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Kleine Zeitungsschau VIII


By Geier - Posted on 11 November 2012

11. November 2012

 

Da reibt man sich doch verwundert die Augen: Es wird gemeldet, daß Frau Merkel dieser Tage eine Grundsatzrede vor dem EU-Parlament gehalten haben soll. Ja, wo bitte soll die Dame, die konsequente Inkonsequenz zu ihrem Markenzeichen und absolute Prinzipienlosigkeit zum obersten Prinzip ihres Machterhalts erwählt hat, denn auf einmal Grundsätze herhaben? 

 

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Obwohl Übergewicht eine mörderische Sache ist, an der Millionen vorzeitig sterben, kann es sich im Einzelfall durchaus auch lebensverlängernd auswirken: Ein Delinquent in Ohio kann derzeit nicht hingerichtet werden, weil er zu fett ist: Der Arzt kann in dem ganzen Glibber keine Vene für die Giftspritze finden. Die Welt ist voller bizarrer Paradoxien: Ausgerechnet ein früherer Selbstmordversuch des Mannes, der dazu geführt hat, daß seine Unterarme stark vernarbt sind, erschwert nun die Prozedur zusätzlich. Und: Trotz dieses Suizidversuches geht der verurteilte Mörder jetzt juristisch gegen seine geplante Hinrichtung vor.

  

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Weil wir gerade bei Paradoxien sind: Frau Käßmann, die derzeit als Lutherjubiläumsbotschafterin durch die Lande tourt, hat anläßlich der EKD-Synode in Timmendorfer Strand darauf hingewiesen, daß »Schweigen manchmal besser sei als Worte«. Wäre doch gar nicht nötig gewesen. Daran muß man ja ohnehin immer denken, wenn sie sich öffentlich äußert.

 

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Zum Beispiel letztens, als sie — nicht ohne darauf hinzuweisen, daß sie sich in die Wittenberger Angelegenheiten nicht einmischen wolle — in die Wittenberger Angelegenheiten einmischte und die stark umstrittene Nominierung der russischen Punkband »Pussy Riot« — ein Name, auf dessen Übersetzung an dieser Stelle aus Jugendschutzgründen verzichtet sei — für den mit zehntausend Euro dotierten Lutherpreis »Das unerschrockene Wort« begrüßte, der von den Lutherstädten vergeben wird. Sie rühmte den »Mut« der Protagonistinnen, deren eine, Nadjeshda Tolokonnikowa, ihren »Mut« schon vor vier Jahren unter Beweis gestellt hat, als sie hochschwanger an einer öffentlichen Gruppensexorgie im Moskauer Museum für Biologie teilnahm. Für die mediale Aufbereitung der Aktion mit Photos und Filmaufnahmen hatte man durch rechtzeitige Einladung der Presse gesorgt; sie machte die beteiligten »Künstler« spontan in ganz Rußland berühmt. So war auch gesichert, daß Bilder und Videos des Geschehens dauerhaft im Netz kursieren, und Tolokonnikowas inzwischen vierjährige Tochter kann sich in ein paar Jahren darüber freuen, auf dem Schulhof mit dem damaligen Treiben ihrer Mutter via Smartphone technikaffiner Mitschüler konfrontiert zu werden: Guck mal, Gera, der Film, da in dem Bauch, das warst Du. Auch die spontane Intonation des russischen Volksliedes »Vergiss nicht, daß alle Bullen Missgeburten sind« in einem Gerichtssaal gehört sicher zu den Anfällen von »Mut«, die Frau Käßmann lobend hervorgehoben wissen möchte. Und schließlich war da noch die Sache mit dem nicht gerade bestimmungsgemäßen Gebrauch eines Suppenhuhns, die ich hier gar nicht näher beschreiben mag …

 

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Kaum in die Zeitungen geschafft hat es hingegen die Studie einer Wissenschaftlergruppe um Prof. Dr. Esper vom Geographischen Institut der Gutenberg-Universität Mainz, die zeigt, daß es im langjährigen Mittel auf der Erde nicht wärmer, sondern kälter wird, und daß die Zahlen, mit denen der Internationale Klimasowjet IPCC hantiert, diesen langfristigen Abkühlungstrend nicht berücksichtigen. Die öffentliche Meinung wird eben nicht nur durch Berichte gesteuert, sondern auch durch das Unterlassen von Berichten.

 

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Die derweil mit der sogenannten Erderwärmung begründete sogenannte Energiewende, von skeptischen Zeitgenossen auch als Energieausstieg bezeichnet, hat auch ihr Gutes: Zwar drohen im Winter Stromausfälle, wie sie zumindest ehemaligen DDR-Bewohnern ja noch geläufig sein dürften, das aber veranlaßt immerhin die Hamburger »Zeit« einmal dazu, die Nation zum Gebet zu rufen.

 

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Melanie Mühl berichtet in einem Artikel über vorgeburtliche Geschlechterselektion quasi nebenher, daß es schon heute in Amerika zulässig sei, daß gehörlose Eltern mit Hilfe der Präimplantationsdiagnostik ein garantiert gehörloses Kind zur Welt bringen könnten und bemerkt: »Wer davon noch nie etwas gehört hat, schaut einen an, als erzähle man eine Horrorgeschichte.« Ich wüßte freilich auch nicht, wie man sonst dreinschauen soll, wenn man gerade mit der zielgerichteten Züchtung von Behinderungen konfrontiert wird.

 

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Beim Internet-Auktionshaus Ebay ist es schon seit September nicht mehr zulässig, Zaubersprüche, Flüche, Beschwörungen, Gebete und Segnungen zu versteigern. Mietlinge in Kirchen und Freikirchen dürfen ihren Kunden aber weiterhin in den dafür vorgesehenen Religionsverkaufsstellen Gebete, Predigten und Segnungen im Direktvertrieb verkaufen und ihre Geschäfte ungeachtet des Ladenschlußgesetzes weiterhin wie Tankstellen und Reisebedarfshandlungen auch an Sonntagen geöffnet halten. Mitunter treten sie dabei auch nur noch als Großhändler auf: Vor ein paar Jahren wurde ruchbar, daß der Vatikan katholischen Kirchen in den USA Priester in Indien vermittelt hat, die anstelle der überlasteten amerikanischen Priester Messen für Tote, Kranke und andere Beistandswürdige lesen sollten. Die »Dienstleistung«, die in den USA um die 5 Dollar kostet, wird von den Indern für 40 Rupien, also weniger als einen Dollar erbracht. Na bitte. Der freie Markt funktioniert doch auch ohne Ebay.

  

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War sonst noch was? Ach ja, die Sache mit dem Norweger Harald Eia, auf die einige Leser hingewiesen haben und die wohl weitgehend bekannt ist. Wer sie bisher verpaßt hat, findet hier Näheres.

 

 

 

Rückblick 1. Lesertreffen

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