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Morbus Parkinson

23. Februar 2011

 

Schwierige Bibelstellen VI: Eph. 4, 10

 

Der Hinabgestiegene, er, er ist auch der Hinaufgestiegene oben über all die Himmel, auf daß er die alle vervollständige.

Eph. 4, 10

Um den Sinn dieses Verses zu verstehen, ist eine gute Übersetzung von einiger Wichtigkeit. Wenn hier am Ende des Verses übersetzt wird »… auf daß er alles erfülle« ist das zwar nicht ganz falsch, aber es geht doch etwas entscheidendes verloren. Denn das Wort πληρόω beschreibt, daß etwas unvollständiges zur Vollständigkeit gebracht wird, so etwa, als wenn ein halbvolles Glas zur Gänze gefüllt oder einem Puzzle das fehlende Teil hinzugefügt wird. Bewegen wir uns aber lieber innerhalb biblischer Bilder: Es geht hier darum, wie der Christos als Haupt über die Seinen gesetzt wird, die dadurch von unvollständigen Wesen zu vollständigen, ganzen, wiederhergestellten — eben vervollständigten werden. Umgekehrt wird auch der Christos selbst durch das Hinzufügen von Gliedern schrittweise vervollständigt.

Citat des Tages XXIX: »You got two of ’em?«

23. Dezember 2010

 

 

Knapp und treffend! In wenigen Sätzen beschreibt Washer hier einen sehr großen Teil des heutigen Gemeindeelends. Denn diese Selbstverliebten verstopfen mit ihrer Anwesenheit die Gemeinden, behaupten, sie wären Christen — und hängen doch nur einem Pseudo-Evangelium an, ja, sie sind längst selbst dabei, dieses Pseudo-Evangelium der Selbstliebe aggressiv zu verkündigen und zu vermarkten. Und weil dieses Billigevangelium dem, der es annimmt, keinen Preis abverlangt — er muß ja nicht mehr mit Christos sterben (2. Kor. 5, 14) — sind sie auch ungeheuer erfolgreich. Denn der heutige Konsument ist daran gewöhnt, bei zwei Produkten, die ähnlich aussehen, nach dem billigsten zu greifen.
Wer zu den beiden Punkten, die Washer hier so wunderbar kompakt anspricht, etwas ausführlichere Argumente sucht, kann sich gern (noch einmal) die Geiernotizen über Selbstliebe und den Selbstbetrug mit einem falschen Evangelium vornehmen.

 

Verlorene Söhne, verlorene Töchter

24. November 2010

 

Nahezu jeder kennt es: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk. 15, 11ff) gehört zu den populärsten Textteilen der Bibel, selbst den meisten Nichtchristen zumindest vom Hörensagen her bekannt. Zurecht steht bei der Deutung dieses Gleichnisses die Aussage im Vordergrund, daß Jahweh auf die Rückkehr eines jeden Menschen ebenso wartet, wie ein Vater auf die Rückkehr eines Sohnes, der ihn verlassen hat. Nun hat ein jedes Gleichnis aber mehrere Deutungsebenen und ich möchte mich dem Text heute von einer anderen Richtung her nähern.

Die Redefigur des Gleichnisses benutzt einen konkreten Sachverhalt aus der Lebenswirklichkeit der Zuhörer, um einen anderen Sachverhalt begreiflich zu machen, der dem Verständnis des Hörers sonst zu abgelegen wäre: Jesus erklärt das Unsichtbare, indem er es mit dem Sichtbaren vergleicht. Voraussetzung für das »funktionieren« dieses Prinzips ist es aber, daß der Zuhörer auch mit den Bezugspunkten des Vergleichs vertraut ist: Gleichnisse von Schafen, verlorenen Münzen, Bauvorhaben oder untreuen Verwaltern kann eben nur deuten, wer Schafe, Münzen, Korruption usw. auch tatsächlich kennt.

Citat des Tages XXVI

9. Oktober 2010

 

Mit Bezug auf meinen Artikel vom 30. September »Durch die Tür oder über den Zaun?« Hat mir ein Leser den Link zu einem Artikel geschickt, dem das folgende Citat entnommen ist: 

In another era, a man could come to faith as the Philippian jailor did and rejoice as his family came with him. In our day, if a man were to say, »As for me and my house, we will serve the Lord …*« his wife might stare at him as though he were insane, while a surly teenager would mutter under his breath in the background. This state of things requires repentance.

Douglas Wilson

(In einem anderen Zeitalter konnte ein Mann zum Glauben kommen wie der Kerkermeister in Philippi und sich darüber freuen, daß seine ganze Familie ihn begleitete. Heutzutage, wenn ein Mann sagte: »Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen…*«, würde sein Weib ihn ansehen, als wäre er geisteskrank, während ein unleidlicher Teenager im Hintergrund irgendetwas brummeln würde. Dieser Stand der Dinge macht Umkehr nötig.)

 

 

* Jos. 24, 15

 

 

 

 

 

 

Durch die Tür oder über den Zaun?

 

30. September 2010

 

 

 

 

Bei »Unwise sheep« habe ich wieder einen interessanten Vortrag von Paul Washer mit wertvollen Denkanregungen gefunden. Vieles, was er sagt, sollte selbstverständlich sein und doch wird es vielen erscheinen, als käme er mit seinen Ansichten aus einer fernen Galaxis. Ein Beispiel:

Was denkst du, würde ich tun, wenn ich eines Tages aus meinem Haus gehen würde, mit dem Ziel, in mein Auto zu steigen und zur Arbeit zu fahren. Aber mein Auto ist weg. Es ist einfach nicht da. Und ich suche den ganzen Tag danach, ich mache mir Sorgen — es ist mein Auto! Ich habe schließlich dafür bezahlt. Und dann, gegen vier Uhr nachmittags, kommst du in meinem  Auto angefahren. Und du springst aus dem Auto, wirfst mir die Schlüssel zu und du sagst: »Hey, danke Mr. Washer! Ich hatte viel Spaß«.  Wir würden zusammen ein ernstes Gespräch führen. Ich würde gerechterweise sehr ärgerlich sein. Nun, ich würde mich beherrschen.  Aber du hast mich verletzt. Du hast etwas Schreckliches getan. Rücksichtslos. Würdest du das einem Auto von einem Mann antun? Nein? Aber du würdest es seiner Tochter antun, nicht wahr? Du würdest eine Beziehung mit seiner Tochter eingehen, ohne es ihn überhaupt wissen zu lassen.

Falsche Antworten auf falsche Fragen

21. September 2010

 

 

Zum Wochenende vermeldeten verschiedene Zeitungen, daß unser derzeitiger Außenminister seinen Lebensgefährten geheiratet habe. Nun ist dies schon aus dem Grunde falsch, als unsere Regierenden sich bisher noch gescheut haben, das letzte Feigenblatt fallenzulassen und die sogenannte »eingetragene Partnerschaft« tatsächlich auch »Ehe« zu nennen, wie das von Interessenverbänden immer wieder gefordert wird. Schon formaljuristisch ist es also nicht richtig, von einer Ehe zu sprechen, was verschiedene sogenannte Qualitätsmedien aber nicht davon abgehalten hat, dies trotzdem zu tun. Kann man Berufsjournalisten soviel Unkenntnis des Rechtssystems, in dem sie leben, unterstellen, oder muß man doch eher annehmen, daß hier durch Veränderung des Sprachgebrauchs der Leser sturmreif geschossen werden soll für die finale Veränderung der Rechtswirklichkeit? Der Mühe bedarf es eigentlich kaum noch, denn schon heute stolpern nur die wenigsten Leser überhaupt noch darüber, daß da behauptet wird, zwei Menschen würden heiraten, gerade so, wie man sagt, daß zwei Menschen Pilze sammeln oder spazierengehen würden. Denn gerade im vorliegenden Casus müßte sich doch sofort die Frage stellen: Wer von den beiden hat denn geheiratet? Und wer wurde geheiratet? 

Fremde Federn: »Die Suche nach dem Berg des Herrn«

6. September 2010

 

Nach der überdurchschnittlichen Resonanz auf das Gleichnis, das ich letztens geschrieben hatte, ist mir bewußt geworden, daß Jesus mit Gleichnissen ja nicht nur gelehrt hat, sondern damit gleichzeitig auch ein Beispiel gegeben hat dafür, wie man (u. a. auch) lehren kann. Deshalb werde ich Augen und Ohren offenhalten nach neuen Gleichnissen. Das folgende Gleichnis zum Thema des Denominationsunwesens[G] habe ich auf dem Blog »Christlicher Aussteiger« gefunden. Der Originalartikel findet sich hier. Wer den Artikel weiterverwenden will, beachte bitte die (auch dieser Übernahme zugrundliegenden) Wiedergabebedingungen des Herkunftsblogs.

 

Die Suche nach dem Berg des Herrn

Von NovumTestamentum

Ein Gleichnis

 

Geschichten, die das Leben schreibt: An der Straße

22. August 2010

 

Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab gen Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und ließen ihn halbtot liegen. Es begab sich aber ungefähr, daß ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und da er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit; da er kam zu der Stätte und sah ihn, ging er vorüber. … Und eine Gruppe Ältester einer hier nicht weiter genannt sein wollenden Freikirche kam vorüber mit ihren Mietlingen* (denn sie waren eine große und vor allem angesehene Freikirche und konnten sich mehrere Mietlinge halten) und da sie den Mann in seinem Blute liegen sahen, besprachen sie sich untereinander:

Problem wegübersetzt

15. August 2010

 

 

 

 

 

 

 

 


»Denn nicht sind wir wie die vielen, die das Wort des Gottes verschachern …«

2. Kor. 2, 17

Dieser Vers muß wohl für etliche wohlbestallte Theologen, die ihn übersetzt haben, eine unerträgliche Provokation dargestellt haben. So ist er denn in sehr vielen Übersetzungen sinnentstellend wiedergegeben worden. Die vielgelesenen Übersetzungen von Luther, Schlachter und die Alte Elberfelder schreiben hier statt »verschachern« einfach »verfälschen«. Auch die Zürcher schreibt »verfälscht darbieten«. Damit ist dem Text erst einmal die Spitze genommen: Zu denen, die das Wort nicht verfälschen, rechnet sich zumeist jeder selbst gern. Daß viele damit Handel treiben, ist aber so offensichtlich, daß es nicht so leicht geleugnet werden kann. Menge übersetzt etwas unscharf »mit dem Wort Gottes hausieren gehen«, was der Sache schon näherkommt, im Deutschen jedoch etwas mißverständlich ist, da bei »hausieren gehen« der Aspekt der Aufdringlichkeit herausgestellt wird, weniger der des Handeltreibens. Um genau diesen geht es aber bei dem hellenischen Grundtextwort καπηλεύω, das Krämerei und Schacher beschreibt.

An den Flüssen Babylons

1. August 2010  

  

An den Strömen Babels, dort hatten wir Sitz, auch noch weinten wir in unserem Gedenken an Zion. (Ps. 137, 1) 

 

Ich hatte ja verschiedentlich — so zum Beispiel hier, hier oder hier — schon begründet, warum die kirchlichen Systeme mit ihrem Klerikalismus und ihrer heidnisch-christlichen Religionsvermischung nie eine geistliche Daseinsberechtigung hatten und — da Gott sein Wort nicht ändert — auch nie haben werden. Sie leiten sich nicht aus der Schrift her, sondern allein aus der Kirchengeschichte. Von daher sollte jeder ernsthafte Christ prüfen, inwiefern er es verantworten kann, in einer solchen Struktur seine »geistliche Heimat« zu sehen. Das häufigste Argument, das Christen davon abhält, die Denominationen zu verlassen, ist der Verweis auf eine mangelnde »geistliche Infrastruktur« außerhalb der bestehenden Kirchen. Zwar erkennen viele, daß die denominationell verfaßten Gemeinden kein biblisches Vorbild haben; sie zu verlassen, würde jedoch bedeuten, auf regelmäßige Versorgung mit — vermeintlicher oder tatsächlicher — geistlicher Gemeinschaft zu verzichten. Wenn es irgendwo eine bessere, biblisch fundierte Struktur gäbe, würde man sich dieser ja gern anschließen, doch ist eine solche in Wohnortnähe meist nicht zu finden.

Rückblick 1. Lesertreffen

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