Citat des Tages X
21. Februar 2010
Mit einer Geschwindigkeit, die ansonsten nur vom chinesischen Schwarzmarkt erreicht wird, produzieren christliche Verkäufer praktisch über Nacht von jedem säkularen Phänomen eine eigene Variante. Egal, ob es sich um ein neues Musikgenre, ein Diätprogramm oder einen Modetrend handelt, spätestens zu Weihnachten findet sich eine entsprechende Jesus-Version im christlichen Laden um die Ecke. Wenn Nachahmung die höchste Form der Schmeichelei ist, dann sind Christen die ergebensten Bewunderer der Popkultur.
Skye Jethani in »The Divine Commodity: Discovering a Faith Beyond Consumer Christianity«*, Übersetzung des Citates Tobias Faix
* Zu dem Buch kann ich weder Gutes noch Schlechtes sagen, ich habe es nicht gelesen, das Citat fand ich aber jedenfalls wert, in die hiesige Sammlung aufgenommen zu werden.
Altershochmut
18. Februar 2010
Der Kotzker Rebbe Menachem Mendl Morgensztern (1787 — 1859) sagte einmal:
»So wie es die Art des Affen ist, den Menschen zu imitieren, so imitiert auch der Mensch, wenn er alt wird, sich selbst, und tut, was seinen vorherigen Gewohnheiten entspricht.«
und David Sacks erklärt dazu in einem Artikel zu Neujahr (Rosch H’Schanah):
»In anderen Worten: An einem bestimmten Punkt ihres Lebens werden die meisten von uns — sei es bewußt oder nicht — zufrieden damit, wer sie sind und was aus ihnen geworden ist. Als solche hören wir auf, größere geistliche Höhen anzustreben. Wir sind zufrieden damit, unsere verbleibenden Tage als eine bloße Imitation unserer selbst zuzubringen.«
Nick Vujicic
15. Februar 2010
Hat Euch schon mal jemand mit solch einem überzeugenden Lächeln erklärt, daß in Christus Leben und Sterben gleichermaßen Gewinn ist (Philp. 1, 21)?* Das ist ja nicht grundsätzlich neu für den Bibelleser, aber Nick nimmt man glatt ab, daß er es wirklich verinnerlicht hat.
* Das ursprünglich hier verlinkte Video, auf das sich der Text bezieht, ist nicht mehr vorhanden. Es mußte durch ein ähnliches ersetzt werden.
… von Anbeginn
13. Februar 2010
Ihr seid aus dem Vater, dem Diabolos, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an, und in der Wahrheit stand er nicht fest, da die Wahrheit nicht in ihm ist. Wann gleichsam er die Fälschung spricht, spricht er aus dem ihm eigenen, da er ein Fälscher ist und der Vater derselben.
Joh. 8, 44
Da steht es also: Der Diabolos (Durcheinanderwerfer, Verwirrer) ist ein Menschenmörder von Anbeginn. Deswegen kann es nicht verwundern, daß für ihn die Krönung seiner Anbetung das Menschenopfer ist. Götzendienst, wenn er vollendet ist, fordert also immer wieder Todesopfer. Im Moment wird dem Zeus, dem obersten der hellenischen Götzen des Olymp, gerade wieder ein großes Fest gefeiert, weswegen man dieses Fest auch die Olympischen Spiele nennt. Und prompt hat Zeus das erste Menschenopfer gefordert.
Wie ist das möglich? Lehrt uns die Schrift nicht, daß die Götzen nur tote Materie sind? Die können doch gar nichts fordern noch bewirken — oder? Ja richtig, aber Paulos erklärt auch:
Daher, was erkläre ich? Daß ein Idolopfer etwas ist?
Nicht so, sondern daß Opfer, welche die Nationen schlachtopfern, sie den Dämonen und nicht dem Gott schlachtopfern …
1. Kor. 10, 20f
Bibelstellen, die gern übersehen werden III
11. Februar 2010
Wer aber von euch, der einen Sklaven beim Pflügen oder Hirten hat, wird ihm, dem vom Felde hereingekommenen, gebieten: Komm sofort herbei, laß dich nieder!
Sondern wird er nicht zu ihm sprechen: Bereite mir etwas; ich werde Mahl halten! Umgürte dich und diene mir, solange ich esse und trinke; nach diesem wirst auch du essen und trinken.
Nicht hat er Dank für den Sklaven, daß er die Anordnungen ausgeführt hat.
So auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch angeordnet war, sagt: Wir sind unbrauchbare Sklaven, nur, was wir zu tun schuldeten, haben wir getan.
Lk 17, 7ff
Proportionen
10. Februar 2010
Zwischen Elijahus erfolgreicher Schlacht mit den Baalspriestern und seiner Verfolgung durch Jezebel, als er um Regen betete, sieht sein Diener endlich eine Wolke, klein wie eine Männerfaust, aus dem Meer heraufsteigen (1. Kön. 18, 44).
Manchmal wünschen wir uns doch eher, daß Gott mit einer Faust in der Größe einer Wolke dreinschlüge. Aber was erscheint stattdessen am Horizont: Eine Wolke in der Größe einer Faust.
Herzliche Grüße an alle Leser, die gerade nach der »wolkengroßen Faust« Ausschau halten. Überseht die faustgroße Wolke nicht.
Photo: © Geier
vom Übersetzen
8. Februar 2010
Gelegentlich bin ich gefragt worden, welche Bibelübersetzung ich hier verwende und warum. Bevorzugt nutze ich die Dabhar-Übersetzung von F. H. Baader (Die Geschriebene des Alten und Neuen Bundes). Der Grund liegt in ihrer Genauigkeit. Mir ist bisher keine andere deutsche Übersetzung bekannt, die dem Grundtext derart nahekommt. Das bedeutet freilich, daß sie keine bequeme Übersetzung ist.
Denn die Genauigkeit erfordert Wortschöpfungen, die nicht immer unserer Alltagssprache entsprechen. Das kann auch gar nicht anders sein: Die biblischen Sprachen — Althebräisch, Aramäisch, Altgriechisch (Hellenisch) — entsprechen in ihrer Struktur nicht unbedingt dem modernen Hochdeutschen. Die Übersetzung hat also die Aufgabe, die Verständniskluft zwischen Ursprungstext und der Sprachwelt des Lesers zu überbrücken.
Dafür gibt es nach Schleiermacher zwei gegenläufige Übersetzungsprinzipien: Das eine besteht darin, den Grundtext an das Denken des Lesers anzupassen. Das andere besteht darin, das Denken des Lesers auf den Grundtext zuzubewegen. Wird irgendein Roman übersetzt,ist es kein Problem, wenn der Übersetzer das erste Prinzip anwendet. An die Übersetzung der Bibel stelle ich freilich andere Anforderungen. Der zweite Weg — Heranführung des Lesers an den Grundtext — ist freilich nur möglich, wenn der Leser mitarbeitet, er erfordert den mündigen Leser. Die Dabhar-Übersetzung folgt diesem zweiten Übersetzungsprinzip. Begründet ist dies z. B. in Röm. 12, 2:
Brot, Wein und Gericht
7. Februar 2010
Schwierige Bibelstellen III: 1. Kor. 11, 29
Denn der Essende und Trinkende ißt und trinkt sich selber Urteil, wenn er den Leib nicht beurteilt.
Dieser Aussage geht in Vers 28 die paulossche Anweisung »ein jeder prüfe sich selbst« voraus. Die Frage ist nun, worauf sich diese Selbstprüfung beziehen muß und damit auch, worauf sich die Gerichtsdrohung in Vers 29 bezieht. Geht es hier darum, irgendwelchen Verfehlungen nachzuspüren? Die McArthur Studienbibel gibt in ihrem Kommentar die verbreitete protestantische Auffassung wieder, wenn sie recht allgemein schreibt:
Citat des Tages IX
3. Februar 2010
An den Herrn allein richtet eure Gebete. Hütet euch davor, nach den Zuhörern zu schielen, hütet euch, ihnen zuliebe schöne Worte zu machen. Das Gebet darf auch nicht eine verdeckte Predigt sein. Es ist nicht viel besser als Gotteslästerung, wenn man das Gebet zur Schaustellung macht. Schöne Gebete sind meistens gar nicht fromm. … Lange Gebete enthalten entweder Wiederholungen oder unnötige Erklärungen, deren Gott nicht bedarf, oder sie arten in eine Predigt aus. Ihr braucht nicht im Gebet den Katechismus aufzusagen oder alle eure oder eurer Gemeindeglieder Erfahrungen herzuzählen … Es ist nicht notwendig, daß ihr solange fortredet, bis jedermann denkt: »Wenn er doch endlich Amen sagen würde!«
C. H. Spurgeon, gefunden in der Zeitschrift »Der schmale Weg«, Januar 2010
oder, wie es Jesus ausgedrückt hat:
Aber als Betende — nicht solltet ihr quaken, ebenso wie die aus den Nationen; denn sie meinen, daß sie in ihrem Vielworten erhört werden.
Mt. 6, 7
Ironie der Geschichte
2. Februar 2010
Das hätte Hermann Göring gar nicht gefallen: Ausgerechnet das legendäre deutsche Messerschmitt-Flugzeug ME 109 half dem jungen jüdischen Staat, seine ersten Wochen zu überleben.
Und das kam so: Schon seit 1944 wurde die ME 109 in den Avia-Werken im besetzten Prag in Lizenz gefertigt. Nach dem Krieg baute die Tschechoslowakei die Flugzeuge einfach weiter, schon um eine eigene Luftwaffe aufbauen zu können. Als dann 1948 israelische Emissäre händeringend nach lieferbaren Jagdflugzeugen für die in den Kinderschuhen steckende israelische Luftwaffe suchten, wurden sie in Prag fündig. Schließlich wurden 25 der inzwischen modifizierten Messerschmitts unter der Bezeichnung Avia S.199 an Israel geliefert.
Nachdem am 15. Mai 1948, also unmittelbar in der Nacht nach der Unabhängigkeitserklärung Israels, die Armeen Transjordaniens, Ägyptens, Syriens, des Libanons und des Iraks angriffen, um »die Juden ins Meer zu werfen«, hatte Israel den ägyptischen Bombardements israelischer Städte anfangs nichts entgegenzusetzen. Immerhin gab es einige jüdische Piloten wie den damals gerade 24 Jahre alten späteren israelischen Präsidenten Ezer Weizman, die in den Reihen der britischen Royal Air Force während des zweiten Weltkrieges Flug- und Kampferfahrungen gesammelt hatten und nun in aller Eile auf den Messerschmitts ausgebildet wurden.
Im folgenden ergab sich eine Situation, die nicht einer gewissen Ironie entbehrt und die Dr. Thomas Speckmann in der »Zeit« in dem Artikel »Messerschmitt mit Davidstern« wie folgt beschreibt: