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»… aus jedem Gramm Material einen größeren Nutzeffekt!«
10. August 2011
Vielleicht war das ja so: Nachdem die Produktentwickler der »real,–«-Märkte mitbekommen hatten, daß Jesus mit zwei Fischen und fünf Broten fünftausend Familien sattbekommen hat (Mt. 14), dachten sie wahrscheinlich, sie müßten das irgendwie auch so ähnlich hinbekommen können. Und siehe: Wie Jürgen Kaube in der F.A.Z. überschlägt, haben sie doch tatsächlich einen Weg gefunden, ein einziges Huhn zu fünftausend Liter Hühnersuppe zu verarbeiten — freilich unter Zuhilfenahme von jeder Menge Nudeln, Geschmacksverstärkern und anderen Zutaten. Das hat die Verbraucherzentrale Hamburg herausgefunden[PDF], und nicht etwa durch aufwendige Labor- oder Detektivarbeit, sondern nur durch das Studium des Kleingedruckten auf der Verpackung. Und da steht doch tatsächlich, daß die »Hühnersuppe mit Nudeln« zwar 70% Nudeln, aber nur 0,1% [sic!] von dem namensgebenden Hühnerfleisch enthält, also gerade mal den tausendsten Teil des Packungsinhaltes, sowie unter anderem »Spuren von Ei, Milch und Senf«. Wäre — bei siebenhundertmal mehr Nudeln als Huhn — »Nudelsuppe mit Huhn« nicht die bessere Bezeichnung gewesen, oder noch richtiger (bei immerhin 4% Gemüseanteil) »Nudelsuppe mit etwas Gemüse« — kann Spuren von Huhn enthalten?
Das ganze ist jedenfalls kein Einzelfall und durchaus nicht nur bei »real,–« zu finden, wie die Verbraucherschützer anhand von »Banana-Milch-Drink« (Molkerei Lülf) mit 0,1% Bananensaftkonzentrat, Milka Erdbeer-Joghurt-Schokolade von Kraft Foods mit 0,18% Erdbeeren, einem Karamell-Müesli von Kölln mit 0,5% Karamellsirup, einem Schoko-Haselnuß-Milch-Snack von Ehrmann mit 0,7% Kakaopulver und 0,5% Haselnußmark, einer Ritter-Sport Pfirsich-Maracuja-Schokolade mit 0,8% Pfirsichen und 0,2% Maracujasaft-Konzentrat, und noch einem halben Dutzend anderer Artikel gezeigt haben, darunter auch Marken- und Bio-Produkte.
Vielleicht hat man sich aber auch gar nicht von der Sache mit dem Brot und den Fischen inspirieren lassen, sondern von der DDR-Propaganda, die verlangte: »Aus jeder Mark, jeder Stunde Arbeitszeit, jedem Gramm Material einen größeren Nutzeffekt!« So irreal wie bei »real,–« ging es freilich nicht einmal in der DDR zu: Selbst der berüchtigte Kaffee-Mix enthielt immerhin noch 50% Kaffee.
Irreführende Lebensmittelverpackungen hatte ich ja bei früherer Gelegenheit schon einmal erwähnt. Die Links noch einmal: hier, hier und hier.
Photo: © Geier