Die Russen kommen! Über Alexander Dubček und Jüngerschaft

19. Februar 2012

 

Es begab sich aber, daß ich heute vormittag eine Predigt gehört habe. Ein junger Mann hat sich ehrlich gemüht, innerhalb eines (frei)kirchlichen Rahmens so etwas wie Jüngerschaft publik zu machen, unter anderem mit Hilfe des folgenden Films (der — von den wirklich grusligen Heiligenbildern am Schluß abgesehen — in seiner Aussage gar nicht so verkehrt ist*):

 

 

Er hatte wohl verstanden, daß das kirchliche System, in dem er zu Hause ist, nicht so richtig fruchtbar ist, und dachte nun, man könne das jüngerschaftlich ein bißchen aufpeppen. Was er offensichtlich nicht weiß: Kirche kann man nicht mit Jüngerschaft ergänzen, das Prinzip einer klerikal verfaßten Kirche ist mit Jüngerschaft inkompatibel, da Kirche ja gerade das Produkt des religiösen Fleisches ist, welches die jüngerschaftliche Dynamik der ersten Christen erstickt hat. Beide Prinzipien sind buchstäblich wie Feuer und Wasser. Das faulige Wasser des Klerikalismus hat das Feuer der Jüngerschaft zum erlöschen gebracht, und da kann man nun einmal ganz schlecht nachträglich hergehen, sich darüber beschweren, daß das Wasser nicht so richtig wärmen will und versuchen, diesen kirchlichen Löschteich mit ein paar dekorativen Flammen zu garnieren. Da könnte man auch gleich einen Tauchsieder ins Meer halten: Bringt nichts, da muß man kein Prophet sein, um das zu wissen.

Citat des Tages XLIX

15. Februar 2012

 

»Insgesamt haben Sie nicht unrecht … Hut ab, wenn sich jemand traut, mit solch einem Selbstbewußtsein aufzutreten, obwohl er weiß, daß der Rest der Welt gegen ihn steht.« 

Richter Thomas Wolter im Prozeß gegen Axel Hüls

citiert nach Spiegel online

 

 

 

 

 

 

Über Recht und Unrecht

11. Februar 2012

 

Am Donnerstag wurde Axel Hüls zu einem Jahr und sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Ein Leser der Geiernotizen hat die Verhandlung in Lüneburg verfolgt. Es ist grundsätzlich anzuerkennen, daß Axel Hüls vom Gericht im Rahmen des Möglichen fair behandelt wurde. Im Rahmen des Möglichen heißt hier: Ein Richter kann natürlich nicht gemäß Bibel rechtsprechen, sondern nur nach den Gesetzen der Bundesrepublik. So wurde die gemeinsame Flucht von Axel, Jonas, Benjamin, Miriam und Lisa Hüls als »Kindesentziehung« verurteilt, die Tatsache, daß der Vater hierzu Dokumente der Kinder an sich nehmen mußte, als »Einbruchsdiebstahl«. Aber Richter Thomas Wolter hat sich gemüht, auch die geistlichen Beweggründe, die Hüls für sein Handeln vorgebracht hat, anzuhören, zu erörtern und zu gewichten. Die Zwangslage, in der er sich befunden hat — innerhalb des civilrechtlichen Rahmens hatte er keine Möglichkeit mehr, in angemessener Weise für seine Kinder zu sorgen — wurde bei der Bemessung des Strafmaßes eingerechnet, das jetzt immerhin ein Jahr weniger beträgt, als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Der theoretisch mögliche Strafrahmen reichte von der Verhängung einer Bewährungsstrafe bis hin zu einer Haftstrafe von mehr als zehn Jahren. Katja Hüls hatte als Nebenklägerin gegen ihren eigenen Mann darauf gedrängt, daß dieser nicht mit einer Bewährungsstrafe davonkomme. Den vorangegangenen penetranten Bemühungen von Frau Hüls und dem mit ihr verbündeten Pfarrer Heine, Axel Hüls zu pathologisieren, indem sie wiederholt Zweifel an seiner geistigen Gesundheit streuten, wurde vor Gericht eine Absage erteilt: Er mag eigenwillig sein, aber ein Psychopath, so hat der Gutachter festgestellt, ist er jedenfalls nicht.

Das Dilemma der Rechtsprechung besteht hier darin, daß die Gesetzeslage ein gerechtes Urteil nicht erlaubte. Ich will etwas weiter ausholen, um dies zu erklären:

Eilmeldung

9. Februar 2012

 


 

 


 

Axel Hüls wurde heute zu einem Jahr und sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.

Weiteres später.

 


 

 

 

 

 

 

 

Eisblumen

9. Februar 2012

 

In der Reihe »Schöpfungswunder« heute mal etwas unbelebtes: Eisblumen haben früher zum Winter gehört, heute sind sie duch Verbundfenster und Wärmeschutzverglasung fast verschwunden — vom Aussterben bedroht, sozusagen. In Altbauten kann man die bizarren Strukturen gelegentlich noch bewundern:

»lebensunwertes Leben«

1. Februar 2012

 

Kulaken!

Untermenschen!

Zellklumpen!

Eine seltsame Zusammenstellung ist das. Und trotzdem verbindet diese Begriffe eine Gemeinsamkeit, eine ideologische Kontinuität — von Lenin bis Schwarzer sozusagen: Immer wenn einer Bevölkerungsgruppe ein Krieg erklärt wird, der ihre weitgehende Vernichtung zum Ziel hat, wird diese zuvor mit Begriffen belegt, die sie außerhalb der menschlichen Gesellschaft stellen sollen. Es gibt legitime Begriffe, mit denen sich Gruppen von Menschen voneinander abgrenzen — nach religiöser, sozialer, oder ethnischer Zugehörigkeit oder anderen typischen Merkmalen. Aber mit Begriffen wie den obengenannten wird signalisiert: Hier liegt eine Feindschaft vor, die man nicht mehr überwinden will. Hier gibt es nichts zu verhandeln, nichts zu diskutieren, hier wird nur noch nach der »Endlösung« gestrebt.

Will man ungestraft morden, muß man entweder den Mord umdefinieren oder das Opfer. Ernesto »Che« Guevara zum Beispiel hat den Mordbegriff umgedeutet, indem er ihn der Nützlichkeit unterworfen hat. Als Kommandeur der Erschießungskommandos in Havanna hat er betont, daß er keinen Nachweis der persönlichen Schuld der Hinzurichtenden benötige: Es genüge ihm, daß die Hinrichtung für die Revolution nützlich sei. So ließ er auch Kinder erschießen, deren Familien sich gegen die Enteignung ihres Landes gesträubt hatten oder geistig Behinderte.

Citat des Tages XLVIII

28. Januar 2012

 

Von Nichts kann man nicht leben. Das hört man so oft, besonders von Pastoren. Und gerade die Pastoren bringen folgendes Kunststück fertig: Das Christentum ist gar nicht da — dennoch leben sie davon.

 

Sören Kierkegaard

 

 

 

Abb. gemeinfrei

 

 

 

 

 

Neues aus der Anstalt

23. Januar 2012

 

Dresden · In Sachsen dürfen zoophile Pfarrerinnen und Pfarrer künftig unter bestimmten Voraussetzungen gemeinsam mit ihrem Partnertier im Pfarrhaus leben. Das hat die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens am 21. Januar in Dresden entschieden.
Voraussetzung sei allerdings eine eingetragene Lebenspartnerschaft des Paares und die einmütige Zustimmung des Kirchenvorstandes. Landesbischof Jochen Bohl (Dresden) hob bei der Tagung der Kirchenleitung hervor, wie umstritten dieses Thema sei. Nur durch ein gegenseitiges Respektieren und Achten der jeweils anderen Auffassung könnten diese gegensätzlichen Auffassungen überwunden werden. Er hoffe, „dass die Christinnen und Christen in den Kirchgemeinden unserer Landeskirche diese Entscheidung der Kirchenleitung mittragen werden“, erklärte Bohl. Er sei sicher, „dass zoophil geprägte Menschen, mit denen wir in der Gemeinschaft der Kirche verbunden sind, als Schwestern und Brüder im Glauben akzeptiert werden“. Eine wichtige Grundlage für die Entscheidung war den Angaben zufolge ein Abschlussbericht der Arbeitsgruppe „Zoophilie in biblischem Verständnis“. Zugleich bekräftigte die Kirchenleitung die bleibende Bedeutung der biblischen Ordnung von Ehe und Familie als Leitbild des Zusammenlebens von Frau und Mann. 

 

Halt, halt, Moment! Da ist hier in der Redaktion wohl was durcheinandergeraten. Nein, nicht viel, nur zwei, drei Worte. Immerhin. Soll nicht wieder passieren. Hier kommt die echte Pressemeldung:

 

Erfundene Realitäten

22. Januar 2012

 

Vor knapp drei Jahren hatte ich auf das als »Pallywood« bekannte Phänomen hingewiesen, das darin besteht, erfundene und dramaturgisch inscenierte Filmbeiträge der Öffentlichkeit als Dokumentationen zu verkaufen.

In Deutschland scheint das undenkbar, daß es aber auch hier mit der journalistischen Sorgfalt nicht zum besten steht, zeigt Sebastan Heiser mit einer aufwendigen Recherche für die »tageszeitung«: Bei einem knappen Dutzend Zeitungen hat er versucht, mit bezahlten Anzeigen Einfluß auf redaktionelle Inhalte zu nehmen — mit unterschiedlichem, aber insgesamt doch sehr beeindruckendem Erfolg.

Auch im Fernsehen verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zunehmend: Ende letzten Jahres wurde bekannt, daß gemäß einer Studie der »Gesellschaft zur Förderung des internationalen Jugend- und Bildungsfernsehens« etwa drei Viertel der jugendlichen Zuschauer die sogenannten »Scripted-Reality-Shows« mehr oder weniger für bare Münze nehmen, das sind Sendungen, die zwar wie Dokumentationen aussehen, in denen aber tatsächlich frei erfundene Handlungen nach Drehbuch ablaufen. Nach einer Forsa-Umfrage sind dies zwar nur 18%, immerhin gaben dort aber 60% der befragten Jugendlichen an, daß es ihnen überhaupt gleichgültig sei, ob das Gesehene real oder fiktiv sei.

Bei solchem Publikum haben die Täuscher leichtes Spiel, wie es gemacht wird, zeigt beispielhaft dieser Film:

 

Post aus der JVA Sehnde: Nachtrag

19. Januar 2012

 

Der Brief von Axel Hüls, der gestern nur als stellenweise schwer lesbare Kopie vorgelegen hat, kann durch die Hilfe eines Lesers, der den handschriftlichen Text digitalisiert hat, jetzt als hervorragend lesbare Datei heruntergeladen werden.

Inzwischen steht auch der Prozeßtermin fest: Am kommenden Dienstag, dem 24. 1., beginnt die Verhandlung um 9.30 Uhr im Saal 121 des Landgerichtes Lüneburg, Am Markt 7.

Der »Zeltmacher« citiert eine Mutter von drei Kindern zum Thema: 

»Man sollte einmal darüber nachdenken, wie sehr ein Vater seine Kinder lieben muß, um so eine Aktion zu starten.«

Es wäre gut, wenn das Gericht dies in Erwägung ziehen würde.

 

 

 

 

 

 

 

Rückblick 1. Lesertreffen

Beliebte Inhalte



CAPTCHA
Diese Frage hat den Zweck, zu testen, ob man ein menschlicher Benutzer ist und um automatisiertem Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Bitte die im Bild dargestellten Buchstaben (ohne Leerzeichen) eingeben.

Geierpost buchen

Inhalt abgleichen