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Despoten wie Du und ich — und wie Jesus


By Geier - Posted on 05 August 2012

Despot bei der Arbeit5. August 2012

 

Wenn wir heute das Wort »Despot« benutzen, verwenden wir es synonym mit »Tyrann«, »Gewaltherrscher«, »Unterdrücker« — und genau das sind auch die Bedeutungen, die unsere Wörterbücher uns nahelegen. Im Vergleich zum biblischen Gebrauch des Wortes hat hier jedoch eine dramatische Bedeutungsverschiebung stattgefunden. Das Wort δεσπότης (Despotes) kommt nämlich im Neuen Testament durchaus einige Male vor. Die Dabhar-Übersetzung setzt mit dem etwas sperrigen »Tränkmächtiger« einen anderen Schwerpunkt: Hier wird der δεσπότης als Versorger dargestellt, als einer, der Vollmacht und Verpflichtung hat, denen, die ihm anvertraut sind, das Lebensnotwendige zuzuweisen. Legt der biblische Gebrauch des Wortes diese Deutung nahe? Durchaus: Von den zehn Vorkommen von δεσπότης im Text haben sämtliche einen positiven Sinn; in etwa zwei Dritteln der Fälle wird Gott selbst als δεσπότης bezeichnet:

In Lukas 2, 29 lobt Simeon Gott als den Despoten, der sein Wort gehalten hat.

In 1. Tim. 6, 1 werden die Diener bzw. Sklaven von Paulos angehalten, ihre Despoten, die Hausherren, als alljeder Wertschätzung würdige einstufen, damit der Name Gottes nicht gelästert wird.

Im Folgevers werden auch die Diener, die treuende[G] (gläubige) Despoten haben, dazu ermahnt, diese nicht zu verachten. 

In 2. Tim. 2, 21 wird Gott einem Despoten verglichen, der verschiedene Gefäße besitzt, und wir werden ermahnt, durch Absonderung von den schlechten Gefäßen selbst zu guten Gefäßen dieses Despoten zu werden, die tauglich für gute Werke sind.

Auch in Titus 2, 9 werden die Sklaven ermahnt, sich ihren Despoten unterzuordnen, ihnen Wohlgefällige zu sein und ihnen nicht zu widersprechen. 

In Apg. 4, 24 wird Gott als Schöpfer und Despot von Himmel, Erde, Meeren und aller, die in diesen Bereichen leben gelobt — hier ist der Zweiklang von Erschaffen und Erhalten offensichtlich, und das Wort »Despot« beschreibt Gott als den Erhaltenden und Versorgenden.

Auch Petros ermahnt in 1. P. 2, 18 die Hausdiener, sich in Ehrfurcht ihren Despoten unterzuordnen, und zwar sowohl den guten und vorbildlichen als auch den krummen. 

In 2. Petr. 2, 1 wird Jesus als »der Despot, der uns erkauft hat« bezeichnet. Der Despot, der sein Leben für die Seinen hingibt — hier wird die dramatische Bedeutungsverkehrung des Wortes »Despot« von damals bis heute besonders deutlich. 

In Judas 4 wird Gott als »alleiniger Despot« bezeichnet. 

Und in Offb. 6, 10 wird Gott schließlich als der gerechte und Recht verschaffende Despot angerufen.

In keinem einzelnen Falle aber gebraucht die Bibel das Wort δεσπότης in dem Sinne, in dem wir es heute üblicherweise benutzen. Stattdessen finden wir den δεσπότης als jemanden, der einer Haushaltung, einem οι͒κος[G], verantwortlich vorsteht — was so auch uneingeschränkt auf Gott zutrifft, nur daß dessen οι͒κος eben ein gutes Stück größer ist.

Vom treuen Versorger zum Tyrannen: Woher kommt eine solch dramatische Bedeutungsverkehrung des Wortes δεσπότης? Hier sind zunächst all die verlorenen Söhne und Töchter zu nennen, die ein Interesse daran haben, das Patriarchat als die biblische Familienverfassung abzuwerten, um sich damit selbst zu rechtfertigen. Die Abwertung des Begriffes »Patriarch« ist zwar jüngeren Datums, hat aber genau die selbe Stoßrichtung wie die Diskreditierung des Wortes δεσπότης. Auch dieses Wort mutierte von einer Ehrenbezeichnung zu einem Schimpfwort. Man will es dem Manne grundsätzlich nicht zugestehen, die Angelegenheiten seines Hauses zu regeln, so wie dies seine Verantwortung erfordern würde. Zwar läßt man sich mit größter Selbstverständlichkeit vom Staat vorschreiben, wie schnell man zu fahren hat, wo man ein Haus bauen darf, was die eigenen Kinder in der Schule zu lernen haben und tausende andere Kleinigkeiten, die tief in die persönlichsten Lebensbereiche hineinreichen. Wenn aber ein Mann die Angelegenheiten seiner Familie gestaltet und regelt, wird er als »Despot« gebrandmarkt. Es ist jedoch, wenn wir biblische Maßstäbe gelten lassen, die Verantwortung und Vollmacht eines Mannes für seinen οι͒κος[G] viel älteren Adels und klarer hergeleitet als jede staatliche Gewalt.

Dabei ist zu bedenken, daß jeder Angriff auf das Patriarchat letztlich ein Angriff gegen Gott, den großen Patriarchen aller ist, von dem wir wissen, daß er der Vater (πατέρ) ist, aus dem jegliche Vaterschaft (πατρια) kommt (Eph. 3, 14f). Der Rebell gegen Gott kann diesen nicht erreichen, so richtet er seinen Zorn häufig stellvertretend gegen den nächsten greifbaren Patriarchen, gegen den Vater, den Ehemann, den Vorgesetzten, eben gegen den δεσπότης, den er sieht, dem er schaden kann, an dem er sich rächen kann, den er womöglich zerstören kann. Genau diese stellvertretende Rebellion, die Gott meint, aber den irdischen Patriarchen trifft, beschreibt Paulos, wenn er erklärt, daß der Name Gottes gelästert wird, wo der δεσπότης nicht geachtet wird (1. Tim. 6, 1).

 

 


 

 

Für mutige Despoten: In der Hoffnung, daß das T-Shirt-Wetter noch eine Weile anhält, verschenke ich wieder ein Dutzend T-Shirts, diesmal an Familienväter mit etwas Sinn für Selbstironie und der Bereitschaft, sich in viele interessante Diskussionen verwickeln zu lassen:

 

 

Wer eines der Hemden (Fruit of the Loom, schwarz, 100% Baumwolle) haben möchte, teile mir das bitte bis zum 11. August über das Kontaktformular mit. Hier außer der Versandanschrift (in Deutschland!) die gewünschte Größe (S bis XXL) nicht vergessen. Falls das Dutzend nicht für alle Interessenten reicht, werden aber keine Mitteilungen mit Zu- oder Absagen versandt; entweder man findet innerhalb der nächsten Wochen ein T-Shirt im Briefkasten oder eben nicht.

 

 


 

 

 

Abbildung oben: Despot (links im Bild) bei seiner typischen Arbeit, dem Tränken der Bedürftigen

Bild von W. H. Margetson (1861 — 1940); gemeinfrei

 

Abb. T-Shirt: © Geier

 

 

 

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