dem Artikel »5 Jahre Haft für Blondinenwitz« noch etwas zugespitzt zum europäischen »Zusatzprotokoll zum Übereinkommen über Computerkriminalität betreffend die Kriminalisierung mittels Computersystemen begangener Handlungen rassistischer und fremdenfeindlicher Art« die Frage aufgeworfen, ob Blondinen- und Ostfriesenwitze künftig mit Haftstrafen bedroht seien — was der Wortlaut des Protokolls durchaus nahelegt — und siehe: Kaum ein halbes Jahr später hat die Realität die Satire eingeholt. Bei der Osnabrücker Staatsanwaltschaft ist eine Strafanzeige gegen einen Radiosender wegen Volksverhetzung eingegangen — ein Moderator hatte Ostfriesenwitze erzählt und ein Osnabrücker hatte daraufhin bei der Polizei Anzeige erstattet. Polizeisprecher Georg Linke sagte dazu: »Wenn ein Bürger eine Anzeige erstellt, nehmen wir das natürlich ernst«. In der Pressemitteilung des Senders heißt es:

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt gegen radio ffn wegen Volksverhetzung. Kein Scherz: Der Grund dafür ist ein Ostfriesenwitz, den Moderator Timm „Doppel-M“ Busche in „Niedersachsens bester Morningshow mit ffn-Morgenmän Franky“ erzählt hat. Die Anzeige wurde bei der Osnabrücker Polizei gestellt — natürlich von einem Ostfriesen. Seine Begründung: Durch diesen Witz seien die Ostfriesen als ethnische Minderheit diffamiert worden. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Geier als Mossad-Agent enttarnt

5. Januar 2011 

 

Brehms Scheichs Tierleben: Von zionistischen Eichhörnchen, jüdischen Kampfratten, Killer-Haien und Mossad-Geiern 

 

Eichhorn (Sciurus vulgaris):

Vergräbt es wirklich nur Nüsse oder funkt es heimlich seinen Mossad-Führungsoffizier an?

 

 

Wie HaAretz berichtet, ist In Saudi-Arabien ein Geier als Mossad-Agent verhaftet worden. Der Vogel hatte sich verdächtig gemacht, als er mit einem GPS-Sender(!) und einer Beringung mit den Worten »Universität Tel Aviv« und der Nummer R-65 ohne gültiges Visum in der Nähe der Stadt Hayel aufgegriffen wurde. Ein Scheich konnte ihn festnehmen und übergab ihn den Sicherheitsbehörden. Bewohner des Gebietes und lokale Reporter sagten gegenüber der saudi-arabischen Al-Weeam-Zeitung, daß es sich um eine »zionistische Verschwörung« handeln müsse. Hunderte Kommentare auf arabischen Netzseiten, in Foren und Zeitungen behaupten nun, daß »die Zionisten« die Vögel zur Spionage ausbilden würden.

Der Geier einer vom Aussterben bedrohten Art ist Teil einer ornithologischen Untersuchung eines Doktoranden der Universität Tel Aviv zu Reisewegen und Flughöhen der Vögel.

Jericho über 4000 Jahre vor Erschaffung der Welt gegründet?

12. Oktober 2010

 

Jericho: sieht ganz schön alt aus — aber wirklich so alt?

 

 

Wie »Israel heute« vermeldet, feiert Jericho seinen 10.000. Geburtstag. Die (derzeit philistinensische) Stadtverwaltung versucht, Jericho als »älteste Stadt der Welt« zu einem Touristenort zu entwickeln. Da wir nach jüdischer Zeitrechnung das Jahr 5771 nach Erschaffung der Welt schreiben, wäre Jericho mit zehntausend Jahren über 4.200 Jahre älter als die gegenwärtige Erde.

Die Archäologen, die das Alter angesetzt haben, gestehen immerhin zu, daß die Zahl Zehntausend absolut zufällig sei und sie mit ihrer Einschätzung »mit hunderten von Jahren danebenliegen könnten«. Aber runde Zahlen generieren nun einmal Schlagzeilen, Schlagzeilen generieren Touristen, Touristen generieren Geld …

 

Photo: gemeinfrei

 

 

 

 

Rückblick 1. Lesertreffen

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