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Eseleien
19. April 2010
Schon gewußt? Beim Erwerb eines Esels (rechts in der Abbildung) werden neunzehn Prozent Mehrwertsteuer fällig, beim Erwerb eines Maultieres (links im Bild) hingegen nur sieben. Das hängt zusammen mit den beiden unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen in Deutschland.
Ursprünglich war der ermäßigte Satz eingeführt worden, um soziale Härten abzufedern. Das heißt: Eigentlich. Denn daß Hundefutter mit sieben Prozent, Wegwerfwindeln aber mit neunzehn besteuert werden, erschließt sich nicht jedem auf Anhieb als soziale Wohltat, es sei denn, man unterstellt, daß der Gesetzgeber der Meinung sei, daß Hundehaltung für das Gemeinwesen wichtiger ist als das Aufziehen von Kindern. Wundern würde mich das in dieser kinderfeindlichen Gesellschaft freilich auch nicht mehr. Auch daß Hotelübernachtungen neuerdings dem vergünstigten Satz unterliegen, ist wohl weniger ein Geschenk an sozial Bedürftige als an die Hoteliers.
… bis drei zählen
1. April 2010
In diesen Tagen wird wohl wieder millionenfach von Kanzeln in aller Welt die theologische Behauptung verkündet werden, daß Jesus an einem Freitag gekreuzigt [G] und an einem Sonntag auferstanden sei. Dieser Zeitplan basiert auf dem katholischen Jahreskreis und ist auch in anderen Kirchen und Freikirchen weitgehend unumstritten. Das ist seltsam. Denn um nachzuweisen, daß diese Chronologie so nicht stimmen kann, braucht man eigentlich nur zwei Dinge — erstens ein Neues Testament und zweitens mathematische Fähigkeiten auf Vorschulniveau — genaugenommen die Kenntnis der Abfolge der Wochentage und die Fähigkeit, bis drei zu zählen:
Denn ebenso wie Jonas in der Leibeshöhle des Seeungeheuers drei Tage und drei Nächte war, also wird der Sohn des Menschen in dem Herzen des Erdlands sein drei Tage und drei Nächte. (Mt. 12, 40)
Man kann das nun drehen und wenden wie man will: Auf Freitag bis Sonntag kommt man anhand der biblischen Voraussetzung, daß Jesus drei ganze Tage und drei ganze Nächte tot und begraben war, nie und nimmer. Und die Schrift ist hier ja in erfrischender Weise präcise und läßt keinen Spielraum für Rechenkünstler, die mit angebrochenen Tagen und dergleichen hantieren.
Was für ein Glas!
23. Februar 2010
Wie die F.A.Z. berichtet, hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, letztens in einem Interview geäußert, sie träume bereits davon, sich eines Tages wieder mehr ins Private zurückzuziehen. Zielstrebig, wie sie nun einmal ist, arbeitet sie auch bereits an der Erfüllung dieses Traumes.
Am Wochenende wurde sie von der Polizei in Hannover erwischt, wie sie betrunken mit ihrem Phaeton eine rote Ampel überfuhr. Nun hat diese Frau ja in ihrem Leben schon so viele (geistliche) Stopschilder überfahren, daß eine rote Ampel wohl nur eine Frage der Zeit war.
Nachdem die Polizisten sie mit 1,54 Promille im Zustand absoluter Fahruntüchtigkeit angehalten hatten, soll sie zur Entschuldigung vorgebracht haben, daß sie ja »nur ein Glas getrunken« habe. Dieses Glas gibt mir ernsthaft zu denken. Um sich in einen solchen Zustand zu trinken, müßte das Glas (wenn man mal von Wein ausgeht) gigantische Ausmaße gehabt haben, also beinahe ein Literglas. Auf eine handelsübliche Glasgröße käme sie eigentlich nur, wenn sie Primasprit* getrunken hätte. Das wäre dann allerdings auch wieder ein Grund zu ernster Besorgnis. Von russischen Kampftrinkern habe ich so etwas schon gehört, die sterben dann allerdings auch nicht an Leberzirrhose, sondern an einem Speiseröhrendurchbruch, auch bekommt man das Zeug nicht lebend runter, ohne außerordentlich gut in Übung zu sein.
Proportionen
10. Februar 2010
Zwischen Elijahus erfolgreicher Schlacht mit den Baalspriestern und seiner Verfolgung durch Jezebel, als er um Regen betete, sieht sein Diener endlich eine Wolke, klein wie eine Männerfaust, aus dem Meer heraufsteigen (1. Kön. 18, 44).
Manchmal wünschen wir uns doch eher, daß Gott mit einer Faust in der Größe einer Wolke dreinschlüge. Aber was erscheint stattdessen am Horizont: Eine Wolke in der Größe einer Faust.
Herzliche Grüße an alle Leser, die gerade nach der »wolkengroßen Faust« Ausschau halten. Überseht die faustgroße Wolke nicht.
Photo: © Geier
Internetnetzwerke begünstigen Ehescheidungen
25. Dezember 2009
Wie verschiedene britische Zeitungen melden, ruinieren soziale Netzwerke im Internet wie z. B. Facebook und andere zunehmend Ehen. Mark Keenan, Managing Director einer auf Ehescheidungen spezialisierten Anwaltsfirma, berichtet, daß bereits jede fünfte Scheidung im Zusammenhang mit solchen Netzwerken stehe, und rechnet für 2010 für Großbritannien mit einem Scheidungsrekord, der zusätzlich von der Wirtschaftskrise begünstigt werden könne. Einige dieser Netzwerke ermöglichen es, nach alten Freunden zu suchen. Häufig führen solche Kontakte dann zu »unangemessenem Verhalten«, das zum Zerbruch von Ehen führt. Die Grenzen zwischen Neugier, scheinbar »harmloser« Suche in der eigenen Vergangenheit und einer Gefährdung der eigenen Ehe sind dabei fließend. So bequem, wie dies die modernen Telekommunikations- und Netzwerkmedien ermöglichen, ist Ehebruch wohl noch zu keinem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte zu haben gewesen.
Dabei besitzen die neuen Medien durchaus auch für Christen ein Gefährdungspotential. So wird zum Beispiel oft übersehen, daß die neutestamentliche Präzisierung des Ehebruchsbegriffes in Mt. 5, 28 — wenn man sie geistlich versteht — durchaus nicht nur eine Warnung gegenüber Männern beinhaltet. Auch Frauen stehen in der Gefahr, sich außerhalb der Haushaltung, in die sie hineingestellt sind, zu binden und andere soziale Kontakte in ein Konkurrenzverhältnis zur Ehebindung zu bringen, wie — um nur ein Beispiel zu nennen — die »gute Freundin«, mit der Dinge erörtert werden, die mit dem eigenen Ehemann nicht besprochen werden.
Krisenfest
21. Dezember 2009
Wenn eine kleine Krise sich zu einer großen auswächst, dann bedeutet das manchmal nichts anderes, als daß eine Lösung näherkommt.
Fremde Federn: Knopf im Ohr
26. November 2009
Der folgende Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung des Autors Adrian Michael Schell. Er ist urspünglich am 10. November auf dessen Blog erschienen. Adrian Michael Schell ist Buchhändler und seit Oktober 2005 in der Ausbildung zum Rabbiner am Abraham Geiger Kolleg in Berlin und an der Universität Potsdam. Er betreut die Kolumne »Ask the Rabbi« auf haOlam.de
Tätowierungen — Ein neuer Kult?!
Ich mag Tätowierungen und Piercings nicht. Vielleicht bin ich an der Stelle ein wenig altmodisch, aber ich finde, dass unsere Körper ihren eigenen Reiz haben und dass Tätowierungen oder auch Pircings diesen eher entzaubern als verstärken. Vielleicht schwingt in meiner Abneigung auch eine biblische Tradition mit, die sich aus einem klaren Verbot von Einschnitten in die Haut und Tätowierungen ergibt. Es handelt sich im Konkreten um einen Vers aus dem dritten Buch Mose (Vajikra), Kapitel 19:28:
„Und Einschnitte um einen Toten sollt Ihr nicht machen in Euren Leib, und Ätzschriften sollt Ihr an Euch nicht machen. Ich bin der Ewige.“
Bevor wir zu leichtfertig eine Handlung durch die Bibel bestätigen oder ablehnen, sollten wir genau hinschauen. Warum steht der Text genauso in der Heiligen Schrift? Was könnte der Grund dafür sein, dass sich ein biblisches Gebot für oder gegen eine Sache ausspricht?
Fremde Federn: Natürliche Immunisierung besser als Impfung
25. November 2009
Eine niederländische Studie legt den Schluß nahe, daß eine natürliche Immunisierung durch eine überstandene Grippeerkrankung nicht nur deutlich wirksamer ist als eine Impfung, sondern eine Impfung diesen natürlichen Schutz auch verhindern und dadurch mehr Schaden als Nutzen stiften kann.
Martina Lenzen-Schulte schreibt hierzu in der F.A.Z.:
Unter dem Gesichtspunkt des Immunschutzes sei nichts besser als eine Durchseuchung einer Population mit dem echten Erreger, dem Wildtyp-Virus. …
An Mäusen konnten die Rotterdamer Forscher nun zeigen, wie hilfreich eine durchlebte ungefährliche Grippe ist, wenn man es danach mit hoch pathogenen, gefährlichen Vogelgrippeviren zu tun bekommt. Ungeimpfte Mäuse, die eine Variante der Influenza A (H3N2) — von einem saisonalen Grippevirus verursacht — durchgemacht hatten, waren besser geschützt: Sie wurden nach einer sonst letalen Dosis von Vogelgrippeviren (H5N1) seltener krank und starben nicht — im Gegensatz zu den gegen die Influenza A (H3N2) geimpften Mäusen.
Toleranz
4. November 2009
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Kindern frühzeitig beigebracht wird, daß Toleranz eine Tugend sei. Ob dies aber wirklich so ist, hängt immer davon ab, was denn da toleriert wird. Oft ist die nach außen zur Schau getragene Toleranz der politisch Korrekten [G] nichts anderes als eine bequeme Konfliktvermeidungsstrategie.
Es gibt auch eine ganz andere Sicht auf die Dinge, zum Beispiel die des Technikers, der weiß, daß Toleranz eine Abweichung von einer Idealnorm ist. Ein Maschinenteil, das Toleranzen aufweist, wird irgendwo schleifen und Probleme verursachen, zumindest höheren Energieverbrauch, vielleicht auch ernsthafte Störungen des Ablaufes. Sind die Toleranzen zu groß, kann man es gar nicht einpassen und es wird völlig unbrauchbar. So ist es auch mit dem Menschen: Weist er zu große Toleranzen — also Abweichungen vom göttlichen Ideal — auf, läßt er sich nicht mehr in die menschliche Gesellschaft einpassen. Man spricht dann von Asozialität. Weist eine ganze Gesellschaft mehrheitlich zu große Toleranzen gegenüber dem biblischen Normativ auf, hat man eine dekadente, untergehende Civilisation.
Auch Thomas Mann sei hier angeführt, der gesagt hat, daß Toleranz zum Verbrechen wird, wenn sie dem Bösen gilt.
… kein Wunscherfüllungsautomat
2. November 2009
Gerade wurde ich auf die Problematik der richtigen Übersetzung von Ps. 37, 4 hingewiesen. Luther übersetzt hier:
»Habe Deine Lust am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz wünschet.«
Diese Übersetzung erweckt nun den Eindruck, als hätte Gott zugesagt, beliebige Herzenswünsche zu erfüllen. Besser übersetzt hier aber die Elberfelder:
»… und ergötze dich an Jahwe: so wird er dir geben die Bitten deines Herzens.«
und in der Dabhar lesen wir:
»Und behage dich auf JHWH, und er gibt dir die Erfragten deines Herzens.«
Die letztgenannten Übersetzungen legen eher den Schluß nahe, daß es Jahweh ist, der überhaupt erst einmal die (richtigen) Wünsche des Herzens in uns bewirkt. Das ist doch ein deutlich anderer Schwerpunkt als der durch die Lutherübersetzung implizierte. In diesem Licht erscheinen auch die neutestamentlichen Parallelaussagen viel schlüssiger, die dem Leser hiermit zum Selbststudium anempfohlen seien:
Mt. 7, 7f
Joh. 9, 31
Joh. 14, 13
1. Joh. 3, 22
1. Joh. 5, 15