Goldstone-Bericht revidiert
6. April 2011
If I had known then what I know now, the Goldstone Report would have been a different document.
Richard Goldstone
Richter Richard Goldstone hat sich von dem berüchtigten Goldstone-Bericht, für den er federführend verantwortlich war, deutlich distanziert. Der Bericht wurde im September 2009 vorgelegt und hatte damals ein großes Medieninteresse ausgelöst. Goldstone sollte im Auftrag der UNO untersuchen, ob sich die Kriegsparteien bei der Operation »Gegossenes Blei« im Jahr 2008 Verstöße gegen das Kriegsrecht zuschulden kommen lassen hatten. Der Goldstone-Bericht legte damals nahe, daß nicht nur die Hamas, sondern auch Israel gezielt Civilisten bekämpft habe und sprach von der Möglichkeit, daß Kriegsverbrechen begangen worden sein könnten. Die Untersuchungen, die seit Vorlage des Berichtes angestellt wurden, haben diesen Verdacht in Bezug auf Israel jedoch ausräumen können. Tatsächlich hat Israel außerordentliche Anstrengungen unternommen, um civile Opfer so weit wie irgend möglich zu vermeiden. Goldstone sagt heute: »Wenn ich damals gewußt hätte, was ich heute weiß, wäre der Goldstein-Bericht ein anderes Dokument geworden.«
Der Zebra, die Eichhorn, das Mensch …
30. März 2011
Nachdem die Revision der amerikanischen Bibelübersetzung NIV (New International Version) von 2011 gendergerecht[G] umgestaltet wurde, fordern Tierschutzaktivisten der Organisation PETA in einem Brief an die Übersetzer nun auch eine tiergerechte Bibelübersetzung. Statt des Pronomens »es« sollen für Tiere die Pronomina »er« und »sie« verwendet werden, um die Persönlichkeit der Tiere auszudrücken, die »fühlende, intelligente Individuen, fähig zu Freude und Leiden« seien. Im Hebräischen gibt es freilich keine Pronomina, die auf das Geschlecht eines Tieres schließen lassen würden — man müßte sie also zum Text dazuerfinden.
Citat des Tages XXXII
29. März 2011
»Wer aus einer Sekte[G] austritt, wird von dieser als Sektierer bezeichnet werden.«
F. H. Baader in: Wortbetrachtungen · Band I
Hirnschmelze: Zahlenspiele
24. März 2011
Es ist immer wieder eigenartig, zu sehen, wie irrational doch Lebensrisiken eingeschätzt werden. Mitunter ist es auch tragisch. An der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sind knapp 200 Menschen gestorben und sie hat den Rang eines internationalen Traumas erlangt. Im deutschen Straßenverkehr sind allein im letzten Jahr 3.657 Personen tödlich verunglückt. Eine grundsätzliche Diskussion, die der gegenwärtigen Nukleartechnikdiskussion vergleichbar wäre — also in der Art, ob das Risiko der automobilen Beweglichkeit für den Menschen überhaupt beherrschbar sei — gibt es freilich nicht. Stattdessen wird pragmatisch in kleinen Schritten das Risiko reduziert, indem man die Sicherheit von Fahrzeugen nach und nach verbessert. An das — durchaus erhebliche — Restrisiko haben wir uns gewöhnt, wir haben es akzeptiert.
Zwei Meldungen von Donnerstag
19. März 2001
Khaled Abu Toameh schreibt in der »Jerusalem Post«:
»Mohammed Nabil Taha, ein elfjähriger palästinensischer Junge, starb diese Woche am Eingang zu einem libanesischen Krankenhaus, nachdem die Ärzte sich geweigert hatten, ihm zu helfen, weil seine Familie die medizinische Behandlung nicht bezahlen konnte.«
Am gleichen Tag meldet »Israel heute«:
»Die israelische Armee und Notärzte haben am Mittwoch einer palästinensischen Frau und ihrem Neugeborenen das Leben gerettet. In der Siedlung Itamar, wo vergangenes Wochenende eine Siedlerfamilie brutal ermordet wurde, brachten die israelischen Ärzte ein kleines palästinensisches Mädchen zur Welt — in jenem Ort, wo die Hinterbliebenen der Fogel-Familie gerade die sieben Tage der jüdischen Trauer verbringen.
Oh, the irony …
15. März 2011
Am Samstag kam der Soziologe Prof. Günter Amendt (nicht zu verwechseln mit dem Soziologen Prof. Gerhard Amendt, seinem Zwillingsbruder) in Hamburg-Eppendorf bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben. Amendt war eine Galionsfigur der Achtundsechziger. Der bekennende Homosexuelle verfaßte in den Siebziger Jahren zwei Sexbücher für Jugendliche, die unter anderem die Zielsetzung hatten, Homosexualität zu enttabuisieren. Eines der Bücher, die sich zu Hunderttausenden verkauften, wurde später von zwei Amtsgerichten als kinderpornographisch eingestuft, der Besitz ist heute strafbar.
Später wandte sich Amendt dem Thema Drogen zu und plädierte für die Entkriminalisierung des Drogengebrauchs. Bei dem Fahrer des Autos, das Amendt erfaßte und tödlich verletzte, wurde bei einem Drogentest der Cannabis-Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) festgestellt. Bei dem Unfall starben drei weitere Menschen, außerdem gab es Verletzte.
Die Beseitigung der Fundamente · Teil 1
12. März 2011
Wenn die Fundamente zerstört werden, was kann dann der Gerechte noch bewirken?
Ps. 11, 3
Vor knapp zwei Jahren hat die Stadt Köln beim Einsturz ihres Stadtarchivs auf die harte Tour lernen müssen, was passiert, wenn die Fundamente eines Gebäudes nicht ausreichend gesichert werden. Das größte deutsche Kommunalarchiv mit siebenundzwanzig Regalkilometern Archivgut aus dem Mittelalter bis hin zur Moderne, seit Jahrhunderten von kriegsbedingten Verlusten verschont geblieben, wurde in einem Augenblick in Schutt und Schlamm begraben, weil die Fundamente infolge von Bauarbeiten in der Nachbarschaft unterspült worden waren. Seitdem wird mit riesigem Aufwand und bescheidenem Erfolg versucht, wenigstens einen Teil der Archivalien zu retten. Man schätzt, daß ein Restaurator auf sechstausend Jahre damit beschäftigt wäre, die Stücke wiederherzustellen, die geborgen werden konnten, also kaum länger als seit der Erschaffung der Welt bis heute.
So wie der beste Restaurator also nicht mehr viel ausrichten kann, wenn die Fundamente vernachlässigt wurden, gibt es offensichtlich auch im geistlichen Bereich den Fall, wo der Gerechte nichts mehr bewirken kann, weil die Fundamente so stark erodiert sind, daß nur noch die Aussicht auf den Einsturz verbleibt: die Erwartung des Gerichtes.
Die Zerstörung der Fundamente: Sprache, Denken und Klarheit der Begriffe
Citat(e) des Tages XXXI
9. März 2011
»Es ist bemerkenswert, daß in jedem Abschnitt des Neuen Testaments, der sich mit den beiderseitigen Verpflichtungen von Mann und Frau befaßt, der Autor immer mit einer Erklärung der besonderen Verantwortungen der Frau beginnt. Dies trifft zu, ganz gleich ob der Autor Petrus (ein verheirateter Mann) oder Paulus (ein unverheirateter Mann) ist. Es scheint, daß in gewissem Sinn die Frau der Angelpunkt ist, um welchen sich die ganze Beziehung dreht. Wenn sie ihre Rolle nicht übernimmt, besteht keinerlei Möglichkeit für den Mann, die Beziehung von sich aus erfolgreich zu gestalten.«
Derek Prince in »Der Ehebund«
»Gott hat der Frau eine Möglichkeit eröffnet, ihren Mann zu veranlassen, sie zu lieben und zu verehren. Gott gab uns Frauen die Schlüssel zu den Wegen des Herzens eines Mannes. Gott richtete es so ein, daß wir ihn geradezu bewegen können, die Pflichten zu erfüllen, die Gott ihm aufgetragen hat. Es entspricht seiner Natur, zu reagieren, wenn wir ihn nur mit Ehrfurcht behandeln. Ein Mann hat nicht solche Macht, sein Weib zu beeinflussen. Frauen sind nicht mit dem selben Reaktionsmechanismus ausgestattet. Gott hat den Männern nicht die wunderbare Verheißung gegeben, daß sie ihre Frauen durch angemessenes Verhalten gewinnen könnten. Aber Frauen haben diese schöne Hoffnung, die auf die Verheißung Gottes* gegründet ist.«
Debi Pearl in »Created to be his Help Meet«
Was lange hält …
2. März 2011
»Was lange hält, das bringt kein Geld.« — Der folgende Film widmet sich der Frage, wie sehr diese alte »Kaufmannsweisheit« im letzten Jahrhundert das ingenieurtechnische Design von Produkten verändert hat. Ich hatte das Problem einiger fragwürdiger Umsatzsteigerungsmethoden bereits in der Geiernotiz zur »Abwrackprämie« angesprochen, der Film bringt aber eine viel detailliertere Beschreibung von Fällen der sogenannten »geplanten Obsoleszenz«, also des gewollten, planmäßigen Einbaus von Mängeln in Produkte, die bewirken, daß diese schneller verschleißen und eher ersetzt werden müssen. Damals, vor etwas mehr als zwei Jahren, hatte ich geschrieben:
Ich bin im bereits im Besitz von Geräten, in denen teure Teile mit einem eingebauten Verfallsdatum verbaut sind: Ein Chip sagt nach einer vordefinierten Laufzeit einfach: »Schluß!« — und das, obwohl das Gerät im mechanischen Sinne durchaus noch gut weiterlaufen könnte. Aber der Chip schaltet es ab. … Von Verbraucherschützern habe ich bisher dazu nichts gehört, auch nicht von den Ökologen, die ja sonst zu allem ihren Senf dazugeben, aber hier offensichtlich kein Problem sehen, wenn brauchbare Maschinenteile einfach weggeworfen und durch neue ersetzt werden.
Nun wird deutlich, daß hinter solchen Erfahrungen eine perfide Systematik steckt, die viel älter, erprobter und viel umfangreicher ausgebaut ist, als ich befürchtet hatte.
Königliche Verrücktheit
28. Februar 2011
»An einem festgesetzten Tage aber hielt Herodes, nachdem er königliche Kleider angelegt und sich auf den Thron gesetzt hatte, eine öffentliche Rede an sie. Das Volk aber rief ihm zu: Eines Gottes Stimme und nicht eines Menschen! Alsbald aber schlug ihn ein Engel des Herrn, darum daß er nicht Gott die Ehre gab; und von Würmern gefressen, verschied er.« (Apg. 12, 21ff)
Wir wissen zwar nicht, welche Zeitspanne dieses »alsbald« im Falle des Herodes beschreibt; für Muammar al-Gaddafi scheint aber der Zeitpunkt des Gerichtes nun gekommen zu sein. Der hatte sich im Jahr 2008 von über zweihundert afrikanischen Stammesfürsten zum »König der Könige« ernennen lassen. Normalerweise geht das nicht gut aus: